IHAG Kommentar: Hoffnung auf eine Stabilisierung
Zürich – Die Woche startete aus Furcht vor einem Kollaps des Finanzsystems tief rot und in den USA fiel der S&P 500 am Dienstag unter den viel beachteten Support bei 1100 Punkten. In der letzten Handelsstunde erfolgte dann im S&P 500 ohne konkrete News ein Rebound von 4%. Short-Eindeckungen und das Gerücht um einen Plan zur Rekapitalisierungen der Banken in Europa wurden ins Feld geführt.
Mittwoch bis Freitag kletterten die Aktienindices dann kontinuierlich weiter. Der S&P 500 stieg im Wochenvergleich 2.1%, der Europe Stoxx 50 2.9% und der SMI 2.2%. Der Dax kletterte über die Woche 3.2%, wies allerdings vom Tiefst- zum Höchstkurs eine Spanne von über 10% auf. Mit dem Rebound der Aktien stieg die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen in der Schweiz wieder leicht von 0.94% auf 0.97%. Der USD/CHF-Kurs bewegte sich seitwärts um 0.92. Dagegen trieben erneute Gerüchte um ein Anheben der unteren Limite durch die SNB den EUR/CHF-Kurs von 1.22 auf 1.24.Der Goldpreis blieb in ruhigen Bahnen um USD 1650 die Unze. Dagegen erholten sich das volatilere Silber und auch Kupfer um rund 10%. Auch der Ölpreis konnte sich wieder etwas erholen.
Lage an den Finanzmärkten bleibt angespannt
Die Lage an den Finanzmärkten bleibt angespannt, was die Herabstufung der Ratingagentur Fitch bei Italien und Spanien unterlegte. Beruhigend wirkte immerhin, dass Spanien am Kapitalmarkt eine dreijährige Anleihe über EUR 4.5 Mrd. zu 3.6% aufstocken konnte, was doch einem Rückgang gegenüber dem August von 1.3 Prozentpunkten gleich kommt. Auch wollen Frankreich und Belgien zusammen die wegen Staatsanleihen in Bedrängnis geratene Dexia Bank stützen. Die Financial Times publizierte am Mittwoch einen Artikel auf der Frontseite, gemäss dem die Finanzminister der EU-Staaten eine koordinierte Rekapitalisierung der Banken ausarbeiteten. Am Freitag bestätigte ein Sprecher der EU-Kommission, dass in den nächsten Tagen ein Vorschlag präsentiert werden solle. Die EZB beliess den Leitzins bei 1.5%, aber auch sie will die Banken mit zusätzlicher Liquidität stützen. Dies schürte die Hoffnung, dass Staatshilfen für angeschlagene Banken das Finanzsystem stabilisieren könnte.
Kaum Gewinnwarnungen im Vorfeld der Quartalszahlen
Nachdem die meisten Aktienindices (und auch viele zyklische Aktien) anfangs letzter Woche beinahe aus dem unteren Ende des seit zwei Monaten bestehenden Tradingbandes weggebrochen sind, erholten sie sich bereits wieder an dessen oberes Ende. Nach dem Treffen von Merkel und Sarkozy über das Wochenende soll bis zu Treffen des nächsten G-20-Gipfels Anfang November eine Lösung für die Euro-Schuldenkrise mit Rekapitalisierung der Banken vorgelegt werden. Details sind noch nicht bekannt, aber der Aktienmarkt dürfte positiv reagieren, gemäss dem Motto „buy the rumors“. Die Earnings Season wird den Zustand der Wirtschaft wieder von der Basis her in den Fokus stellen. Die Volatilität dürfte allerdings hoch bleiben und wir erwarten grosse Ausschläge bei den Eröffnungskursen von Unternehmen mit überraschenden News. Positiv stimmt uns, dass es im Vorfeld der Quartalszahlen kaum Gewinnwarnungen gab. Der jeweilige Ausblick wird wohl entscheidend sein. Uns gefällt die Henkel Stammaktie fundamental weiterhin gut. Charttechnisch wird gerade ein Ausbruch über EUR 34 versucht. Syngenta berichtet am Freitag. Der Konkurrent Monsanto gab letzte Woche einen positiven Ausblick, was wir auch bei Syngenta diesen Freitag erwarten. Ein Kauf im Vorfeld könnte sich lohnen. Auch Sulzer publiziert am Freitag den Bestellungseingang bis September. Hier sollten nur tradingorientierte Investoren auf einen Ausbruch über CHF 108 spekulieren. Generell würden wir noch abwarten und Cash für Aktien mit positiver Berichtserstattung bereit halten. (IHAG/mc/hfu)
Lage an den Finanzmärkten bleibt angespannt