IHAG-Kommentar: Fokus auf die Earnings Season
Zürich – Die Aktienmärkte profitierten in der letzten Woche vom Zustandekommen eines Deals mit Griechenland sowie in geringerem Masse von einem geplanten Abbau der Sanktionen mit dem Iran. In den USA überzeugte zudem Google (Wochengewinn: 26.9%) mit einem erfreulichen Quartalsausweis. Der S&P500 stieg über die Woche 2.4% und handelt nun wieder ganz oben in seinem Trading-Band. Der Nasdaq legte sogar um 4.3% zu. In Europa gewann der Dax 3.2% und der SMI 3.4%. Dem Schweizer Markt halfen weniger schlecht als erwartete Quartalszahlen von Swatch (+10.3%) und Givaudan (+6.6%). Auch der Nikkei profitierte vom besseren Umfeld und steht beinahe wieder auf den letzten Höchstkursen vom Juni.
Der Euro schwächte sich innert Wochenfrist gegenüber dem USD um fast 3% ab. Der Verbleib Griechenlands im Euro und das Lösen des Problems mit zusätzlichen Schulden tragen sicherlich nicht zu einer Stärkung der Einheitswährung bei. In den USA kann zudem mit einer Zinserhöhung in diesem Jahr gerechnet werden. Der EUR/CHF beendete die Woche beinahe unverändert bei ungefähr 1.04. Dementsprechend kostet ein USD nun
96 Rappen, nach 94 Rappen vor einer Woche.
Der Ölpreis tendierte über die Woche schwächer. Die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran und Fragezeichen zur wirtschaftlichen Entwicklung Chinas waren die Auslöser. Es erscheint klar, dass beim aktuellen Ölpreis viele Produzenten Mühe bekunden, profitabel zu wirtschaften, was später Produktionskürzungen zur Folge haben könnte.
Goldpreis im freien Fall
Der Goldpreis scheint keinen Boden zu finden. Am Mittwoch wurde die wichtige Marke bei USD 1‘150 pro Unze gegen unten durchbrochen. Ein wichtiger Grund dafür ist sicherlich die Aussicht auf eine Zinserhöhung in den USA. Dazu kommt, dass Gold nicht mehr als Safe Haven betrachtet wird. Fällt Gold unter die Marke von USD 1‘000 pro Unze, kämen viele frühe ETP-Besitzer in die Verlustzone, was weiteren Verkaufsdruck beim gelben Metall auslösen dürfte.
Der Deal der EU mit Griechenland hinterlässt einen faden Beigeschmack. Es ist der dritte seiner Art und die Wahrscheinlichkeit ist unseres Erachtens klein, dass das Problem nachhaltig gelöst werden kann. Zum einen ist Austerität wahrscheinlich das falsche Rezept für das krisengeschüttelte Land und die prognostizierten Einnahmen aus Privatisierungen in Höhe von EUR 50 Mrd. sind mehr als optimistisch. In einem ähnlichen Programm konnten lediglich Assets über etwa EUR 3 Mrd. veräussert werden. Obwohl der Deal nicht nachhaltig erscheint, ist das Griechenland-Thema für die Märkte vorerst abgehakt und der positive Ausgang in den aktuellen Kursen eskomptiert.
Vor Neuinvestitionen erste Trends der Earnings Season abwarten
Die Investoren konzentrieren sich nun auf die Publikation der Quartalszahlen, die diese Woche richtig anfängt. Fragezeichen gibt es für Unternehmen mit einer starken Ausrichtung auf die chinesische Wirtschaft, wie beispielsweise die deutschen Autobauer. In den USA dürfte der starke USD für die multinationalen Gesellschaften ein Negativum bleiben. Weiter ist davon auszugehen, dass das abgelaufene Quartal für Ölgesellschaften in Europa und den USA eine Herausforderung war. Aufgrund des Enttäuschungspotentials empfiehlt es sich vor Neuinvestitionen erste Trends der Earnings Season abzuwarten.
Bei den Einzeltiteln gefallen uns die Aktien der holländischen Technologiefirma ASML. Dieser Hersteller von Machinen für die Chipproduktion hat gute Zahlen ausgewiesen und einen positiven Ausblick gegeben. ASML verfügt über eine neue Technologie, die die Produktion von Chips mit noch dünneren Leiterbahnen ermöglicht. Die Holländer haben in diesem für die Chipindustrie essentiellen Segment quasi ein Monopol und dementsprechend interessant ist die Aktie für einen Investor. (IHAG/wum/mc/ps)