IHAG-Kommentar: Trumps Amtseinsetzung ohne neue Impulse
Zürich: Der positive Schwung an den Börsen zu Jahresbeginn flaut ab und es beginnt sich Ernüchterung auszubreiten. Erst wartete man vergangene Woche auf das EZB-Meeting und dann auf die Amtseinsetzung von Donald Trump. Beides ohne Impulse. Der S&P 500 und der DAX konsolidierten, der SMI verlor über die Woche 2.1% und ist damit im laufenden Jahr nur noch knapp im Plus. Die beiden Grossbanken kamen wegen Gewinnmitnahmen bei den gut gelaufenen US-Banken unter Druck und verloren je über 3%, aber auch Novartis und Roche gaben über 2% ab, wegen negativen Kommentaren von Trump über Pharmahersteller.
Fed-Chefin Janet Yellen gab sich in einer Rede falkenhafter als auch schon, was die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen ca. 10 Basispunkte auf 2.47% steigen liess. Dagegen gab sich EZB-Boss Draghi weiterhin taubenhaft, liess die Leitzinsen unverändert und ortete in der jüngst auch in Europa anziehenden Inflation noch keinen Handlungsbedarf.
Die Anleger sehen dies anders, denn in Deutschland kletterte die Renditen des Bundes 7 Basispunkte auf 0.40%. Die Schweiz folgte im Schlepptau auf noch -0.17%. Trotz den obigen Ereignissen blieb der USD schwach und der USD/CHF fiel am Dienstag kurz auf die Parität von 1.00, schloss am Freitag aber noch darüber. Der EUR/USD schwankte über die Woche zwischen 1.06 und 1.07. Der EUR/CHF blieb in einem engen Band über 1.07.
Der Goldpreis konnte seine Erholung zunächst bis USD 1220 pro Unze fortsetzen, schloss dann aber am Freitag nur knapp über USD 1200. Beim Ölpreis kam etwas mehr Nervosität auf, aber die Konsolidierung um USD 55 pro Fass Brent hatte weiterhin Bestand. Die OPEC hatte eine systematische Messung der Einhaltung der Förderquoten angeordnet und deren Umsetzung wurde am Freitag an einem Treffen der Parteien in Wien besprochen.
Chinas BIP kletterte im 4. Quartal auf ein Jahr hochgerechnet mit 6.8% etwas mehr als die erwarteten 6.7% und lag in der Mitte des offiziellen Zielbandes von 6.5% bis 7%. Weiterhin stark läuft der Einzelhandel mit +10.9% über ein Jahr, aber auch die Industrieproduktion kann sich mit +6.1% auf einem relativ stattlichen Niveau halten.
Konsolidierung erwartet
Unter Anlegern macht die Euphorie über den neuen US-Präsidenten Donald Trump etwas Ernüchterung Platz. Die asiatischen Aktienmärkte sind mit Verlusten in die Woche gestartet, aber die Nervosität legte sich schnell und die Notierung drehte wieder ins Plus. Insgesamt sehen wir eine Konsolidierung und erwarten Impulse auf Titelebene von den Jahresberichterstattungen der Firmen. Den Reigen starteten die US-Banken, welche alle die hohen Erwartungen sogar übertrafen. Dennoch kam es nach der enormen Performance zu Gewinnmitnahmen.
Schwieriges Pharma-Umfeld
Die Berichtssaison nimmt in der Schweiz Fahrt auf. Heute Montag eröffnete SGS den Reigen in der Schweiz, gefolgt von Novartis und Lonza am Mittwoch. Novartis, welche in USD rapportiert, dürfte unter dem starken USD etwas leiden. Es wird ein um 4% rückläufiges EPS erwartet und kaum Wachstum im angelaufenen Jahr. Das Umfeld bleibt bei Pharma schwierig, ausser es gäbe einen überraschenden Durchbruch bei einer laufenden Studie. Die US-Pharma Aktie Bristol-Myers brach am Freitag 12% ein, nachdem ein Medikament gegen Lungenkrebs nicht die erhoffte Wirkung zeigte. Die Führung hat in dieser Indikation Merck (US) und die Wirksamkeit von Roche in Phase 3 ist noch ausstehend, mit entsprechender Volatilität bei deren Publikation.
Positives Gewinnmomentum bei Lonza
Dagegen erwarten wir ein positives Gewinnmomentum bei Lonza. Zudem dürfte vor der anstehenden Kapitalerhöhung zur Finanzierung der grossen Übernahme das Management alles tun, um die Firma positiv in Szene zu setzen, womit bei hohem Aktienkurs die Verwässerung aus der Kapitalerhöhung tiefer als geplant ausfällt. Das Umfeld bleibt für Lonza gut, die Nachfrage nach deren Produkten steigt. Mit dem gestärkten Profil und einer noch nicht zu teuren Bewertung sehen wir mittelfristig weiteres Kurspotential.
Der Aktienkurs von Sonova kommt seit 2 Jahren nicht vom Fleck, weil deren Hörgeräte gegenüber der Konkurrenz leicht ins Hintertreffen gerieten. Allerdings hat Sonova nun eine vielversprechende neue Plattform wiederaufladbarer Hörgeräte eingeführt. Zudem soll im laufenden Jahr eine Variante lanciert werden, welche die Kommunikation mit Mobiletelefonen inklusive Android ermöglicht. Dies könnte wieder zu positiven Wachstumsimpulsen und damit positiveren Einschätzungen führen. Sonova erachten wir unter CHF 130 als interessant. (IHAG/mc)