Zürich – Zur Krimkrise kamen anfangs letzter Woche noch schwache Handelsdaten aus China und sorgten zusätzlich für Konjunkturängste. Die US-Indices konnten allerdings noch lange ihre Rekordniveaus halten, wogegen Europa Fahrt gegen unten aufnahm. Wegen starker Exportabhängigkeit von Russland rauschte der DAX in den Keller und verlor über die Woche 3.2%, der Euro Stoxx 50 2.9% und der SMI 3.2%. Hier kam es bei Swiss Re am Mittwoch intraday zu einem 5% Kursanstieg aufgrund eines Gerüchtes, wonach die Agnelli-Familie eine grosse Beteiligung aufbauen wolle. Dies wurde offiziell dementiert und die Aktie ging wieder zurück zum Start.
Die USA gab sich lange unbeeindruckt vom Säbelrasseln in der Ukraine. Mit etwas Verspätung auf Europa erhöhte sich dann am Donnerstag der Abgabedruck und der S&P 500 verlor über die Woche auch 2.0%. Sicherheit war klar gefragt, die Bonds stiegen und die Zinsen gaben nach. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA von 2.79% auf 2.65% und in Deutschland von 1.65% auf 1.55%.
Franken als sicherer Hafen
Der CHF war als sicherer Hafen gesucht und die Nationalbank hatte alle Hände voll zu tun, um den CHF gegen den EUR über 1.21 zu halten. Der USD schwächte sich weiter auf 87.2 Rappen ab. Erstaunlich ist, dass der EUR sich gegen den USD bei 1.39 halten konnte. Es spricht nichts für die Stärke des EUR angesichts der Krise an der Ostgrenze und dem tieferen Zinsniveau zum USD.
Gold in unsicheren Zeiten wieder stärker nachgefragt
Gold ging stärker aus der Handelswoche und schloss bei USD 1376 die Unze, teils auch wegen des schwachen USD. In Zeiten einer solchen Unsicherheit hätte man eigentlich eine stärkere Nachfrage erwartet. Auffallend ist, dass sich eine Divergenz zu Silber aufbaut, welches Seite Ende Februar etwas zurückkommt. Beim Öl blieb es relativ ruhig und das Barrel Brent schloss bei USD 107.7 kaum verändert. Dagegen sackte der Kupferpreis in London fast 10% ab. Die schwachen Exporte aus China wurden als Erklärung aufgeführt. Rund 40% der Kupfernachfrage kommt aus China und Kupfer gilt als Frühindikator für die Konjunktur. Auch sei ein wichtiger Kupferhändler in Finanzierungsnöte gekommen und soll zum Verkauf seiner Bestände gezwungen worden sein. Jedenfalls ist der Kurssturz dieses Rohstoffs ein weiterer Faktor, welcher die Nervosität der Investoren erhöht.
Krim: Russland nach Zuschlag zu Konzessionen bereit
Die Marktkorrektur an den Aktienmärkten gewinnt an Tempo und an Stärke. Die politische Lage dominiert mit den Schlagzeilen die europäischen Finanzmärkte. Auf der einen Seite ist der aktuelle Kursrutsch medial bedingt wohl überzogen, auf der anderen Seite kann eine Eskalation in der Ukraine mit den negativen wirtschaftlichen Effekten nicht ausgeschlossen werden, was dann eine weitere Verkaufswelle auslösen würde. Bisher deutet alles darauf hin, dass Europa unter dem Lead von Deutschland die Situation nicht eskalieren lassen will und mit Sanktionsdrohungen sowie Verhandlungsbereitschaft die Situation stabilisiert werden kann.
Wenn die Krim unter grossen Protesten an Russland fällt, wäre dies global wirtschaftlich irrelevant. Die Frage ist, wie stark Putin in Russland selber unter Druck kommt, welches an einer prosperierenden russischen Wirtschaft mit offenen westlichen Märkten interessiert sein sollte. Wir favorisieren ein Szenario, wonach Putins Russland die Krim erhält und sich danach zu Konzessionen bereit erklärt. Damit könnten sich die Börsen etwas erholen. Solange die Lage in der Ukraine unsicher und kritisch bleibt, sollte man mit Zukäufen noch zuwarten.
Adecco: Zukaufsgelegenheit für risikobewusste Investoren
Die Berichtssaison neigt sich in Europa dem Ende zu. Die meisten DAX-Werte litten unter dem starken Euro, was 3% bis 5% vom Umsatz kostete. Allerdings war auch der Einkauf billiger und es konnten meist weitere Kosten gespart werden. Beim Ausblick wurde oft aufgrund der Währungssituation die Guidance etwas reduziert und ein weiterhin schwieriges Umfeld gesehen. 4.5% in die Höhe schoss Adecco bis auf CHF 79 aufgrund des positiven Ausblicks. Allerdings platzierte die Jakobs Holding dann am nächsten Tag 16% bei CHF 71.50, was den Kurs auf CHF 72 zurückbrachte. Kurzfristig werden wohl ein paar Investoren den Weg nach oben mit Gewinnmitnahmen aus der Platzierung bremsen, aber angesichts der seit Oktober anziehenden Nachfrage nach flexiblen Zeitarbeitern und des positiven Ausblicks bietet sich hier eine klare Zukaufsgelegenheit für den risikobewussten Investor. Wir halten uns eher an den positiven Ausblick des CEO’s als an den Verkauf des Hauptaktionärs. (IHAG/mc)