Zürich – Die US-Börsen legten einen guten Wochenstart hin, getrieben von positiven Konjunkturdaten und einer weiteren Entspannung aufgrund einer möglichen Einigung im Freihandelsabkommen zwischen den USA und Mexiko. Gegen Ende Woche trübte sich die Stimmung aber wieder ein, da Trump im Handelskonflikt mit China mit einer Eskalation bei den Zöllen drohte. Die US Indices kamen nur leicht von ihren Rekordwerten zurück, wogegen der zarte Erholungsversuch in Europa sofort im Keime erstickt wurde.
Der Euro Stoxx 50 verlor über die Woche 1.0%, der SMI 0.9% und der Dax 0.3%. Anfangs Woche gab es Hinweise auf eine Einigung bei Autozöllen, was den geprügelten Autwerten zu einem Rebound verhalf. Der Bullenmarkt in den USA ist nicht unterzukriegen. Der S&P 500 legte weitere 0.9% zu.
Die veröffentlichten Protokolle des FMOC Meetings und das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole bestätigten, dass Mr. Powell die Zinsen weiterhin graduell erhöhen will. Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen blieben momentan in einem Band zwischen 2.82% und 2.88%. In Deutschland hielten sich Entspannung anfangs Woche und Flucht in Sicherheit gegen Ende Woche die Waage. Die Rendite im Bund kletterte von 0.34% auf 0.41% und kam am Freitag wieder auf 0.33% zurück. Ein ähnliches Bild in der Schweiz, wo der Zins bei -0.10% endete.
US-Dollar gibt deutlich nach
Der USD schwächte sich über die letzten Tage klar ab. USD/CHF konnte den seit 3 Monaten geltenden Support bei 98.50 Rappen nicht halten und ratterte in der Spitze bis auf 96.30 Rappen runter. Nach einem Wochenverlust von 1.5% scheint nun eine erste Stabilisierung bei 97 Rappen möglich. Der EUR/USD zeigte im August ein V-förmiges Chartbild, mit einem Absacken bis Mitte August von 1.1750 bis 1.13 und Rebound gegen 1.17. Momentan ist eine Stabilisierung zu beobachten, mit über die Woche gehaltenem Kursniveau leicht über 1.16. Die Erstarkung des CHF erstaunt, aber die Fluchtströmung in den sicheren Hafen scheint so gross, dass der Schleusenwart SNB sich nicht genug dagegen stemmen konnte. Über die Woche verbilligte sich der EUR/CHF um 2 Rappen auf 1.1240. Damit nähert sich der Kurs wieder dem Monatstief von Mitte August, welcher charttechnisch wichtig ist.
Nachdem der Goldpreis vier Monate lang einen Sinkflug hinlegte, konnte in den letzten Tagen wieder das Niveau von USD 1200 zurückgewonnen werden, allerdings mit wenig Kraft. Für eine weitere Erholung müsste die Marke bei USD 1230 genommen werden. Der Wochenschluss war mit USD 1202 pro Unze noch klar darunter. Der Ölpreis kletterte über die Woche weitere 2% auf USD 77.70 pro Fass Brent, teils auch wegen dem schwachen USD, teils wieder wegen Angst vor Angebotsverknappung im Rahmen der US-Sanktionen gegen Iran.
Entspannendes Zeichen aus Deutschland
In Deutschland ist der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts im August überraschend deutlich gestiegen und unterstützte die Börse. Nach einem monatelangen Absinken ist dies ein entspannendes Signal. Den noch stärkeren Aufwind verlieh die Meldung, dass sich die USA und Mexiko auf ein neues Freihandelsabkommen einigen werden. Fragzeichen bleiben, wie Kanada eingebunden werden kann. Die letzten Tweets deuteten auf eine Eskalation im Handelsstreit USA-China hin, was den Börsen die Luft nahm. Allerdings reagierten die US-Börsen trotz dem längeren Weekend (Montag ist geschlossen) „relaxed“.
Bisher hat bei den Firmen noch keine Abwärtsspirale eingesetzt, die über sinkende Handelsvolumen, zögerliche Investitionen und Auftragsvergaben, steigende Preise und Konsumzurückhaltung in die Bilanzen Einzug halten kann. Einer der grössten Containerbeweger der Welt, Kühne + Nagel, hat z.B. noch keine Auswirkungen in den Handelsströmen gesehen.
Die USA boomen, getrieben von Steuersenkungen, weniger Regulierungen und dem Konsum. Export und Handel fallen weniger ins Gewicht als in Europa. Die Mexikaner und Europäer scheinen für Deals mit Trump bereit, China zeigt sich dagegen (noch) stolz.
Investitionsampeln bleiben auf orange
Insgesamt bleiben die Investitionsampeln wegen den politischen Unsicherheiten auf orange. Zudem verunsichern die Entwicklung bei Währungen von Schwellenländern (Türkei, Argentinien). Die Risiken sind asymmetrisch, Sell-Empfehlungen von Brokern treffen auf fruchtbaren Boden. So hat es nun auch Swatch erwischt (Kurs am Freitag: CHF 413.60). UBS reduziert am Freitag die Empfehlung im Swatch Inhaber von Buy auf Hold und das Kursziel von CHF 535 auf CHF 450. Der Aktienkurs versuchte zuvor anfangs Woche einen Rebound, war am Donnerstag schwach und sackte am Freitag in der Spitze 5% ab. Eine Umfrage zeigte, dass der chinesische Konsument weniger optimistisch als auch schon sei und der schwache Yuan senkt die Kaufkraft. Mit geschätzten 45% vom Umsatz sind die Chinesen wichtig, aber ein grosser Teil der sich abschwächenden Konsumlust sollte im Kursrückgang von CHF 495 per Mitte Juni auf nun CHF 413 eingepreist sein. Die Schweizer Uhrenexporte nach China waren in den ersten 6 Monaten jedenfalls sehr erfreulich. Wir würden nach dieser Korrektur eine erste Position in Swatch Kaufen, mit einem Stopp bei CHF 390. (IHAG/frp/mc/ps)