IHAG-Kommentar: Mario Draghi lässt die Katze aus dem Sack
Zürich – Bis am Donnerstag Mittag blieb es ruhig an den Finanzmärkten. Mario Draghi hatte mehr geliefert als erwartet und die Börsen in Europa sprangen in einer ersten Reaktion bis zu 2% in die Höhe, um dann bis zum Tagesschluss tief im Minus zu schliessen. Zweifel über die Wirksamkeit der Massnahmen, die Reduktion der Wachstumsprognose sowie die Bemerkung Drahgis, dass dies nun der letzte Zinsschritt sei, wurden als Erklärung herangezogen. Die US-Börsen blieben aber wie meist cool und schlossen zuletzt gehalten, womit sich am Freitag die Börsen in Europa erholten. Die Performance über die Woche betrug schliesslich 1.1% im S&P 500, 1.2% im Euro Stoxx 50, gehalten im DAX und im SMI.
Die EZB wird das QE-Programm von EUR 60 Mrd. auf EUR 80 Mrd. pro Monat erhöhen und neu können (gegen Ende Semester) auch Bonds guter Privatfirmen, nicht aber Banken, gekauft werden. Dieses Kaufprogramm sollte eigentlich die Bonds steigen und die Zinsen sinken lassen. Die Finanzmärkte reagierten aber umgekehrt, die Zinsen stiegen nämlich leicht in Europa und 10 Basispunkte in den USA, wo die Rendite für zehnjährige „Treasuries“ auf 1.98% kletterte. In der Schweiz kam es sogar zu einem „Erlösungsanstieg“ von -0.40% auf noch -0.25% bei den zehnjährigen Eidgenossen.
Hohe Ausschläge an den Devisenmärkten
Auch an den Devisenmärkten kam es zu heftigen Ausschlägen und einer Rechtsumkehrt-Wendung innert einer Stunde. So fiel der EUR/USD kurz bis auf 1.085, schoss dann aber sofort auf 1.12 und pendelte sich am Freitag oberhalb der 1.11er Marke ein. Der CHF verteuerte sich zum EUR bereits im Vorfeld bis zu 1.10 und konnte bei 1.095 gehalten werden. Damit muss die SNB am 17. März wohl keine grossen Gegenmassnahmen verkünden. Dies schwächte den USD/CHF und der Kurs sank von der Parität auf 98 Rappen.
Gold entwickelte sich spiegelbildlich zu den Börsenpreisen und schloss am Freitag bei USD 1258 die Unze über die Woche fast unverändert. Der Ölpreis konnte sich die ganze Woche über USD 40 pro Barrel Brent halten. Gemäss der International Energy Agency (IEA) entwickelt sich der Export aus dem Iran nach dem Wegfall der Sanktionen verhaltener als vielerorts erwartet. Allerdings könnte sich dies ändern, denn noch agieren viele Banken und Reeder vorsichtig, um nicht später von der US-Justiz her bedrängt zu werden.
DAX bricht ein
Nach anfänglich euphorischem Kurssprung der Börsen auf die stärker als erwartet Ausweitung der monatlichen Bondkäufe der EZB, folgte die Ernüchterung. Die überarbeitete Projektion für das BIP-Wachstum, welches die EZB für 2016 von 1.7% auf 1.4% und für 2017 von 1.9% auf 1.7% reduzierte, sowie Mario Draghis verhaltene Äusserungen zu möglichen, weiteren Zinssenkungen wurden negativ interpretiert. Der DAX verlor am Donnerstag Nachmittagvon den kurz erreichten knapp 10‘000 Punkten fast 5%. Die USA reagierten wie immer weniger nervös und die Schwankungsbreite betrug nur 1.8% im S&P 500. Dennoch, die hohe Volatilität (-5% im Dax innert zwei Stunden) verunsichert. Alles wurde verkauft: BMW -4%, Daimler -4.2% und am meisten Continental (-5.2%), welche eine Woche zuvor aufgrund des guten Abschlusses noch in die Höhe sprangen. Fundamentale Faktoren können schnell durch hohe Flüsse, wohl von Computerprogrammen ausgelöst, überdeckt werden. Wenn dann noch Stopplimiten fallen kommt es zu einer Abwärtsspirale. Zum Glück erholten sich die Börsen wieder und als nächstes wartet man auf das FED, welches am FOMC-Meeting (am Mittwoch 16. März nach europäischem Börsenschluss) weiteres zu deren Zinsentwicklung kommunizieren wird. Die Bank of Japan am Dienstag, die SNB und die Bank of England am Donnerstag werden ebenso Aufmerksamkeit erhalten.
Eigentlich waren bisher QE-Programme immer positiv für die Aktien, wohl auch diesmal, aber deren Wirkung lässt jedes Mal nach (siehe auch Japan). Die Ampeln stehen nicht auf grün, die Kursausschläge mahnen zur Vorsicht und wir würden das FOMC-Meeting abwarten.
Randstad und Adecco mit positiver Entwicklung
Mit einer verhalten positiven Entwicklung aus der wirklichen Welt konnten die Temporär-Vermittler Randstad und Adecco aufwarten. Das neue Management bei Adecco (auf der Aktienliste) machte auf uns einen kompetenten Eindruck und wenn die globale Wirtschaft, wie von uns als Hauptszenario erwartet, weiter moderat wächst, eröffnet sich bei diesem zyklischen Wert nach der Korrektur ein interessantes Kurspotential (siehe auch Bericht weiter vorne). Allerdings sollte im momentan volatilen Umfeld nur der risikobewusste Investor zukaufen und mit Stopp-Limiten arbeiten.
Auf Erholungskurs befindet sich die Deutsche Post. Das Management muss aber wieder Vertrauen aufbauen, nachdem im 2015 a.o. Faktoren belasteten. Die Titel sind wegen der Skepsis im wichtigen Asiengeschäft (Express) und wegen der Unsicherheit um den Grosskunden Amazon im e-Commerce Paketversand gebremst, aber günstig bewertet. Das Management will den Gewinn 8% p.a. erhöhen, was mittelfristig interessant werden könnte. Dafür wird die Dividende (3.6% Rendite) in 2 Monaten ausbezahlt. (IHAG/frp/mc/ps)