IHAG-Kommentar: EZB startet mit Quantitative Easing
Zürich – Die Börsen zeigten in der letzten Woche ein gemischtes Bild. Auf der einen Seite konnten die europäischen Märkte erneut Kursgewinne verbuchen, allen voran der Dax mit einem Plus von 1.3%. Aber auch der SMI gewann 0.7% und schaffte den siebten Wochengewinn in Folge. Ebenfalls weiter gut im Rennen liegt der japanische Markt. Der Nikkei kletterte fast ein Prozent in die Höhe und steht beinahe bei 19‘000 Punkten.
Auf der anderen Seite geht den amerikanischen Dividendenpapieren etwas der Schnauf aus. Insbesondere der robuste Arbeitsmarktreport vom Freitag weckte die Ängste vor einer baldigen Zinserhöhung und führte zu einem Kursrückgang um 1.4% im S&P500. Der Wochenverlust belief sich auf 1.6%. Damit einher gingen höhere Zinsen am langen Ende. Diese stiegen von 2.01% auf 2.24%.
Im Vorfeld des QE durch die EZB sackte der Euro nochmals ab. Gegenüber dem USD verlor die Einheitswährung hohe 3.1%. Etliche Marktteilnehmer erwarten hier bereits die Parität. Da sich der EUR/CHF kaum bewegte kostete ein USD per Freitagabend wieder 98 Rappen.
Ölpreis bewegt sich seitwärts
Bei den Rohstoffen bewegte sich der Ölpreis seitwärts. Die Daten zeigen, dass die Ölproduktion in den USA weiter steigt, trotz Schliessung von Bohrtürmen. Damit dürfte der Ölpreis in den nächsten Monaten seine volatile Seitwärtsbewegung fortsetzen. Beim Gold resultierte infolge des stärkeren USD ein markanter Einbruch über die Woche von 3.4%. Der Preis nähert sich damit den Tiefstständen vom letzten November, als USD 1‘150 pro Unze erreicht wurden. Im wichtigen indischen Markt wurden die Importzölle auf das wichtige gelbe Metall nicht wie erwartet gesenkt, was tendenziell negativ ist.
EZB öffnet Geldschleusen
Heute startet die EZB mit ihrem Quantitative Easing. Dabei sollen bis mindestens im Herbst 2016 Wertpapiere in Höhe von EUR 60 Mrd. gekauft werden. Gekauft wird bis zu einer Rendite von etwa -0.2%, was dem Diskontsatz entspricht. Umgesetzt wird das Programm durch die jeweiligen Notenbanken, die Staatsanleihen ihres Landes kaufen. Dadurch erhöht sich die Liquidität im Markt, was ähnlich wie in den USA dem BIP-Wachstum helfen sollte. Der Euro dürfte schwach bleiben, wobei nach unserem Dafürhalten ein schöner Teil der QE-Effekte bereits vorweggenommen wurde. Der Einfluss auf die Bondmärkte ist gemischt. Für Deutschland werden Käufe von etwa EUR 160 Mrd. in Staatsanleihen erwartet. Die Neuemissionen belaufen sich hingegen nur auf etwa EUR 15 Mrd. im laufenden Jahr, weil Deutschland ein ausgeglichenes Budget anstrebt. Trotz bereits tiefen Renditen für längerlaufende Staatsanleihen dürften damit aufgrund des begrenzten Angebots die Zinsen kaum steigen.
Brummende Wirtschaft in USA
In den USA läuft die Wirtschaft weiterhin gut. Ein Ende dieses Trends ist nicht absehbar, denn das Wachstum erscheint selbsttragend. Es besteht aber das Risiko, dass die Zinsen früher als erwartet erhöht werden müssen. Dagegen sprechen eine immer noch unter dem Zielband des Fed notierende Inflation und ein nur unterdurchschnittliches Wachstum der Löhne. Löhne sind bekanntlich ein wichtiger Kostenblock in der heutigen Dienstleistungsgesellschaft. Ein weiterer Punkt ist der immer stärker werdende USD. Dieser dürfte weiterhin eine Bremse für die Börse darstellen. Wir würden daher in den USA mehrheitlich auf inlandorientierte Firmen setzen, die gegen die USD-Erstarkung immun sind oder via günstigere Importe sogar noch davon profitieren. Ein Beispiel sind die Aktien der Supermarktkette Kroger, die in der letzten Woche sehr gute Zahlen ausgewiesen haben. Dank einer überzeugenden Strategie kann die Gesellschaft konstant hohe Verkaufszuwächse zeigen. Es hilft, dass man dabei auch mit dem Brand Simple Truth rechtzeitig auf die Biowelle aufgesprungen ist.
Warten auf Fed
Grundsätzlich bleiben wir für die weitere Börsenentwicklung relativ optimistisch. Die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass während QE-Phasen der Aktienmarkt freundlich tendiert. Damit sind die Europäischen Börsen im Vorteil, wobei das Risiko einer kurzen aber scharfen Korrektur gestiegen ist. Die US-Börse dürfte dagegen nur unterdurchschnittlich performen, bis näheres über den weiteren Verlauf der US-Zinspolitik bekannt ist. Die nächste Sitzung des Fed ist am 18. März. Eine grössere Börsenkorrektur ist aber unwahrscheinlich, denn die Notenbank dürfte die Liquidität nur sehr vorsichtig abschöpfen. (IHAG/wum/mc/ps)