IHAG-Kommentar: Unsicherheiten haben zugenommen
Zürich – Die Aktienmärkte befinden sich weiterhin im Korrekturmodus. Der S&P500 korrigierte über die Woche 0.7%, womit sich der Jahreszuwachs auf 1.65% reduzierte. In Europa verlor der Dax 1.9%. Hier belasteten Griechenlandängste und der wieder stärkere Euro den Markt. Zu den grössten Verlierern gehörten K+S (-4.1%), Autowerte wie Daimler (-4.0%) und Beiersdorf (-3.9%). Der SMI hielt sich bis am Freitag gut, büsste dann aber auch 1.4% ein, womit ein Wochenverlust von 1.4% resultierte. Am besten hielt sich der Nikkei (-0.5% über die Woche). Ein wichtiger Grund für die gute Performance ist der nach wie vor schwache Yen. Der USD profitierte am Freitag von einem besseren Arbeitsmarktbericht, notierte über die Woche aber trotzdem um 1.3% schwächer gegenüber dem Euro. Der Euro erstarkte auch versus dem Schweizer Franken.
Nachdem aus Europa eine höhere Inflationszahl gemeldet wurde, setzte sich der Sell-Off an den Bondmärkten fort. Der Zinsanstieg bei den zehnjährigen Deutschen Staatsanleihen belief sich beispielsweise auf hohe 36 Basispunkte. Aber auch in Italien kletterten die Zinsen weiter nach oben. Verstärkt wurde die Bewegung durch die Aussage von M. Draghi, dass die Investoren mit höheren Volatilitäten am Bondmarkt rechnen müssten. In den USA steht die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen bei 2.40%, nach 2.09% in der Vorwoche.
Der Goldpreis bröckelt trotz dem unsicheren Umfeld ab. Der Ölpreis bewegte sich wenig und beendete die Woche bei USD 62.5/bbl Brent. Die OPEC hat in der letzten Woche beschlossen, ihre Förderquote von 30 Mio. bbl/Tag aufrecht zu erhalten, wobei tatsächlich sogar noch mehr gefördert wird. Damit versucht die OPEC US-Schieferölförderer aus dem Markt zu drängen. Viele Bohrtürme wurden dadurch stillgelegt, indes ist die effektive Produktion noch nicht zurückgekommen. Wahrscheinlich dürfte sich die US-Ölproduktion erst im zweiten Halbjahr ausnivellieren.
Börsen dürften volatil bleiben
Die Aktienmärkte befinden sich in einer schwierigen Lage, vor allem in Europa. Druck gibt es von drei Seiten: Erstens ist es der Bondmarkt mit den höheren Zinsen. Dieser hatte eine Deflation eingepreist, die nun dank dem QE der EZB abgewendet werden dürfte. Die Volatilität am Bondmarkt dürfte hoch bleiben und der Zinsanstieg ist wohl noch nicht vorüber. Zweitens wird der Euro wieder stärker, womit die Anleger die zuvor stark gestiegenen Exportwerte wieder verkaufen. Und drittens ist das Griechenlandproblem nach wie vor ungelöst. Bis spätestens am 20. Juni muss eine Lösung gefunden werden und bis dahin wird der Newsflow die Börsen belasten. Wahrscheinlich werden sich die Konfliktparteien am Ende einigen, wie dies bis jetzt in diesem Drama immer der Fall war.
Anleger sollten im aktuellen Umfeld immer noch vorsichtig agieren und Cash-Reserven halten. Die hohe Volatilität führt aber auch zu Chancen, insbesondere im Dax, der bereits 10% korrigiert hat. Investoren können hier einen Blick auf Daimler werfen, die fürs erste Quartal sehr gute Zahlen ausgewiesen haben. Mercedes hat eine aussichtsreiche Produktpalette und sollte von einer Abschwächung in China weniger betroffen sein. Sollte die Aktie in den kommenden Tagen unter EUR 80 fallen, ergibt sich nach unserem Dafürhalten eine interessante Einstiegschance.
Voestalpine im Fokus
In Österreich gefallen uns die Werte des Stahl- und Technologieunternehmens Voestalpine. Voest hat gute Quartalszahlen ausgewiesen und sieht eine Fortsetzung des positiven Trends in diesem Jahr. Die Gesellschaft profitiert von einem besseren wirtschaftlichen Umfeld in Europa und wird im nächsten Jahr ein Stahlwerk in Texas in Betrieb nehmen, um von der dortigen robusten Konjunktur zu profitieren.
In den USA erscheinen angesichts des Zinsanstiegs Finanzwerte vielversprechend aus. Wir würden hier auf JPMorgan und die Versicherung AIG setzen. (IHAG/wum/mc/ps)