IHAG-Kommentar: Neue Impulse von der Earnings Season?
Zürich – Die Börsen entwickelten sich in der letzten Woche leicht positiv. In den USA gewann der S&P500 0.5% und der Nasdaq 0.6%. In Europa stieg der Dax um 0.8%. Geholfen hat beispielsweise Siemens, deren Aktienkurs sich über die Woche 3.3% verteuerte. Der SMI beendete die Woche 0.4% höher. Einmal mehr konnten die Schwergewichte Roche (-0.7% über die Woche), Novartis (-2.7%) und Nestlé (-1.7%) dem Markt keine positiven Impulse verleihen. Solange dies der Fall ist, dürfte der Schweizer Markt in seiner Lethargie verharren.
Da hilft auch der schwächere CHF wenig. Entgegen der Erwartung vieler Marktteilnehmer hielt dessen Schwäche gegenüber dem EUR an und der EUR/CHF überschritt zweitweise sogar die magische Marke von 1.2. Spezifische neue Gründe dafür sind schwer auszumachen. Wie lange diese Periode noch anhält, bleibt abzuwarten. Die Lage kann sich schnell wieder ändern und der CHF wieder als Safe Haven gesucht werden.
Zinsen steigen
Die Zinsen strebten in der letzten Woche nach oben. In den USA befinden sich die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen bei 2.95%, nach 2.83% in der Vorwoche. Sorgen bereitet den Marktteilenehmern die flachere Zinskurve die mit weiteren Zinserhöhungen durch das Fed sogar invers werden könnte, was Rezessionsängste auslöst. Allerdings kann die Zinskurve auch längere Zeit flach bleiben ohne dass es zu einer Rezession kommt. Die deutschen Zinsen stehen bei 0.59% und die Schweizer bei 0.12%, zehn Basispunkte höher als in der Vorwoche.
Der Preis vom Rohöl stieg um 1.2% auf USD 73.6/bbl, was dem höchsten Stand seit dem Juni 2015 entspricht. Es ist nicht nur die Lage im Nahen Osten, was die Preise treibt, sondern auch die globale Nachfrage. Diese erreicht nämlich im 1. Quartal die höchste Steigerung seit dem 4. Quartal 2010 und beträgt 2.55 Mio/bbl mehr als im 1. Quartal 2017. Der Goldpreis büsste 0.5% ein und stand per Wochenschluss bei USD 1’338.6/Unze.
Wie geht es an den Börsen weiter? Betrachtet man die wirtschaftliche Lage sieht man anhand der Vorlaufindikatoren, dass das Wachstumsmomentum abgenommen haben dürfte. So ist beispielsweise in Deutschland der Info-Index rückläufig und in Europa die Einkaufsmanager-Indizes. Entsprechend enttäuschen die Wirtschaftsindikatoren in Europa seit dem Februar, wie es anhand dem Citigroup Economic Surprise Indikator ersichtlich ist. Auch China dürfte wahrscheinlich etwas weniger stark wachsen als im 2017. Am letzten Dienstag hat die chinesische Zentralbank überraschend den Mindestreservesatz für Banken gesenkt, womit diese mehr Spielraum bei der Vergabe von Krediten erhalten. Insgesamt sind die wirtschaftlichen Trends aber doch wenig hilfreich für die Börsen, insbesondere für Zykliker nicht.
Schwächezeichen bei Technologieaktien
Im Aktienmarkt erkennt man gewisse Schwächezeichen bei Technologieaktien. So verfehlte Taiwan Semiconductor die Erwartungen und die Aktie fiel um 6.3%. Grund dafür ist dem Anschein nach eine schwächere Nachfrage nach dem iPhone. Auch die erfolgsverwöhnte Apple-Aktie steht unter Druck und hat etwa 7% korrigiert. Wir gehen aber nach wie vor davon aus, dass die Earnings Season per Saldo dem Markt neuen Schwung wird verleihen können. Diese Woche wird entscheidend, rapportieren doch Schwergewichte wie Alphabet, Halliburton, eBay und Amazon.com ihre Zahlen fürs abgelaufene 1. Quartal (siehe Terminkalender auf der nächsten Seite).
Wir empfehlen den Investoren somit investiert zu bleiben oder sogar neue Positionen zu kaufen. So sehen die Aktien von Siemens nicht uninteressant aus. Die Schwäche bei den grossen Gasturbinen ist hinlänglich bekannt und kann durch ein gutes Servicegeschäft etwa ausgeglichen werden. Weiter ist das IPO der Healthcare-Sparte (Healthineers) gut aufgenommen worden und Siemens hält daran immer noch 87%. Die Quartalszahlen werden am 9. Mai bekanntgegeben und es besteht die Möglichkeit für höhere Margenziele. Unter dem Strich ist die Aktie zu billig und hat ein Reboundpotential bis EUR 120. (IHAG/wum/mc/ps)