Zürich – Die abgelaufene Handelswoche stand im Banne der US-Wahlen, steigender Unsicherheit, sinkendem Ölpreis und schwachem USD. Ein negativer Cocktail, welcher auch die bisher robusten Aktienindices in den USA zum Abbröckeln brachte. Der S&P 500 sank jeden Tag und verlor über die Woche 1.9%. Stärker unter die Räder kamen der Euro STOXX 50 mit -4.0% und der DAX mit -4.1%, welche sich zuvor wegen dem schwachen EUR noch gut hielten. Der mit den Pharmaschwergewichten bereits angeknackste SMI bietet ein bedenkliches Kursbild, mit einem weiteren Absacken von 4.0%. Unter die Räder kam Credit Suisse mit 13%, wo der Drittquartalsabschluss die von den guten US-Banken erzeugten Hoffnungen ausradierte.
Das FED hat an seiner November Sitzung den Zins-erhöhungsentscheid, wie erwartet, auf den Dezember verschoben. Die Finanzmärkte haben darauf kaum reagiert.
Bei den Zinsen kam es zu einer Konsolidierung des im Juli gestarteten Zinsanstiegs. Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen sanken in den USA von 1.84% auf 1.78% und auch in Deutschland von 0.16% auf 0.14%. In der Schweiz kam es zu einem Anstieg von -0.40% auf -0.36%.
Schwächeanfall beim USD
Mit dem unerwarteten Rückenwind für Trump erlitt der USD am 1. November einen Schwächeanfall, in Erwartung, dass er bei einem Sieg aus protektionistischen Gründen einen tieferen USD favorisieren könnte. Der USD/CHF fiel von 99 auf 97 Rappen. Im Gegenzug erklomm der EUR/USD 1.11. In der Einfahrt zum sicheren Hafen des Schweizer Frankens hatte der Hafenmeister SNB alle Hände voll zu tun, um ein abgleiten des EUR/CHF unter die Marke von 1.08 zu verhindern.
Auch Gold war als sichere Anlage gefragt und kletterte von USD 1270 auf über USD 1300, ein Wochengewinn von knapp 3%. Beim Ölpreis hat das Rally seit dem letzten OPEC Treffen Ende September in Algier geendet und ist einer Korrektur gewichen. Am nächsten Treffen vom 30. November in Wien sollen Details zur Reduktion der Förderquoten beschlossen werden. Die Parteien scheinen sich aber weiterhin uneinig und die Lippenbekenntnisse drohen zu versanden. Mit nun USD 46 pro Fass Brent (Wochenverlust von 9%) nähert sich der Preis dem Ausgangspunkt bei USD 45 von Ende September. Falls dies nicht hält, wäre charttechnisch ein dreimonatiger der Aufwärtskanal gegen unten gebrochen.
Chinas Konjunktur scheint im Aufwind. Der am Dienstag veröffentlichte offizielle Industrie-Einkaufsmanagerindex erhöhte sich im Oktober auf 51.2 von 50.4 Punkten im September. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem gehaltenen Niveau gerechnet. Auch der private Caixin-Einkaufsmanagerindex stieg im Oktober von 50.1 auf 51.2 Punkte.
Gute Wirtschaftsnachrichten versandeten, denn die Aktienmärkte stehen im Banne der US-Wahlen! Eine Woche zuvor schien Hillary Clinton das Rennen gemacht zu haben. Allerdings hat das FBI in der E-Mail-Affäre erneut Ermittlungen aufgenommen. Zudem soll Frau Clinton gemäss Wikileaks bei TV-Debatten vorher über die Fragen informiert worden sein. Clinton als neue Präsidentin scheint berechenbarer, weil sie wohl in den groben Zügen den bisherigen Kurs von Obama in den USA fortsetzen würde. Donald Trump dagegen ist unberechenbar, was Gift für die Aktienkurse ist und ähnlich wie beim BREXIT zu Verwerfungen an den Märkten führen könnte. Jedenfalls kam es zu Abgaben, welche beim S&P 500 mit 9 Handelstagen im Minus schon lange nicht mehr beobachtet werden konnten. Diverse Aktienindices fielen auf kritische Supports. Die von diversen Auguren erwartete Herbstkorrektur scheint sich nun zu manifestieren.
Kaufliste für Erholung bereit halten
Wir würden den Ausgang der US-Wahlen abwarten und eine Kaufliste von Qualitätsaktien wie Givaudan, Nestlé, Fresenius und Henkel bereithalten. Bei einem Sieg von Clinton, welcher nach dem Rückzieher der FBI-Anschuldigungen übers Wochenende wahrscheinlicher geworden ist, könnte wegen dem Status Quo am Mittwoch ein Rebound der teils überverkauften Aktien erfolgen, wogegen beim Sieg von Trump wegen der Unsicherheit weitere (vielleicht sogar markante) Abgaben drohen. Allerdings würden wir auch in diesem Szenario ebenfalls zukaufen, aber gestaffelt und über mehrere Tage. Trump ist zwar unberechenbar, aber ein Republikaner und doch wirtschaftsfreundlich, weshalb sich die Lage beruhigen sollte und die Weltkonjunktur kaum aus der Bahn geworfen wird. Belastet würde mittelfristig wohl der Freihandel, v.a. mit Mexiko (somit der Peso), aber auch Trump will die USA-Wirtschaft mit Programmen stimulieren. Insgesamt erwarten wir trotz Risiken in Europa (Flüchtlings Deal mit der Türkei, Italien-Referendum am 4. Dezember, BREXIT Verhandlungen, Wahlen 2017) eine baldige Beruhigung und einen Rebound bei den Aktien. (IHAG/frp/mc/ps)