Zürich – Die Korrektur an den internationalen Aktienmärkten hat sich in der letzten Woche vehement fortgesetzt. Hüben wie drüben werden die Quartalsergebnisse nicht gut aufgenommen und lassen die Aktien der betreffenden Firmen in der Regel einbrechen. Über die Woche korrigierte der S&P500 fast 4% und der Nasdaq 3.8%. In Europa fiel der EuroStoxx50 2.6%, aber zyklische Märkte wie der Dax kamen mit -3.1% mehr unter die Räder. Der SMI verlor aufgrund seines defensiven Charakters mit 2.3% weniger. Dagegen korrigierte der die klein- und mittelkapitalisierte Werte umfassende SPI Extra beinahe 4%. Damit steht dieser Index 14% tiefer als Ende August.
Bei den Währungen tendierte der EUR/USD erneut schwächer. Mit ein Grund war der tiefere Einkaufsmanager-Index im Oktober. Der CHF wurde gegenüber dem EUR stärker, was mit der Flucht in die Qualität erklärt werden kann. Ein USD kostete zum Wochenschluss 0.997 Franken.
Die zehnjährigen US-Zinsen kamen über die Woche 13 Basispunkte zurück. Die dortigen Kurse waren stark überverkauft, sodass ein Zinsrückgang nicht überrascht. Die deutschen Zinsen beendeten die Woche bei 0.35%und setzten damit ihren dramatischen Rückgang fort. Auch die Schweizer Zinsen kamen zurück und der zehnjärige Eidgenosse rentiert wieder negativ.
Tiefere Ölnotierungen
Die Korrektur an den Börsen schwappte auf den Ölmarkt über und es resultierten Kursverluste von etwa 4%. Weiter hat man Angst vor einer fallenden Nachfrage. Der Goldpreis profitierte etwas von all den Unsicherheiten und verteuerte sich um 1.3%.
Anzeichen von Panik
Das Bild an den Börsen hat sich weiter verschlechtert und teilweise waren die Verkäufe bereits panikartig. Der S&P500 hat vom Top 10% korrigiert, der Dax ist seit dem Höchst im Januar 18.5% tiefer und der SMI 10.5%. Insgesamt zeigen sich zwei Muster. Einerseits geraten vor allem in Europa Zykliker unter die Räder. Diese haben häufig einen Bezug zum Automarkt, der in Europa im September eingebrochen ist und in China schon seit mehreren Monaten schwächelt. Andererseits korrigieren auch teuer bewertete Wachstumsaktien aus den USA. Beispiele dazu sind Amazon.com, Nvdia oder als Spezialität Align Technology aus der Zahnmedizin, wo sich der Kurs im Oktober beinahe halbierte. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Chancen-/Risikoverhältnis vor der Zahlenpublikation äusserst schlecht ist, womit Vorkäufe nach wie vor zu vermeiden sind.
Weiter trübe Stimmung
Wie geht es nun weiter? Generell sind wir der Ansicht, dass die Korrektur noch nicht ausgestanden ist und es durchaus noch weiter bergab gehen könnte. Das Bild dürfte sich auch nicht so schnell wieder aufhellen, wie dies beispielsweise im Frühling nach der Korrektur der Fall war. Zuviele Unsicherheitsfaktoren lasten auf den Märkten. Wirtschaftlich gesehen sind es das schwächere Wachstum in Europa. Noch wichtiger ist indes China. Die Regierung versucht zwar zu stabilisieren. Es wird aber nicht mehr über Kredite mit der grossen Kelle angerührt, sondern es gibt bis jetzt nur kleinere Massnahmen wie Steuersenkungen. Davon profitiert die Weltwirtschaft nur wenig.
Ein weiterer Punkt ist die Geldpolitik in den USA und die Angst, dass die Zinsen zu schnell erhöht werden. Wir denken, dass das Fed im nächsten Jahr zurückbuchstabieren muss und es im Endeffekt weniger Zinserhöhungen machen kann als die zurzeit geplanten vier. Allerdings würde dies den Börsen erst mittelfristig eine Unterstützung bieten.
Kurzfristige Unsicherheitsfaktoren sind der Handelskrieg, die Midterm-Wahlen, die Defizitverhandlungen in Italien und der Brexit.
Weiter defensiv agieren
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass wir vorsichtig bleiben. Wir empfehlen den Investoren auf alle Fälle die Earnings Season abzuwarten und dann die Lage wieder zu beurteilen. Ein Trigger für einen Rebound könnte die Wiederaufnahme der Aktienrückkäufe nach der Quiet Season in den USA ab Mitte November sein. Zudem spricht die Saisonalität wie der Januareffekt für eine Verbesserung des Börsenklimas. (IHAG/mc)