Zürich – Vor allem die Aktieninvestoren in den USA mussten in der letzten Woche einen herben Rücksetzer hinnehmen. Nachdem sich der S&P500 im August in ruhigem Fahrwasser bewegte, korrigierte er in der letzten Woche 2.4%. Hauptverantwortlich dafür war der zweiprozentige Verlust am Freitag. Eric Rosengreen, der Präsident der Federal Reserve Bank von Boston sprach sich für Zinserhöhungen in den USA aus. In Europa verzichtete Mario Draghi auf weitere Stimuli. Etliche Marktteilnehmer dürften insgeheim zumindest mit einer zeitlichen Ausdehnung des QE gerechnet haben. Somit verlor auch der Dax über die Woche 1%. Der SMI hielt sich mit einem Verlust von lediglich 0.4% besser. Hier halfen gute Performances der Finanzwerte Credit Suisse (+4.5%) und Swiss Re (+2.7%).
Bei den Währungen gewann der EUR/USD 0.7%. Der EUR/CHF bewegte sich seitwärts und schloss knapp unter der Marke von 1.10.
Die zurückhaltende Reaktion der Notenbanken hatte auch einen Einfluss auf die Zinsmärkte. So stiegen beispielsweise die Renditen für zehnjährige Deutsche Staatsanleihen wieder in den positiven Bereich. In den USA erholten sich die zehnjährigen Zinsen um sieben Basispunkte auf 1.67%. Sie haben sich bereits etwa 30 Basispunkte von den Tiefstständen im Juli entfernt.
Der Goldpreis vermochte das Level von USD 1350/Unze nicht zu übertreffen. Wahrscheinlich ist eine Seitwärtsentwicklung, wobei die Chancen für einen Anstieg höher sind als das Risiko eines Einbruchs unter USD 1300/Unze. Der Ölpreis zeigte eine volatile Entwicklung. Immer wieder prallte er an der Marke von USD 50/bbl ab. Gerüchte um Produktionskürzungen der Opec stützen den Preis indes immer wieder.
USA: Zweifel an wirtschaftlichen Stärke
Die letzten US-Wirtschaftszahlen liessen Zweifel an der wirtschaftlichen Stärke aufkommen. So fielen sowohl der ISM-Index der Industrie als auch jener des Dienstleistungssektors enttäuschend aus. Die Autoverkäufe erodierten ebenfalls und schürten die Ängste, dass der Peak beim Autoabsatz erreicht ist. Auf der anderen Seite bleibt der Arbeitsmarkt robust, wobei dies ein nachhinkender Konjunkturindikator ist. Insgesamt schätzen wir die US-Wirtschaft immer noch als robust ein mit entsprechender kleiner Rezessionsgefahr. Wir denken auch, dass das aktuelle Umfeld eine Zinserhöhung in diesem Jahr zulässt.
Das Verhalten der Notenbanken resp. dessen Mitgliedern zeigt, dass die Marktteilnehmer nicht immer mit noch mehr Stimuli rechnen dürfen. Genau diese Stimuli haben die Märkte jedoch unterstützt. Hauptsächlich gilt dies natürlich für die Obligationen, aber indirekt auch für die Aktien. Wie wir an dieser Stelle bereits vor zwei Wochen erwähnten, sind kleinkapitalisierte Werte besonders in der Schweiz heissgelaufen und entsprechend rieten wir zu Gewinnmitnahmen. Nun sind die Kurse von etlichen Aktien bereits in Strudeln geraten und wir denken, dass diese Bewegung weitergeht.
Weiterhin defensiv agieren
Das immer noch hohe Kursniveau und die Saisonalität sprechen kurzfristig gegen Aktien. Vor allem der September ist historisch gesehen ein schlechter Börsenmonat. Zudem kann erst etwa in einem Monat der Gewinntrend der Unternehmen fürs 3. Quartal eingeschätzt werden. Was die Unternehmensseite anbelangt, steht uns demnach eine nachrichtenlose Zeit bevor. Umso gewichtiger werden dann die Makrozahlen und Aussagen von Notenbankern, die Zinsängste schüren. Aus unserer Sicht überwiegen in der kurzen Sicht die Risiken klar. Entsprechend bleiben wir bei unserer vorsichtigen Haltung und würden das Geschehen an der Seitenlinie verfolgen. (IHAG/wum/mc/ps)