Zürich – Die Lage an den Aktienmärkten bleibt unsicher und entsprechend war auch in der letzten Woche die Volatilität hoch. Während sich die Verluste in den USA in Grenzen hielten (S&P500: -0.8%), waren die Performances in Europa nochmals tief im roten Bereich. So verloren der Dax und der SMI 3.4% resp. 3.8%. Im Fokus standen Europäische Bankaktien, deren Bilanzen mehr und mehr angezweifelt werden. Ebenfalls sehr schwach war die Performance in Japan. Infolge einer Erstarkung des Yen verlor der Nikkei über die Woche mehr als 12%.
Grund für den starken Yen ist die Tatsache, dass Investoren ihre Yen-Kredite decken müssen. Mit einem Wert von 114 JPY/USD ist der Yen so stark wie letztmals im Oktober 2014. Überhaupt neigt der USD zur Schwäche. Auch gegenüber dem Euro verliert der Dollar nochmals fast ein Prozent. Für den Schweizer Anleger kostet ein Dollar noch 97 Rappen, etwa fünf Rappen weniger als Ende Januar.
Staatsanleihen gefragt
Im beschriebenen Umfeld blieben Staatsanleihen gefragt – zumindest bist am Freitag. Die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen starteten die Woche bei 1.84% und sanken auf 1.65% bis am Donnerstagabend. Danach setzte eine scharfe Gegenreaktion ein, welche die Renditen wieder auf 1.75% hievte. Es ist gut möglich, dass die Zinsen in einer Übertreibung zu tief gefallen sind und der Rebound weitergeht.
Der Ölpreis entwickelte sich über die Woche volatil, machte aber am Freitag einen Satz von mehr als 11%. Im Markt gibt es Spekulationen über ein ausserordentliches Treffen von Mitgliedern der OPEC mit Nichtmitgliedern sowie Russland. Der Goldpreis kletterte weiter in die Höhe. Das gelbe Edelmetall wird umso attraktiver, je tiefer die Zinsen fallen. Entsprechend gibt es auch wieder Zuflüsse in Gold-ETP’s. Da sich der Goldpreis seit Mitte Dezember 2015 um 20% verteuerte, erscheint eine Verschnaufpause realistisch. Für Neukäufe würden wir Rückschläge abwarten.
Banken im Fokus
Nachdem an den Aktienmärkten zu Jahresbeginn China, der schwächere Yuan und gestiegene Rezessionsrisiken in den USA im Vordergrund standen, kamen in den letzten beiden Wochen die Europäischen Banken in den Fokus der Investoren. Banken die nach der Publikation ihrer Jahreszahlen hohe Verluste hinnehmen mussten, waren unter anderem die Deutsche Bank, Credit Suisse und Societe Generale. Diese Institute haben mehr oder weniger grosse Kreditengagements im Ölsektor bis hin zu Junk Bonds. Anleger befürchten, dass es zu Zahlungsausfällen kommen könnte, was die CET1-Ratios der Banken belasten würde. Besonders gefährdet sind zudem die italienischen Banken. Dass es dort viele faule Kredite gibt, ist nichts Neues. Neu ist indes, dass seit Anfang Jahr auch Obligationäre Verluste hinnehmen müssen, wenn eine Bank gerettet werden muss. Zwischen Matteo Renzi und der EU besteht eine Uneinigkeit, wie mit den problematischen italienischen Banken umgegangen werden soll. Das ungelöste Bankenproblem in der EU lastet schwer auf dem Sentiment und behindert sowohl die wirtschaftliche Erholung in Europa als auch den Aktienmarkt.
In den USA ist der S&P500 bis jetzt 14% gesunken und ist damit per Definition noch nicht in einem Bärenmarkt. Ein solcher geht in der Regel mit Rezessionen einher. Zwar sind die Rezessionsrisiken in den USA nach sechs Jahren Aufschwung gestiegen, aber unmittelbar droht eine solche nicht. Die Bankkredite steigen, der Konsum wächst, der Arbeitsmarkt generiert zahlreiche neue Jobs mit besseren Löhnen und der Konsument ist finanziell in einer solideren Verfassung, als vor der Finanzkrise. Schwach sind die Industrie und Teile der Investitionsgüterindustrie. Das Fed ist sich dessen bewusst und dürfte bei der Zinspolitik zurückrudern, d.h. die vier geplanten Zinserhöhungen für 2016 nicht oder nur teilweise durchführen. Damit wird sich wohl eine weitere Erstarkung des USD in Grenzen halten.
Sentiment an Märkten schlecht
Die Aktienmärkte haben seit Jahresbeginn stark korrigiert und das Sentiment ist schlecht. Zuweilen dürfte der Markt gegen unten übertrieben haben. Heute startete der Nikkei mit einer markanten Gegenbewegung, nachdem sich der JPY abschwächte und der Yuan nach Kommentaren der chinesischen Zentralbank erstarkte. Auch in Europa steht damit einem Rebound nichts im Wege. Im Dax könnte ein solcher bis 9‘300 laufen. Danach nehmen die Risiken aber wieder zu und je nach Newsflow droht ein erneuter Rückschlag. Wir empfehlen weiterhin vorsichtig zu agieren und würden allenfalls in die Stärke hinein ungeliebte Positionen abstossen. (IHAG/wum/mc/ps)