IHAG-Kommentar: Griechenland: Deal or no Deal?
Zürich – Aufgrund der Grexit-Ängste ist die Entwicklung an den Aktienmärkten auch in der letzten Woche sehr volatil verlaufen. Dies galt insbesondere für Europa, wo der Dax bis zur Wochenmitte um über 5% tauchte. Über die Woche resultierte dann ein Verlust von 1.4%. in der Schweiz verlor der SMI 1.8%. Die US-Märkte zeigten ein kleines Eigenleben und beendeten die Woche im grünen Bereich. Der Nasdaq glänzte mit einem Wochenplus von 1.3%. Nach wie vor sind Biotechwerte sehr gefragt (+3.73%). Der S&P500 gewann 0.8%.
Bei den Währungen neigt der Euro gegenüber dem USD zur Stärke. Etliche Investoren verkaufen Europäische Aktien und decken gleichzeitig ihre Shortposition im Euro, die sie zu Absicherungszwecken nutzten, ein. Der EUR/CHF hält sich mit Mühe über der Marke von 1.04. Die SNB hielt an ihrer Sitzung von letzter Woche an den Negativzinsen von -0.75% fest und wird gezielt intervenieren, wenn nötig. Der USD verlor gegenüber dem CHF 0.44%. Die Griechenlandängste trieben die Investoren wieder mehr in sichere Häfen, wie beispielsweise Deutsche Staatsanleihen. So kamen dort die Zinsen am langen Ende um sieben Basispunkte zurück. Dasselbe Bild zeigte sich in den USA, wo der Zehnjährige elf Basispunkte einbüsste.
Rohstoffpreise wenig bewegt
Bei den Rohstoffen gibt es wenig neues zu berichten. Der Ölpreis dümpelt nach wie vor um das Level von USD 60/bbl. Ein signifikanter Ausbruch gegen oben ist nicht wahrscheinlich, weil viele Produzenten sodann ihren Output erhöhen würden. Der Goldpreis verteuerte sich über die Woche leicht. Richtig profitieren von den Grexit-Ängsten kann das gelbe Edelmetall jedoch nicht.
Immer noch hält das kleine und wirtschaftlich unbedeutende Griechenland die Welt in Atem. Zu Wochenbeginn wurde ein EU-Gipfel einberufen, der wohl die letzte Chance bedeutet um eine Lösung zu finden. Wir sind immer noch der Ansicht, dass man sich in letzter Sekunde einigen wird und es nicht zu dem befürchteten Grexit kommt. Ein solcher wäre für Griechenland die schlechtere Option, denn Griechenland ist nicht so arm, als dass es nichts zu verlieren hätte. Für die EU zählt die Europäische Idee nach wie vor, auch wenn die Griechen etliche Länder verärgert haben. Sollte es wieder erwarten doch zu keiner Lösung kommen, dürften die Börsen wegen der anhaltenden Unsicherheit wohl weiter korrigieren. Echte Ansteckungsgefahren auf Italien oder Spanien sind jedoch wenig wahrscheinlich, denn die EZB wird in einem solchen Fall massiv Staatsanleihen kaufen. OMT gibt ihr dazu die nötige rechtliche Grundlage.
Abwarten, was die (Griechenland-)Woche bringt
In den USA fallen die Wirtschaftszahlen wieder besser aus. Die Notenbank macht jedoch noch keine Anstalten die Zinsen zu erhöhen, auch an der Sitzung in der letzten Woche nicht. Die wirtschaftliche Expansion dauert jetzt aber schon sechs Jahre und eine Nullzinspolitik lässt sich in unseren Augen immer weniger rechtfertigen. Wir rechnen nach wie vor mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Herbst.
Heute startet das EU-Gipfeltreffen, das eine Lösung für das Griechenlandproblem bringen sollte. Gemäss den aktuellen Presseberichten hat der griechische Premierminister Alexis Tsipras in der Nacht auf den Montag neue Sparvorschläge auf den Tisch gelegt, die eine neue Basis für Diskussionen darstellen könnten. Wir empfehlen den Anlegern abzuwarten, was die Woche bringt. Eine Lösung der Griechenlandfrage dürfte vor allem im Dax zu einem Relief-Rally führen. Uns gefallen dort unter anderem die Aktien von Daimler, die zweimal unter unser Kauflevel von EUR 80 gefallen sind, aber auch Continental hat Aufholpotential. Auf der defensiven Seite ist Fresenius interessant. In Österreich ergibt sich eine neue Einstiegsgelegenheit bei Voestalpine, nachdem die Aktie von zwei Brokern heruntergestuft wurde. Wir sehen jedoch weiteres Kurspotential in diesem Stahlwert, der von einer Erholung in Europa profitiert.
In den USA erscheinen die Titel des Festplattenherstellers Western Digital (WDC) aussichtsreich. Die Korrektur seit dem Höchst im April beträgt 10%. Kurstrigger dürften bessere PC-Verkäufe in der zweiten Jahreshälfte sein. (IHAG/wum/mc/ps)