IHAG-Kommentar: Fragile Börsen – Oktober beginnt seinem schlechten Ruf entsprechend
Zürich – Anfangs der vergangenen Woche war die Stimmung an den Börsen noch freundlich, da die Neuauflage des Freihandelsabkommens NAFTA zwischen den USA, Kanada und Mexiko (USMCA) positiv aufgenommen wurde. Der Zinssprung in den USA am Mittwoch sowie weitere Spannungen zwischen USA und China bewirkten aber v.a. am Donnerstag grossen Abgabedruck. Weniger auf Index Ebene, sondern bei diversen Aktien mit Kursabschlägen von über 4% ohne firmenspezifische News. Der SMI verlor über die Woche dank den Pharmawerten nur 0.5%, der S&P 500 bereits 1.0% und der Euro Stoxx 50 1.6%.
Italienische Politiker haben die Einführung einer eigenen Währung diskutiert, was den EUR unter Druck und eine Flucht in sichere Häfen wie Eidgenossen bewirkte. Etwas versöhnlicher stimmte die Finanzmärkte am Mittwoch, dass die Italiener diskutierten, das Budgetdefizit bis 2021 auf 2% zu senken.
Der starke ISM-Nonmanufacturing Index sowie positive Aussagen vom FED Chef Powell zur US-Konjunktur bewirkten am Mittwoch einen Zinssprung bei den Renditen für zehnjährige Staatsanleihen in den USA von 3.05% auf über 3.20%. Der Arbeitsmarktbericht am Freitag war gemischt, mit einer Hochrevidierung der Vormonatsstellen und damit einem tiefer als erwarteten Anstieg im September. Damit konnte das neue Zinsniveau über 3.20% verteidigt werden. Deutschland als Save Haven in Europa stand im Wechselbad der Gefühle mit der Volatilität der italienischen Politiker. Nach einem kurzen Rücksetzer am Dienstag kletterte auch hier die Rendite im Bund von 0.47% auf 0.57%. Die Schweiz konnte sich nicht entkoppeln und die Rendite im zehnjährigen Eidgenossen kletterte von 0.04% auf 0.08%.
Beim EUR/USD setzte sich der Rückgang der Vorwoche fort. Nach einer Korrektur von 1.18 begann ab Donnerstag eine Konsolidierung bei 1.15. Der USD/CHF stürmt seit der letzten Septemberwoche Richtung Parität, zeigt aber nun Anzeichen eines nachlassenden Momentums. 99.50 Rappen wurde am Freitag kurz bezahlt, mit einem Wochenschluss bei 99.20 Rappen. Beim EUR/CHF wurde charttechnisch gegen oben die 50-Tage-Linie im Moving Average genommen, aber die 90er Linie nicht erreicht. Am Freitag wurde etwas mehr als 1.14 bezahlt.
Ölpreis im Steigflug
Getrieben von der anhaltenden Sorge eines Angebotsengpasses kletterte der Ölpreis letzte Woche weiter bis auf USD 86 pro Fass Brent, sank aber am Freitag auf USD 84 zurück. Angesichts der angespannten Angebotslage hält Russlands Energieminister Alexander Nowak einen Anstieg der Rohölpreise auf USD 100 Dollar für denkbar. Beim Goldpreis gab es kaum Impulse und die seit einem Monat zu beobachtende Konsolidierung bei USD 1200 pro Unze setzte sich fort, mit einem Schlusskurs per Freitag bei USD 1202.
Die Börsen sind fragiler geworden, es gibt immer weniger Aktien mit einem soliden Aufwärtstrend. Am Mittwoch kletterte der Dow Jones zwar noch auf einen neuen Rekordwert. Allerdings wird dies von den Small Caps der einheimischen Aktien im Russell 2000 Index nicht bestätigt, welche seit anfangs September über 5% korrigiert haben. Ein ähnliches Bild in der Schweiz, wo der SMI getragen von den beiden Pharmawerten, parallel zum global steigenden Healthcare Index sowie einer stabilen Nestlé, eine relativ gute Figur macht, wogegen der SPI Small & Midcap Index anfangs September und nun auch anfangs Oktober in wenigen Tagen 3% verlor. Bei einzelnen Titeln kam es zu regelrechten Einbrüchen, teils ohne firmenspezifischen News, sondern wegen Abstufungen von Brokern oder generell im Fahrwasser unbeliebter globaler Sektoren (Automobil, Industrie).
Am Donnerstag war das Kurstableau tief rot, mit Abschlägen von teils über 4%. In der Schweiz traf der Abgabedruck auch bisher gut laufende Aktien wie Givaudan, Sika oder SGS. Die tieferen Kurse animieren zu Käufen, was aber angesichts weiteren Verkaufsorders selten belohnt wird. So geschehen bei unserer Empfehlung in Swatch vor einer Woche, wo die vermeintliche Bodenbildung sich im aktuellen Umfeld als falsch erwies. Die Unsicherheit über China und die Konjunkturentwicklung bringt mehr Seller als Buyer.
Monat mit Korrekturpotential
Allerdings darf man nicht den Mut verlieren, denn der Oktober wird seinem Ruf als Monat mit Korrekturpotential gerecht. Ein Lichtblick war z.B. Samsung mit einem Rekordergebnis im dritten Quartal. Dies passt ins Bild eines Spannungsfeldes aus noch guter Konjunktur und politischen Störfeuern, was an den Nerven der Anleger zehrt. Momentan würden wir an der Seitenlinie bleiben und den Herbstturm vorbei ziehen lassen. (IHAG/frp/mc/ps)
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