Zürich – So hatten es sich die Anleger nicht vorgestellt. Anstatt des bekannten Januar-Effektes mit Optimismus und steigenden Kursen, erlebten die Investoren einen der schlechtesten Börsenstarts seit sehr vielen Jahren. Rund um den Globus brechen die Aktienmärkte in der ersten Handelswoche 2016 um 6% bis 8% ein. Hauptgrund dafür sind Ängste aus China, wo die Regierung den Yuan gegenüber dem USD abschwächen liess. Die dortige Börse korrigierte bis zu 14% und der Handel wurde teilweise vorzeitig beendet.
Profiteure von dieser Entwicklung waren Staatsanleihen. So sanken die Renditen in den USA für zehnjährige Papiere um 14 Basispunkte, in Deutschland um 11 und in der Schweiz um etwa 3 Basispunkte.
Bei den Währungen gab es unter der Woche einige Volatilität und per Saldo wurde der Euro gegenüber dem USD leicht stärker. Der EUR/CHF beendete die Woche etwa unverändert.
Ölpreise weiter im freien Fall
Ebenfalls gesucht war Gold. Das gelbe Edelmetall glänzte mit einem Wochenplus von ungefähr 4%. Dies im Gegensatz zum Öl, welches weiter erodierte. Für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent muss nur noch USD 33.50 bezahlt werden, so wenig wie seit elf Jahren nicht mehr. Während westliche Konsumenten profitieren, kürzen wichtige Förderländer und Ölfirmen ihre Investitionen, was viele Unternehmen aus der Investitionsgüterindustrie belastet.
Risiken in China sind nicht neu
Nach dem schockartigen Start an den Aktienmärkten stellt sich die Frage wie es weiter geht. Die Situation ähnelt jener im August als die chinesische Regierung erstmals seit langem überraschend den Yuan abwertete. Damals korrigierte der S&P500 bis 1‘870, der DAX bis ungefähr 9‘550 und der SMI ging auf 8460 zurück. Mit einem Stand von 8‘257 hat der Schweizer Markt diesen Stand bereits unterschritten und handelt auf den Tiefstständen vom September. Beim S&P500 und dem Dax fehlen noch 3% bzw. 2.3%. Ein deutliches unterschreiten dieser Marken würde überraschen. Die Makrolage hat sich nicht so schnell verschlechtert, wie dies die Börsen jetzt implizieren. Die Risiken aus China sind nicht neu. Die Unternehmenszahlen zum 4. Quartal könnten zu einem Relief führen.
Aktienmärkte im Seitwärtstrend
Diese Chance auf einen kurzfristigen Rebound darf indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Aktienmärkte nur noch in einem Seitwärtstrend befinden. Die weltweite Konjunktur ist nur noch in den USA und in abgeschwächter Form in Europa in Ordnung. Die Emerging Markets, die ehemaligen Wachstumslokomotiven, dürften sich höchstens stabilisieren und kaum Wachstumsimpulse liefern. Schwer gefallen ist Brasilien. Das Hauptaugenmerk sollten die Investoren auf China legen. Zwar erwarten wir kein Hard Landing, aber die Risiken haben deutlich zugenommen. Stichworte sind geringere Investitionen, Probleme mit der Währung, Kapitalflucht, nachlassender Rohstoffhunger und der Umbau in eine Dienstleistungsgesellschaft mit einer geringeren Bedeutung der Exportwirtschaft.
Angesichts der Unsicherheiten empfehlen wir vorsichtigen Investoren noch an der Seitenlinie zu verharren. Tradingorientierte Anleger können bei weiteren Kursrückgängen erste Engagements eingehen. Wir würden uns dabei auf solide Blue-Chips mit einer guten Dividende konzentrieren, die schon vor der Korrektur relative Stärke zeigten. Kandidaten sind Roche, Swiss Re, Continental oder Carnival in den USA, die vom tiefen Ölpreis profitieren. (IHAG/mc)