IHAG Kommentar: Europäische Schuldenkrise im Fokus
Zürich – Die Aktienmärkte erlebten in der letzten Woche eine Zwischenerholung, wobei der Dax mit einem Gewinn von 7.4% am meisten stieg. In den USA zog der S&P500 5.4% an und der Nasdaq kletterte 6.3% in die Höhe.
Der Schweizer Markt beendete die Woche nahezu unverändert. Einerseits blieben die defensiven Schwergewichte Roche (Wochenverlust: 3.2%) und Novartis (unverändert) zurück, andererseits belastete ein unerwarteter Handelsverlust in Höhe von USD 2.3 Mrd. der UBS (Wochenverlust: 2.8%) die Aktie. Bei den Sektoren waren vor allem europäische Bankaktien gesucht, nachdem die wichtigsten Notenbanken sich entschlossen haben, den Banken USD-Liquidität zur Verfügung zu stellen.
Schuldenkrise in Europa spitzt sich zu
Auf der Währungsseite herrschte für einmal weitgehende Ruhe. Wir denken aber, dass diese Ruhe von kurzer Dauer sein wird und gehen davon aus, dass vor allem der EUR/USD unter Druck kommen dürfte. Die Schuldenkrise in Europa spitzt sich zu, sodass ein Fall des EUR/USD in Richtung 1.30 wahrscheinlich ist. Die SNB wird standhalten und das Niveau des EUR/CHF bei 1.20 weiter verteidigen. Der Ölpreis notierte nahezu unverändert bei USD 115.1/bbl. Die internationale Energiebehörde (IEA) erwartet für 2011 und 2012 einen Nachfragerückgang von 200‘000 resp. 400‘000 bbl pro Tag. Grund dafür ist die drohende Wirtschaftsabschwächung. Die Behörde betont aber, dass der Ölmarkt trotzdem angespannt bleiben wird, sodass der Ölpreis hoch bleiben dürfte. Das Zünglein an der Waage spielt Libyen. Die IEA prognostiziert, dass das vom Bürgerkrieg heimgesuchte Land erst Ende 2012 die volle Produktionsleistung wird aufnehmen können.
Europäische Banken als weiterer Problemherd
Die Aktienmärkte befinden sich nach wie vor im Spannungsfeld der europäischen Schuldenkrise, angeschlagenen europäischen Banken und der sich im Gang befindenden wirtschaftlichen Abschwächung. Die Märkte hängen derzeit an den Lippen der Politiker und ihren Vorschlägen zur Lösung des Griechenland-Problems. Kurzfristig dürfte dafür allerdings keine nachhaltige Lösung gefunden werden. Ein weiterer Problemherd sind die europäischen Banken, wobei die Lage der französischen Institute besonders kritisch erscheint. Das Exposure gegenüber Staatsanleihen der PIGS-Staaten ist hoch und gleichzeitig haben die französischen Banken zu wenig Eigenkapital. Hier ist eine Rekapitalisierung überfällig, wobei am Ende sogar eine Verstaatlichung einzelner Institute nicht auszuschliessen ist.
Marktteilnehmer warten auf die FED-Sitzung vom kommenden Mittwoch
Der dritte Punkt ist die wirtschaftliche Abschwächung. Die Zahlen deuten bis anhin lediglich auf eine Abschwächung hin, für eine Rezession bräuchte es mehr. In den USA läuft die Industrie ansprechend und die Unternehmens-Investitionen steigen. Problematisch ist der Privatkonsum. Gespannt warten die Marktteilnehmer auf die FED-Sitzung vom kommenden Mittwoch. Man geht davon aus, dass die Notenbank Änderungen bei der Duration ihres umfangreichen Bondportfolios ins Auge fassen wird mit dem Ziel die langfristigen Zinsen zu senken („Operation Twist“). Wir denken, dass eine solche Aktion wenig bringen dürfte, weil dadurch kein neues Geld in die Wirtschaft fliesst. Besser wäre ein „Quantitative Easing 3“, wobei dem FED aufgrund der höheren Inflation dafür die Hände gebunden sind.
Märkte kurzfristig volatil
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Märkte kurzfristig volatil bleiben werden. Wir raten den Investoren Cash-Reserven zu halten. Gleichzeitig würden wir aber an schwächeren Tagen Teile der Liquidität einsetzen und selektiv Käufe tätigen. Viele Aktien sind zu stark gefallen und bieten nach unserem Dafürhalten ein interessantes Chancen-Risiko-Verhältnis. Beispiele dafür sind Baker Hughes, Siemens und BMW (IHAG/mc/hfu)
Schuldenkrise in Europa spitzt sich zu.