Zürich – An den Finanzmärkten herrschte über die ganze Woche Lethargie bei tiefen Volumen. Alle warteten auf News aus Jackson Hole. Angesichts der neuesten Wirtschaftsdaten kamen aber zunehmend Zweifel auf, dass Ben Bernanke nun den Geldhahn wieder aufdreht und die Aktienkurse schwächelten.
Der S&P 500 gab über die Woche leicht um 0.3% nach, der Europe Stoxx 50 verlor 1.0% und der SMI 1.4%.
Die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen bewegten sich in Europa seitwärts, sanken in den USA aber gegen Handelsende am Freitag um 10 Basispunkte auf 1.56%. Italien konnte EUR 4 Mrd. am Kapitalmarkt aufnehmen. Die Rendite, die das hochverschuldete Land den Investoren bieten musste, lag nur leicht unter dem Niveau der letzten Auktion. Die Referenzzinsen für zehnjährige Italiener stiegen gegen 5.8% wieder etwas an.
Ruhige Devisnmärkte
An den Devisenmärkten blieb es ebenfalls ruhig und der USD schloss über die Woche zum EUR bei 1.26 sowie zum CHF bei 0.95 leicht schwächer, wobei er am Freitag nach 16 Uhr etwas unter Abgaben litt. Der Erdölpreis hat am Mittwoch kurz nachgegeben. Das US-Energieministerium in Washington meldete, dass die Lagerbestände an Öl in der vergangenen Woche um 3.78 Mio. Fass gestiegen seien. Die Prognosen waren eher von einem Rückgang der Vorräte ausgegangen. Zudem hatte der Hurrikan „Isaac“ mittlerweile die Küste erreicht, an Stärke nachgelassen und dadurch die Gefahr für die Ölproduktion im Golf von Mexiko abflauen lassen. Gold verbilligte sich zuerst leicht auf unter USD 1660 je Unze. Gute US-Wachstumszahlen liessen eine weitere geldpolitische Lockerung durch das Fed für Beobachter weniger wahrscheinlich werden, weil dadurch die Inflationsgefahr kleiner eingeschätzt wurde. Da Ben Bernanke am Freitag weitere Bondkäufe nicht ausschliessen wollte, zog der Goldpreis dann wieder etwas an und schloss am Freitag bei USD 1674 die Unze.
Wenige Impulse
Weder das Beige Book noch die leicht besseren BIP-Zahlen in den USA konnten Impulse geben. Die Märkte bewegten sich kaum und man wartete auf News aus Jackson Hole. Es gab aber zunehmend Stimmen im Markt, dass die Hoffnungen der Investoren in Jackson Hole enttäuscht werden könnte. Tatsächlich hielt sich FED-Chef Ben Bernanke die Optionen offen und wollte nicht ausschliessen, weitere Bonds zu kaufen, falls das wirtschaftliche Umfeld dazu Anlass geben würde. Die US-Währungshüter stehen weiter bereit, um die Konjunktur zu stützen.
EZB-Meeting am Donnerstag
Viele gut gelaufenen Aktien haben in den letzten Tagen ein paar Prozente korrigiert und sind nun am unteren Rande des seit anfangs Juli gestarteten Aufwärtsbandes. Die Frage ist nun, woher die Impulse nach der abgelaufenen Berichtssaison kommen sollen. In den USA könnte sich das FED im Hinblick auf die anstehenden Präsidentschaftswahlen zurückhalten, nichts machen und sich verbal alle Optionen offen halten. Diese Woche richtet sich daher die Aufmerksamkeit auf das EZB-Meeting vom Donnerstag
6. September. Wird die kurzfristige Absage von Mario Draghi, nach Jackson Hole zu reisen, mit einer kurstreibenden Ankündigung gerechtfertigt? Wenn nicht, könnte die Konsolidierung bei tiefen Handelsvolumen weiter gehen.
Auf solide Titel setzen
In diesem unklaren Umfeld würden wir auf solide, stetig wachsende Titel setzen, welche etwas korrigiert haben. Dabei gefällt uns der Kosmetikhersteller L’Oréal, welcher dank global starken Marken von der aufsteigenden Kaufkraft profitieren wird. Die Aktie ist bei einem P/E 2012 von 20x und einem EV/EBITDA von 13.2x zwar auf den ersten Blick anspruchsvoll bewertet. Allerdings hält L’Oréal Nettocash und zudem noch eine Sanofi-Beteiligung im Wert von 13% der eigenen Börsenkapitalisierung, womit die adjustierte Bewertung im Rahmen anderer stetig wachsender Unternehmen liegt (Bericht Seite 4). Mit einem EV/EBITDA von unter 10x klar günstiger bewertet sind die bei Haarpflegemitteln konkurrierenden Henkel (Stämme), welche aber wegen der fast 50% ausmachenden Klebesparte auch billiger sein sollten. Beide Titel notieren in der Nähe des Allzeithochs, weisen aber weiteres Gewinn und somit Kurspotential auf
(IHAG/mc/hfu)