IHAG Kommentar: Risiken rücken in den Vordergrund

Zürich – Die Unruhen in Nordafrika, allen voran in Libyen, haben die geopolitischen Risiken wieder ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt. Der Ölpreis stieg aus Angst vor dem libyschen Produktionsausfall, was wiederum die bereits anziehende Inflation verstärken und die Konjunktur abwürgen könnte.

Somit gingen die Aktienmärkte aufgrund der Unsicherheit vier Tage in die Knie und konnten erst am Freitag etwas Boden finden. Der SPI verlor im Wochenvergleich 2.2%, der SMI wegen des 4.2-prozentigen Dividendenabgangs von Novartis mit 2.7% etwas mehr (SMIC reinvestiert -2.0%). Der Euro Stoxx50 gab 2.4% nach, der S&P 500 in den USA 1.7% und der MSCI World 2.6%. Rohöl Brent verteuerte sich um fast 10% auf USD 113.7 pro Fass, war in der Spitze sogar deutlich höher. Es wird geschätzt, dass Libyen bisher 1.6 Mio. Fass Rohöl pro Tag gefördert hat, oder 1.8% der globalen Förderung von 90 Mio. Fass pro Tag, andere Länder freie Kapazitäten von 5 Mio. Fass pro Tag haben. Es gibt Hinweise, dass das (noch) stabile Saudi-Arabien die Förderung bereits von 8.3 Mio. auf 9.0 Mio. Fass erhöht habe. Diese Informationen beruhigen und somit sollte keine generelle Angebotsknappheit entstehen, wobei einzelne Länder (wie Italien) unterschiedlich betroffen sind. Gold stieg trotz der Unsicherheit nur 1.1%, konnte aber immerhin die USD 1400-Marke wieder zurück erobern und notierte bei USD 1408 pro Unze.

Flucht in den Schweizer Franken hält an
Die Flucht in den sicheren Schweizer Franken hielt an. Der USD sank über die Woche um 2% auf 0.925 CHF, der Euro 1.4% auf 1.275 CHF und das Pfund um 2.9% auf 1.49 CHF. Zinsen für zehnjährige Bundesobligationen gaben in den USA von 3.59% auf 3.43% nach, getrieben vom Zufluss in sichere Anlagen. Eine Korrektur ist nach den stetig steigenden Aktienmärkten erwartet worden. Die Inflation macht sich bei den meisten Unternehmen bereits in höheren Rohstoffpreisen und potentiellem Margendruck bemerkbar. Allerdings können marktstarke Firmen die Preise überwälzen und die Effizienz weiter steigern. Wie vorangehend beschrieben, erachten wir die Angst vor einer Ölkrise als übertrieben, allerdings dürfte der Ölpreis nicht mehr unter USD 100 pro Fass sinken.

«Investieren, wenn die Kanonen donnern»?
Libyen wird in den Schlagzeilen bleiben, der Diktator Ghadhafi könnte sich noch lange verschanzen und somit die Aktienmärkte weiter nachgeben. Niemand weiss, ob die Lage eskaliert und ob Saudi-Arabien stabil bleibt. Andererseits sind die wenigsten kotierten Unternehmen von den Unruhen direkt und langfristig betroffen. Bei einer Beruhigung der Lage oder gar einem Fall des libyschen Diktators könnten die Märkte wieder nach oben drehen, gemäss der Börsenregel «investieren wenn die Kanonen donnern». Momentan ist der Trend bei den Aktienmärkten daher unklar, die Sektorrotation entwickelt sich weiter. Bei den bis vor kurzem hochbezahlten Finanzwerten (wie Swiss Life und Swiss Re), sowie anderen volatilen Titeln (wie Micronas, Nobel Biocare, Petroplus) floss wieder Geld ab und sie korrigierten stärker als der Index. Dafür stabilisierten sich zuvor zurückgestufte, solide Titel (wie Nestlé, Schindler). Diese Woche rapportieren diverse zyklische Sektorleader, deren Aktien sich in wenigen Tagen rund 5% verbilligt haben, wie Adecco, Georg Fischer, Holcim und Kühne&Nagel. Je nach Ausblick könnten sich hier Kaufgelegenheiten eröffnen. Nach den guten Zahlen von PSP erwarten wir auch für die von uns bevorzugte SPS Immobilen-Aktie solide Zahlen. SPS hat im Rahmen der Sektorrotation korrigiert und wir erachten das aktuelle Niveau sowie die 5% Dividendenrendite als interessant. Ansonsten würden wir noch auf der Seitenlinie bleiben. (IHAG/mc/hfu)

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