IHAG-Kommentar: Nein in Griechenland – Verhandlungen gehen weiter
Zürich – Die Börsen haben eine volatile Woche hinter sich und es resultierten teilweise heftige Kurseinbussen. Noch immer war Griechenland das bestimmende Thema an den Märkten. In Deutschland verlor der Dax hohe 3.8% und vernichtete damit den zuvor erzielten Gewinn wieder. Auch der SMI konnte sich der schlechten Stimmung nicht entziehen. Dank guten Performances von Syngenta (erneutes Aufflammen der Übernahmespekulation) und der Credit Suisse (neuer CEO am Ruder) hielt sich der Wochenverlust mit 1.1 aber im Rahmen. Die USA hatten aufgrund des Independence Day eine verkürzte Handelswoche. Der S&P500 verlor 1.2 % und verharrt damit im bereits länger anhaltenden Seitwärtstrend.
Bei den Währungen kam der Euro aufgrund der Unsicherheiten bezüglich Griechenland etwas unter Druck. Der EUR/CHF konnte wohl dank Interventionen der SNB den Level von 1.04 halten.
Goldpreis in Schockstarre
Vor dem Hintergrund der Griechenlandkrise verharrt Gold wie in einer Schockstarre, was für etliche Beobachter überraschend ist. Viele dürften schon früher Gold gekauft haben, womit es schwierig ist neue Käufer anzulocken, zumal in den USA höhere Zinsen nur eine Frage der Zeit sind. Weiter ist die Ansteckungsgefahr eines möglichen Grexit auf andere Europäische Länder limitiert, da die EZB mit OMT und QE Schutzschilder aufgebaut hat.
Der Ölpreis gab über die Woche nach. Am Freitag wurde bekannt, dass die Zahl der Bohrlöcher in den USA erstmals seit etwa einem halben Jahr wieder leicht gestiegen. Ein Trendwechsel erscheint wenig wahrscheinlich, denn viele Unternehmen dürften bei den aktuellen Preisen nicht mehr rentabel fördern können. Weiter fallen die Hedgings weg, die etlichen Ölfirmen im 1. Quartal noch zu Gewinnen verholfen hatten.
Pyrrhussieg Tsipras›?
In dem mit Spannung erwarteten Referendum in Griechenland über die weitere Sparpolitik haben die Griechen am Sonntag mit etwa 60% klar nein gestimmt. Damit hat Syriza um Premierminister Tspiras diese Volksbefragung gewonnen und seine Politik erscheint vom Volk gestützt. Wir denken aber nicht, dass dieser Sieg Tsipras in den Verhandlungen mit Europa viel helfen wird. Die EU wird ohne die verlangten Reformen nicht ein neues Rettungspaket oder gar ein Schuldenschnitt schnüren wollen. Es stellt sich auch die Frage, wie die EZB weiter vorgehen soll. Griechenland kann nicht weiter wursteln wie bisher, neue Kredite beanspruchen und im Euro bleiben. Den Fünfer und das Weggli gibt es nicht. Ein Grexit wird deshalb wahrscheinlicher. Positiv zu werten ist der Rücktritt des griechischen Finanzministers Varoufakis. Auf der anderen Seite sollte die EU das Griechenland-Problem möglichst schnell lösen. Für Morgen ist ein weiterer Gipfel angesagt. Die USA, China und Japan verfolgen die Vorgänge mit Argusaugen. Ein Dahinziehen der Verhandlungen würde das Vertrauen in die Eurozone weiter schmälern.
Die Börsen werden angesichts vorerst ungelöster Probleme in Griechenland volatil bleiben. Starke Kursrückgänge, allen voran im Dax, würden wir zu Käufen nutzen. Wichtig ist, dass die Ansteckungsgefahren durch Griechenland auf andere Länder limitiert sind, womit die Börsen nicht ins Bodenlose fallen sollten. Wir gehen nicht davon aus, dass der Dax unter die Marke von 10‘800 Punkte fallen wird. Bei den Einzeltiteln gefallen uns nach wie vor die Aktien von Daimler. Sollte der Kurs nochmals unter EUR 80 fallen, raten wir zu Käufen. Daneben erscheinen auch Bayer, Linde und Continental interessant. (IHAG/wum/mc/ps)