Zürich – Die Woche war in Europa von hoher Volatilität geprägt wegen den Regierungskrisen in Italien und Spanien. Am Donnerstag kam es an den Börsen zu einem regelrechten Einbruch mit einer Erholung am Freitag aufgrund der Stabilisierung der politischen Lage.
Während der S&P 500 sich mit einer Wochenveränderung von 0.5% behaupten konnte, mussten die europäischen Börsen Verluste hinnehmen. Beim DAX und SMI beliefen sich diese auf 1.7% bzw. 1.6%, beim Euro Stoxx 50 auf 1.8%. In der Schweiz litten zinssensitive Titel aus der Banken- und Versicherungsbranche am Meisten, SGS, Sika und Swatch konnten hingegen ein leichtes Plus verzeichnen.
Die Zinsmärkte zeigten sich von der äusserst lebhaften Seite. Am Dienstag fielen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den USA von 2.93% auf 2.76%, zogen aber seither wieder auf 2.89% an. Flucht in die Sicherheit liess die Renditen im Bund zuerst sinken. Allerdings notierte dieser zum Wochenschluss fast unverändert bei 0.38% (Vorwoche: 0.41%). Die politischen Unsicherheiten zeigten sich dramatisch in der Renditeentwicklung der 10-jährigen Staatsanleihe Italiens. So erhöhte sich diese von 2.46% auf 3.1% innert zweier Tage. Die Ablehnung eines eurokritischen Finanzministers durch den Staatspräsidenten und die letztendlich doch noch erfolgreiche Regierungsbildung führten zu einem Rallye und liessen die Renditen wieder auf 2.75% sinken.
Italien lastet auf Euro
Italien lastete stark auf dem Euro. Der EUR/USD sank von 1.1725 zwischenzeitlich auf 1.1550 bevor er die Verluste wieder fast aufholte. Auch im EUR/CHF fiel die Bewegung von 1.17 auf 1.1375 sehr heftig aus. Zurzeit notiert dieses Währungspaar knapp über 1.15. Wenig änderte sich hingegen beim USD/CHF, welcher knapp unter 99 Rappen notiert.
Der Goldpreis konnte überhaupt nicht von den Wirren profitieren und notiert praktisch unverändert knapp unter der Marke von USD 1300 pro Unze. Zu Wochenanfang fiel das Fass Brent von USD 77.50 auf USD 75, zog aber gegen Ende der Woche wieder auf USD 76.50 an.
Nach unzähligen Versuchen scheinen die führenden Parteien Italiens nun endlich eine Regierungsmannschaft gefunden zu haben, der auch die EU-freundlicheren Kreise, u.a. der Staatspräsident, zustimmen können. Damit sind die mehrmals angekündigten Neuwahlen (vorläufig!) vom Tisch. In Spanien hingegen ist ex-Ministerpräsident Rajoy durch einen Misstrauensantrag gestürzt worden. Übernommen haben mit Sanchez die Sozialisten, die aber lediglich über rund einen Viertel der Sitze im Parlament verfügen.
Die USA erhöhte per 1. Juni 2018 einseitig die Einfuhrzölle für Stahl und Aluminium. Während Südkorea und China davon ausgenommen wurden, gingen die offerierten Konzessionen der EU, Kanadas und Mexikos den Amerikanern offensichtlich zu wenig weit. Lösungsmöglichkeiten zeichnen sich zur Zeit nicht ab.
US-Konjunktur weiter solide
Die Wirtschaftsdaten in den USA zeigen in der Mehrheit eine nach wie vor solide Konjunkturentwicklung. Dies dokumentiert sich auch im Russell 2000, dem Barometer für US-Nebenwerte, der sich auf einem Allzeithöchst befindet. Auf diesem Niveau wird es sicher schwieriger weitere Avancen erzielen zu können. Wir sehen aber zurzeit dank den stark stützenden Arbeitsmarktdaten und dem technisch robusten Bild keinen Einbruch.
Die erneuten Ängste zur wirtschaftlichen Solidität und Integrität der EU führte im DAX zu einem heftigen Rückschlag von kurzfristig 5% (FTSE MIB -12%!). Normalerweise haben politische Börsen kurze Beine. Das Verschieben von Reformen auf die lange Bank in der EU wird aber leider immer wieder für solche «Zwischenfälle» sorgen. In erster Linie leiden die Banken und zinssensitive Versicherungen unter solchen Marktunsicherheiten.
Clariant und Georg Fischer im Fokus
Wir bleiben bei unserer Übergewichtung der Aktien. Speziell aufgefallen ist uns wie gut der Chemie- bzw. Industriewert Clariant und Georg Fischer in den vergangenen Wochen abgeschnitten haben. Wir erachten dies als Zeichen der Stärke und sehen weiteres Kurspotential. (IHAG/scr/mc/ps)