IHAG-Kommentar: Quo vadis? Wohin geht es an den Börsen?
Zürich – Die Börsen begannen das Thema Nordkorea bereits wieder zu verdauen, nachdem es zu keiner weiteren Eskalation kam. Dies bewirkte anfangs Woche eine klare Erholung. Am Donnerstag kamen die Indices in den USA hingegen ohne klaren Grund wieder unter Abgabedruck. Ein Tagesverlust von 1.5% im S&P500 hatte man seit Monaten nicht mehr gesehen. Erwähnt wurde der zunehmende Zweifel an Trumps wirtschaftlichem und auch politischem Erfolg, weil sich immer mehr Supporter von ihm abwenden. Der S&P500 brach den Reboundsversuch ab und verlor über die Woche 0.7%. Der DAX machte diesmal mit einem Plus von 1.3% eine bessere Figur, wogegen der SMI leicht unter der Vorwoche schloss, da der CHF wieder erstarkte.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen verharrten in den USA bei 2.20%. Das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung brachte keine Impulse. Auch in Deutschland blieb die Rendite im Bund bei 0.41%. In der Schweiz konnte ein leichter Zinsanstieg von -0.18 auf -0.12% beobachtet werden.
Nach dem starken Anstieg vom April bis anfangs August konsolidiert der EUR/USD und notierte bei 1.1760. Der USD scheint gemäss dem handelsgewichteten Dollar-Index Boden gefunden zu haben. Dagegen ist die Schwäche des CHF abgeklungen. USD/CHF kam nach einem kurzen Aufbäumen auf 97.50 Rappen wieder auf 96.50 Rappen zurück. Fällt der Support bei 95.90 Rappen, winkt ein weiteres Absinken. Der EUR/CHF hat überschossen und den Save Haven Status zurückgewonnen. Vom Wochenhöchst am Dienstag bei 1.1475 bis zum Tiefst am Freitag bei 1.1260 betrug die Korrektur fast 2%. Danach erfolgte ein markanter Rebound mit Schluss am Freitag bei 1.1346. Ein wichtiger Support liegt bei 1.1250, ansonsten dürfte 1.12 anvisiert werden. Was macht die SNB?
Goldpreis über 1300 USD
Gold profitiert von der Flucht in sichere Häfen und erklomm die grosse Resistance-Linie bei USD 1300 pro Unze, schloss allerdings am Freitag bei USD 1296 knapp darunter. Der Ölpreis kam am Montag unter Druck und verlor bis am Freitag Morgen fast 2% auf USD 51.20 pro Fass Brent. Als Grund wurden Kommentare erwähnt, wonach die Produktion in den USA und auch Libyen weiter steige. Allerdings erfolgte am Freitag Abend ein starker Rebound auf USD 52.7 pro Fass Brent, knapp über der Vorwoche.
Quo vadis? Wohin geht es an den Börsen? Nur eine Woche nach der leichten Korrektur an der New Yorker Börse mit anschliessendem Rebound kam es genau wieder am Donnerstag zu einem ähnlichen Absinken. Diesmal ohne klaren Grund, allerdings auch ohne steigende Volumen. Viele Anleger würden eine kleine Korrektur in den USA, welche dieses Jahr ohne nennenswerten Rücksetzer stetig in kleinen Schritten von Rekord zu Rekord kletterte, sogar als gesund empfinden. Dagegen hat Europa bereits korrigiert, wo der DAX z.B. vom Top im Juni bis zum Low Mitte August bereits 8% verlor. Allerdings dürfte Europa bei einer Korrektur der USA weiter Federn lassen. Zur Vorsicht mahnt, dass die Marktbreite nachlässt und der Russell 2000 Index wieder unter die kritische 200-Tageslinie gesunken ist. Diese Woche erfolgt das traditionelle Treffen der Notenbanken in Jackson Hole vom 24. bis 26.August, wo diverse Redner die Märkte bewegen könnten, dies aber nicht erwartet wird. Insgesamt dürfte sich wohl ein üblicher Herbstverlauf ergeben, mit erhöhter Volatilität, welche Kaufgelegenheiten bieten wird.
Konjunktur läuft rund
Die Berichterstattung zu den Halbjahreszahlen ist nun fast abgeschlossen. Es gab Abstrafungen, aber auch Applaus bei einzelnen Aktien. Insgesamt läuft die Konjunktur aber rund (das BIP klettere in der Eurozone im 2. Quartal 2.2% annualisiert) und spiegelt sich in steigenden Gewinnen mit positivem Ausblick. Trotz der historisch hohen Bewertung lassen sich damit die Aktienkurse rechtfertigen. Da die Stimmung eher skeptisch ist, scheint ein starker Einbruch an den Börsen wenig wahrscheinlich. Liquidität ist reichlich vorhanden und wartet auf Anlagechancen.
Mittelfristig orientierte Investoren könnten weitere Rücksetzer schon bald als Einstiegsgelegenheiten nutzen. Dabei erachten wir folgende Aktie als interessant: Adecco hat im 1. Semester ein Umsatzwachstum von 5% geliefert, was die positive konjunkturelle Entwicklung belegt. Allerdings wurde im Vorfeld nach den guten Zahlen von Konkurrenten mehr erwartet und es kam zu einem Kursrückschlag von über 6%. Wir erachten dies als übertrieben, da sich die Marge verbesserte. Charttechnisch könnte der Kurs einen Boden bilden und sich wieder gegen CHF 75 erholen. Allerdings weist Adecco ein hohes Beta zum SMI auf und bei einer weiteren Marktkorrektur käme Adecco mehr unter die Räder.
Deutsche Post im Fokus
Einen starken Lauf hatte die Aktie der Deutschen Post, welche als Leader der Paketpost in Deutschland vom E-Commerce Boom profitiert und auch beim internationalen Express-Versand stetig wächst. Deutsche Post ist dabei mit einem P/E von 15.5x immer noch relativ günstig und wirft mehr als 3% Dividendenrendite ab, weshalb wir eine Fortsetzung des guten Aufwärtstrends erwarten. (IHAG/frp/mc/ps)