Zürich – Die internationalen Aktienmärkte konnten sich in der letzten Woche nicht fangen, im Gegenteil, die Kursrückgänge beschleunigten sich sogar. An der Spitze der Kursverlierer steht der DAX mit einem Wochenverlust von 8.6%.
Nachdem sich der deutsche Markt im 1. Halbjahr sehr gut entwickelte, kommt er jetzt umso mehr unter die Räder. Die Gegenreaktion bis Mitte August war von kurzer Dauer und das bisherige Jahrestiefst bei 5‘613 wurde unterschritten. Der SMI verlor innert Wochenfrist 3.0% und der S&P500 4.7%. Auf der Gegenseite erweist sich Gold wie erwartet als ein sicherer Hafen. Der Preis pro Feinunze stieg um hohe 7.1% auf USD 1853.2. Die Nachfrage nach Gold bleibt hoch, nicht zuletzt auch von den Notenbanken. Es wurde bekannt, dass diese im 2. Quartal mehr als vier Mal soviel Gold kauften wie in der Vorjahresperiode. Der zweite sichere Hafen bilden Staats-anleihen von Ländern, die als relativ sicher gelten. So fiel beispielsweise die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen in der letzten Woche von 2.20% auf 2.07%. Damit erreicht das Zinsniveau ein Level wie auf dem Höhepunkt der Lehman-Krise Ende 2008.
Die Pessimisten behalten die Oberhand.
Auf der anderen Seite stehen die Aktienmärkte, die kein Halten mehr kennen. Die Pessimisten behalten die Oberhand. Der schlechte Philadelphia Fed-Index vom letzten Donnerstag lieferte ihnen weitere Munition. Dieser Index erreichte im August einen Wert, wie letztmals in der Rezession von 2008/09. Wir denken, dass das Risiko für ein Abgleiten der US-Wirtschaft in eine erneute Rezession gestiegen ist, zumal das Wachstum im 1. Halbjahr bereits schwach war. Für eine definitive Beurteilung müssen aber weitere Daten abgewartet werden. Klar ist aber, dass die Wirtschaftsdaten in den USA wie auch in Europa den Börsen in den nächsten Wochen kaum helfen dürften. So ist beispielsweise die bisher starke deutsche Wirtschaft im 2. Quartal nur noch marginal gewachsen (0.1% vs. 1.3% im 1. Quartal) und der wichtige Ifo-Konjunkturindex hat gedreht. Darüber hinaus schwächt sich auch China ab, wobei dort eine Rezession wenig wahrscheinlich ist.
Einführung von Eurobonds?
Auf der politischen Bühne brodelt die Schuldenkrise weiter. Ob sich die EU-Politiker in naher Zukunft zu einer nachhaltigen Lösung durchringen können, erscheint mehr als fraglich. Eine Möglichkeit könnte die Einführung von Eurobonds sein, wobei sich hier vor allem Deutschland dagegen stemmt. Was sonst könnte den Fall der Börsen stoppen? Wir sehen am ehesten noch eine Änderung der Geldpolitik und zwar in den USA. Am 26. August wird Ben Bernanke in Jackson Hole an einer Konferenz eine Rede halten und es besteht eine relativ grosse Wahrscheinlichkeit, dass der US-Notenbankchef eine neue Runde „Quantitative Easing“ ankündigen könnte. Hauptargumente dafür sind die schlechten Wirtschaftszahlen der letzten Wochen und die Tatsache, dass US-Banken nach wie vor zuwenig Kredite vergeben. Eine solche neuerliche Geldspritze könnte den Börsen zumindest kurzfristig helfen. Für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung müssten sich in der Folge aber auch die Wirtschaftszahlen verbessern. Mutige Investoren können versuchen durch kurzfristige Käufe gegen Ende Woche auf einen solchen Rebound hin zu spekulieren. In einem solchen Fall sollten Aktien gekauft werden, die in den letzten Wochen am meisten verloren haben, aber dennoch von hoher Qualität sind. Dazu gehören Ölservice-Unternehmen wie Halliburton oder Baker Hughes, Rohstofftitel, wie beispielsweise BHP Billiton oder die Industrietitel Sulzer und Caterpillar. Vorsichtigen Anlegern empfehlen wir allerdings an der Seitenlinie abzuwarten und Cash-Reserven zu halten. (IHAG/mc/hfu)