IHAG-Kommentar: Kurzes Erleichterungs-Rally mit späterer Konsolidierung erwartet

Zürich – Der grosse Einbruch blieb am Montag nach dem ersten Zypern-Paket an den Aktienmärkten aus. Nach anfänglich herben Kursverlusten konnte im Laufe des Tages ein Teil der Abschläge wieder aufgeholt werden. Die weiterhin hohe Liquidität hat wohl stützend gewirkt und die Anleger stuften die Ansteckungsgefahr auf andere europäische Länder als gering ein. Allerdings gab es am Dienstag ein Nachbeben, weil die Bankwerte einbrachen und die Indices mit in den roten Bereich zogen. Am Freitagmorgen lösten sich die Börsenkurse vom Wochentiefst, weil nun doch ein neues Rettungs-Paket für Zypern wahrscheinlicher erschien. Der Euro Stoxx 50 verlor über die Woche 1.6% und der SMI 1.5%. Die USA zeigten sich weniger beeindruckt und der S&P 500 gab lediglich 0.2% nach.

Sicherheit war wieder mehr gefragt und die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA 8 Basispunkte, in der Schweiz und Deutschland je 6 Basispunkte.

Franken gesucht
Mit dem erhöhten Risikoempfinden waren Schweizer Franken gesucht und der EUR gab rund einen Rappen nach auf 1.2230. Der EUR schwächte sich zum USD ab und sank bis auf 1.285, konnte sich dann aber am Freitag bis auf die kritische Marke von 1.30 erholen. Der USD bewegte sich zum CHF lange Zeit seitwärts, neigte dann aber am Freitag zur Schwäche und schloss bei 0.94. Der Goldpreis stieg weniger als man es bei der erhöhten Unsicherheit erwarten würde, nahm aber immerhin die psychologische Hürde bei USD 1600 die Unze und schloss im London Fixing bei USD 1608. Der Ölpreis sank weiter bis auf USD 108 pro Barrel Brent. Schlechte Konjunkturdaten aus Europa (sinkender PMI-Index) haben wohl belastet.

Zypern bewirkt keine Abwärtsspirale in Europa
Das Gerangel um Zypern stand letzte Woche klar im Vordergrund. Zyperns finanzielles Desaster verliert aber langsam seinen Schrecken, weil das Land relativ klein ist und die EZB in irgendeiner Form den Retter spielen muss. Trotz Zypern konnte Spanien EUR 4.5 Mrd. zu relativ günstigen Konditionen aufnehmen. Ausser, dass die Bankwerte in Europa unter die Räder kamen, bewirkte Zypern keine Abwärtsspirale in Europa. Belastend wirkte, dass das Vertrauen in die Sicherheit der Bankeinlagen geschwächt wurde. Düstere Wolken zeigten sich dann Mitte Woche am europäischen Konjunkturhimmel: Der von Markit erhobene PMI Composite Index fiel im März von 47.9 auf 46.5, einem Viermonatstief. Der Abwärtstrend der Wirtschaft in der Eurozone hat sich im März somit nochmals verstärkt. Frankreich musste sogar einen starken Einbruch des PMI hinnehmen, während Deutschland mit einem passablen Wirtschaftswachstum aufwartet. Allerdings hat sich der PMI Index auch in Deutschland im März auf 51.0 abgeschwächt. Nach dem starken Anstieg im Vormonat ist am Freitag der ifo Geschäftsklimaindex leicht gesunken, was uns allerdings nicht überrascht. Nach einem kurzen Taucher im Dax war dies dann aber bald verdaut.

Mehrheitlich positive Signale aus den USA
Aus den USA kamen mehrheitlich positive Signale mit sich weiter erholendem Häusermarkt und steigendem Leading Indicators. Auch hält die US-Notenbank Federal Reserve weiterhin an ihrem geldpolitischen Kurs fest. Zudem konnte sich die US-Regierung auf ein Budget bis Ende September einigen, womit die Finanzierung des US-Staates für die kommenden sechs Monate gewährleistet ist.

Verhandlungsmarathon in Brüsel
In Brüssel lief der Verhandlungsmarathon bis spät in die Sonntagnacht. Die Troika scheint nun aber ein neues Rettung-Paket für Zypern über EUR 10 Mrd. geschnürt zu haben. Alle Details sind noch nicht bekannt, aber neu sind Konten bis EUR 100‘000 geschützt. Kunden mit Mehreinlagen müssen dagegen mit herben Verlusten rechnen. Das Programm umfasst eine Stabilisierung des zyprischen Finanzsektors mit einer weitgehenden Restrukturierung der beiden grössten Banken des Landes. Zudem wird die Laiki Bank, Zyperns zweitgrösste Bank, aufgeteilt und der Teil der „Bad Bank“ abgewickelt. Allerdings muss dies wiederum vom zypriotischen Parlament abgesegnet werden. Angesichts des sonst drohenden Chaos dürfte die Wahrscheinlichkeit einer Annahme gross sein.

Syngenta im Fokus
Insgesamt ist die Bewahrung der Kleinsparer und das neue Hilfsprogramm positiv zu werden und dürfte an den Börsen mit Erleichterung aufgenommen werden. Die meisten Aktien haben in den letzten Tagen konsolidiert und ein paar Prozente verloren. Einige Titel sind nun charttechnisch auf wichtige Support-Niveaus gesunken. Wir erwarten ein kurzes Erleichterungs-Rally, welches aber bald wieder in eine Konsolidierung übergehen dürfte. Es sind noch lange nicht alle Probleme gelöst, die Wirtschaft in Europa bleibt schwach und es stehen die Oster-Ferien vor der Tür, wo die Volumen abnehmen.

In diesem unsicheren Umfeld gefällt uns Syngenta, welche ans untere Band des charttechnischen Aufwärtskanales korrigiert hat. Fundamental gehört diese Aktie klar in ein Depot, weil die mittelfristigen Wachstumsaussichten interessant sind. Fast 5% ist Sulzer letzte Woche zurückgekommen und sollte nun für einen Rebound bereit sein, mit einem mittelfristigen Kursziel von CHF 180. (IHAG/frp/mc/ps)

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