IHAG-Kommentar: Griechischer Schuldenstreit im Vordergrund

IHAG-Kommentar: Griechischer Schuldenstreit im Vordergrund

Zürich – Der Schuldenpoker mit Athen und Aussagen von Politikern waren auch in der vergangenen Woche die Kurstreiber. Termine für den finalen Entscheid wurden täglich nach hinten verschoben, aber das Wochende zeichnete sich als Ultimatum ab. Zwischen Hoffen und Bangen bewegten sich die Börsen in einem volatilen auf und ab. Der Euro Stoxx 50 gewann schliesslich 4.8% und der DAX 4.1%. Der SMI konnte über die Woche nur 1.6% zulegen, weil die beiden Pharma-Schwergewichte am Freitag etwas mehr als andere Titel nachgaben. Ähnlich der S&P 500, welche nach einem guten Start am Montag wieder abbröckelte und über die Woche 0.4% nachgab.

Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen kletterten in den USA fast 20 Basispunkte auf 2.48% und in Deutschland 17 Basispunkte auf 0.92%. In der Schweiz blieben die Renditen nach einem kurzen Aufzucken am Montag unverändert. Heute Morgen ist Sicherheit gefragt und die Renditen sinken wieder.

Bis am Freitag gab der EUR zum USD etwas nach, nämlich von 1.1350 auf 1.1170. Die leichte Erstarkung im USD konnte auch zum CHF beobachtet werden, wo USD/CHF wo der Kurs von 91.75 auf 93.30 Rappen kletterte. Der EUR/CHF wurde über 1.04 gehalten. Heute Morgen fiel der EUR/USD kurz auf 1.095, erholte sich dann um 9 Uhr wieder gegen 1.11. Auch der EUR/CHF befindet sich nur leicht unter 1.04. Somit sind die Reaktionen an den Devisenmärkten noch relativ verhalten. Der Goldkurs war eher schwach und sank am Freitag im London Fixing auf USD 1171. Beim Ölpreis gab es wenig Nachrichten und kaum Bewegung. Mit USD 63 pro Barrel Brent schloss der Kurs kaum verändert.

Getrieben durch die Hoffnung auf eine Einigung im Griechenlanddebakel sprangen die Aktienkurse am Montag in Europa in die Höhe. Der DAX 3.8% und der Euro Stoxx 50 gar 4%. Erst kurz vor Handelsschluss kam es zu Gewinnmitnahmen, nachdem der IWF auf weiterhin bestehende Differenzen bei den Vorschlägen der griechischen Regierung verwies. Der Nasdaq Composite und der Russell 2000 Index schlossen auf neuen All-Time-Highs. Alexis Tsipras schien noch am Montag endlich wirklich brauchbare Reformpläne vorzulegen, welche von den Spezialisten der EU und des IWF’s geprüft werden mussten. Somit konnte der ad hoc einberufene EU-Gipfel vom Montag noch nichts beschliessen.

Volksabstimmung in Griechenland
Noch am Freitag war man hoffnungsvoll, dass eine Einigung im Griechenlandkonflikt möglich sei. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras leitete jedoch die Wende ein, indem er die Verhandlungen am Freitag Abend abbrach. Stattdessen wird nun am kommenden Wochenende in Griechenland eine Volksabstimmung durchgeführt, ob die Griechen den Auflagen der EU zustimmen und damit die Chance auf den Verbleib im Euro wahren wollen. Bei einer Annahme könnte Tsipras gegen den Willen seiner linken Genossen sich doch noch mit den Geldgebern einigen und hätte sein Gesicht gewahrt. Allerdings sind die Gelautomaten der Griechischen Banken nun leer, die Banken diese Woche geschlossen und die Kreditlimite ELA der EZB bei EUR 90 Mrd. gedeckelt.

Sanktionen gegen Russland verlängert
Anlässlich des EU-Gipfeltreffens wurden die Sanktionen gegen Russland verlängert, was etwas unterging. Damit schwelt der Konflikt mit Russland weiter. Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands ist im Juni gesunken. Der Indikator der Geschäftslage ging zurück nach drei Anstiegen in Folge. Die Erwartungen trübten sich ein und waren mehrheitlich nur noch leicht optimistisch. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft sind gedämpft. Beides ist leicht negativ.

Europäische Unternehmen sollten von Chaos in Griechenland wenig betroffen sein
Es bestehen grosse Unsicherheiten, wie es mit Griechenland und innerhalb der EU weitergeht. Allerdings haben die europäischen Institutionen nun genügend Mittel, um eine Ansteckung auf weitere Länder zu vermeiden. Die von Hoffnung getriebenen Kursavancen der Börsen in der letzten Handelswoche wurden heute Morgen mehr als wegradiert. Im diesem Umfeld gab es heute mehr Verkäufer als Käufer und die europäischen Indices eröffneten bei -3% (SMI) bis -4% (DAX), mit Tendenz zur Erholung (10 Uhr). Die europäische Wirtschaft und damit die Unternehmen sollten wenig durch das Chaos in Griechenland betroffen sein.

Eine Abwärtsspirale erachten wir als wenig wahrscheinlich, da die Probleme nicht neu sind, aber die Kursschwankungen brauchen Nerven. Auf tiefen Niveaus würden wir eher dazukaufen. Der optimale Zeitpunkt ist schwer zu finden, denn es könnte diese Woche noch zu weiteren Abgaben kommen, weshalb gestaffelte Aktionen zu empfehlen sind. Ins Auge fassen kann man Zukäufe bei den beiden defensiven Pharmawerte Roche und Novartis sowie bei Fresenius. Sie sind global aufgestellt, kaum konjunktursensitiv und haben eine vielversprechende Pipeline. Der sportlichere Investor kann zyklische Werte, wie Daimler oder Adecco, bei zu grossen Rückschlägen aufstocken. (IHAG/mc)

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