Zürich – Bis zum Mittwoch harrten die Investoren des Entscheids des deutschen Bundesverfassungsgerichts zum Euro-Rettungsschirm ESM. Als dieser mit akzeptablen Auflagen abgesegnet wurde, sprangen die Börsenkurse an. Einen weiteren Schub verlieh am Donnerstag Fed-Chef Ben Bernanke, welcher am regulären FOMC-Meeting ein konkretes Kaufprogramm für Hypotheken-Papiere zur Ankurbelung der Konjunktur bekannt gab.
Der S&P 500 kletterte über die Woche 1.9% und der Euro Stoxx 50 2.2%. Der SMI konnte mit nur 0.3% nicht folgen, weil die schwergewichteten, defensiven Werte Nestlé, Novartis und Roche nachgaben. Generell waren Finanzwerte und Zykliker massiv gesucht, aber auch bisher liegengebliebene Nebenwerte sprangen plötzlich wieder an.
Bewegung beiden Währungen
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen zogen in den USA von 1.66% auf 1.89% markant an. Auch in Deutschland kletterten die Zinsen weiter. Die spanischen Zinsen für zehnjährige Bonos stabilisierten sich bei 5.6%, nachdem sie in der Vorwoche fast ein Prozentpunkt zurückgekommen waren. In der Schweiz erhöhte sich das Niveau nur um wenige Basispunkte. Bei den Währungen kam Bewegung rein. Der EUR kletterte zum USD jeden Tag und durchbrach am Freitag sogar locker die Marke von 1.30. Dies reflektiert das gesunkene Risiko eines unmittelbaren Auseinanderbrechens des Euros sowie das weitere Drucken von Dollarnoten. Nach monatelangem Kleben vor der 1.20er Linie, konnte der EUR zum CHF die vor einer Woche begonnene Erstarkung fortsetzen und stieg auf 1.217. Bei den Edelmetallen blieb es bis zum FED-Entscheid ruhig, aber danach kam es zu einem Kurssprung von 5% beim Silber und 2.5% beim Gold. Über die Woche stieg das Gold 2.2% auf USD 1774 die Unze und steht kurz vor dem Jahreshöchst von Ende Februar. Der Ölpreis kletterte wegen den erwarteten Konjukturimpulsen durch die Notenbanken sowie des schwächeren USD weiter. Das Barrel Brent gewann über die Woche 2% auf USD 116.9.
S&P 500 nur noch knapp unter Allzeithöchst
Auf Draghi folgte Bernanke und die Zentralbanken zeigen Entschlossenheit zum Einschreiten. Short-Positionen werden eingedeckt, Finanzen ziehen weiter und defensive Werte werden in Zykliker umgeschichtet. Die Aktienindices befinden sich nun klar in einer Rallystimmung nach dem Motto „Risiko erhöhen“, aber nicht alle sind dabei. Viele Akteure reiben sich angesichts der schwächelnden Wirtschaft und der weiterhin steigenden Schulden die Augen. Vielerorts wartet man auf einen Rückschlag, um dann einzusteigen. Dieser dürfte aber erst auf höherem Niveau erfolgen und die nächsten paar Tage stehen die Ampeln auf grün. Der S&P 500 hat seinen Ausbruch bestätigt. Der Index befindet sich nur noch 6% unterhalb seines Allzeithöchst. Nun dürften viele Anleger, vor allem die Institutionellen, auf das Quartalsende hin in Zugzwang geraten, womit die Hausse weiter laufen könnte. Noch zurückgeblieben aber kurz vor dem Durchbruch beim Allzeithöchst sind Adidas und Schindler. Eine Aufstockung erscheint uns hier interessant. Etwas sportlichere Investoren können kurzfristig bei bereits gut gelaufenen Werten noch für ein paar Tage aufspringen. Es empfiehlt sich aber mit Stopps zu arbeiten. Hierzu zählen Sulzer, Georg Fischer und Continental. Eine Standortbestimmung und eine Konsolidierung erwarten wir erst mit den Neunmonatszahlen im Oktober, falls man realisiert, dass sich die Aktienkurse zu stark von der fundamentalen Entwicklung abgekoppelt haben. (IHAG/mc/hfu)