IHAG-Kommentar: Korrektur geht weiter
Zürich – Die Finanzmärkte kommen nicht zur Ruhe. Einerseits wirkten die Kommentare von Fed-Chefin Janet Yellen zum Zinsentscheid nach, wobei das Fed Risiken in China und den Emerging Markets sieht. Andererseits erschütterte der Abgasskandal von VW die Autoaktien, wobei die Europäischen am stärkten getroffen wurden. Neben Volkswagen, die innert einer Woche um einen Drittel einbrachen, standen auch Daimler, BMW, aber auch beispielsweise Peugeot unter Verkaufsdruck.
Bei den Indizes verlor der Dax über die Woche 2.2%, wobei die Tiefstkurse vom August unter 9‘400 Punkten getestet wurden. Der SMI korrigierte um 2.7%, erholte sich aber am Freitag um 2.8%. Der S&P500 büsste mit 1.4% etwas weniger an Wert ein. Überdurchschnittlich unter die Räder kamen indes Gesundheitsaktien (-5.7%).
Der Euro profitierte unter dem Strich von der Krisenstimmung, weil das Fed die Zinsen eventuell nicht erhöhen könnte, solange die Krise in den Emerging Markets anhält. Der EUR/CHF schaffte es die Marke von nahezu 1.10 zu halten. Wir gehen stark davon aus, dass die SNB interveniert hat. Damit kostet ein USD nach wie vor knapp 98 Rappen.
Der Ölpreis pendelt auf tiefem Niveau seitwärts. In den USA sind die Öllagerbestände immer noch über dem langjährigen Schnitt und die wirtschaftlichen Daten aus China bereiten wenig Freude. Der Goldpreis löste sich etwas von den Tiefstständen. Sollte die Zinserhöhung in den USA weiter hinausgeschoben werden, wäre dies positiv fürs Gold.
Deutliche Korrektur an den Aktienmärkten im September
Die Aktienmärkte machen dem schwierigen Monat September alle Ehre und haben bereits drei bis sieben Prozent korrigiert. Es ist schwierig Trigger für einen unmittelbaren Rebound zu finden. Zwar laufen die Volkswirtschaften in den USA und auch Europa relativ gut. In Deutschland ist der Ifo-Index im September aufgrund besserer Erwartungen gestiegen. Auch wenn die Exporte nicht mehr so rund laufen, so ist doch die Arbeitslosigkeit tief und die Löhne steigen. Zudem sollten die westlichen Konsumenten dank niedrigeren Energiepreisen mehr Geld in der Tasche haben.
Wohin diese sogenannte Öldividende hingegen bis jetzt geflossen ist, vermag niemand so richtig zu beantworten. Gut möglich, dass ein Teil des Geldes auf die hohe Kante gelegt wird. Auf der anderen Seite investieren Energie- und Rohstoffkonzerne deutlich weniger und diese Folgen sind direkt an den Finanzmärkten sichtbar. Zu nennen ist Caterpillar, die in der letzten Woche eine Umsatzwarnung aussprechen mussten. Obwohl der Aktienkurs vor diesem Ereignis seit Jahresbeginn schon etwa 20% im roten Bereich lag, korrigierte die Aktie nochmals fast 10%. Dies ist kein gutes Zeichen für die Börsen, denn schlechte News scheinen noch nicht voll eingepreist zu sein.
Gespanntes Warten auf US-Wirtschaftsdaten
Diese Woche stehen in den USA wichtige Wirtschaftsdaten auf dem Kalender. Zum einen wird der Einkaufsmanager-Index der Industrie publiziert, wo ein leichter Rückgang auf 50.6 erwartet wird. Die Industrie ist dieses Jahr noch nicht richtig in die Gänge gekommen. Zum anderen folgt am Freitag der Arbeitsmarktbericht vom September, wo ein Plus von 200‘000 neuen Jobs erwartet wird. Diese Daten dürften für die künftige Zinspolitik der US-Notenbank eine Rolle spielen.
Warten an der Seitenlinie
Der weitere Verlauf an den Aktienmärkten ist schwierig einzuschätzen. Zwar sahen wir am Freitag einen deutlichen Rebound, aber ein erneuter Durchbruch gegen unten erscheint angesichts der wenig verheissungsvollen Nachrichtenlage wahrscheinlich. Wir empfehlen den Investoren an der Seitenlinie zu warten bis sich die Situation beruhigt. Obwohl die Kurse der Europäischen Autoaktien stark gefallen sind, bleiben wir auch dort vorsichtig. Die VW-Aktie würden wir nicht kaufen. Über die längere Sicht kann zwar ein besserer Konzern entstehen, kurzfristig drohen jedoch Klagen und es kommt darauf an, wie geschickt sich der neue CEO verhalten wird.
Weiter drohen Risiken aus der Finanzsparte, die mit Anlagen von EUR 164 Mrd. sehr gross ist, wovon EUR 67 Mrd. davon kurzfristig finanziert ist mit Laufzeiten von maximal einem Jahr. Auch bei Werten wie BMW und Daimler sind wir zurückhaltend, obwohl wir glauben, dass diese in ihren Dieselmotoren nicht minderwertige Katalysatoren wie VW im EA189-Motor einsetzten. Am ehesten sehen wir eine Einstiegschance bei Continental, die aus unserer Sicht ungerechtfertigt abgestraft wurden. (IHAG/mc)