IHAG-Kommentar: Verunsicherung bleibt nach FED-Entscheid
Zürich – Die vergangene Woche war geprägt vom Warten auf den FED-Zinsentscheid mit einer leicht positiven Entwicklung im Vorfeld. Erwartet wurde mehrheitlich ein weiteres Abwarten des FED. Am Tag danach kam es in Europa infolge der anhaltenden Unsicherheit über die globale Konjunktur sowie der Erstarkung des EUR zum USD zu massiven Kursverlusten.
Der DAX sank am Freitag 3% und verlor über die Woche 2.1%. Weniger unter die Räder kamen der Euro Stoxx 50 mit -0.4% und der SMI mit ebenfalls -0.4%. Der S&P 500 gab über die Woche 0.2% nach.
In den USA sind die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen von 2.17% auf 2.30% Mitte Woche hochgesprungen, aber am Freitag auf 2.13% zurückgefallen. Ein ähnliches Bild in Deutschland, wo die Bewegung von 0.66% auf 0.78% und zurück auf 0.66% erfolgte. In der Schweiz sah man am Donnerstag kurz positive Renditen von 4 Basispunkten, aber am Freitag notierte man wieder bei -4 Basispunkten.
Dollar schwächer
Da die Zinsen in den USA (noch) nicht angehoben wurden, schwächte sich der USD ab. EUR/USD sprang am Freitag von 1.13 auf 1.145, verlor aber an Kraft und sank wieder auf 1.13. Der USD/CHF fiel unter 97 Rappen auf 96 Rappen. Nach 1.105 am Freitag der Vorwoche, sank der EUR/CHF kurz auf 1.09 und schloss die Woche bei 1.0945. Die Unze Gold fand bei USD 1100 Boden und setzte am Mittwoch zu einer Klettertour bis USD 1137 an. Gold profitiert von den weiterhin tiefen Zinsen und der herrschenden Unsicherheit. Beim Öl stieg das Fass Brent am Mittwoch von USD 46 bis auf USD 50, sank dann aber am Freitag wegen Sorgen um die Konjunktur und Nachfrage auf USD 49.
Unsicherheit bezüglich Entwicklung der globalen Konjunktur
Die US-Notenbank hat die Abkehr von ihrer Nullzinspolitik weiter auf die lange Bank geschoben. Die Fed-Chefin Janet Yellen begründete diesen Entscheid mit der Gefahr, dass die globalen wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklungen die US-Konjunktur bremsen könnten. Die Marktteilnehmer haben mit Spannung auf diese Fed-Sitzung gewartet und wurden durch diese Aussage nun ob der globalen Konjunktur verunsichert. Spielt das FED auf Zeit, weil gerade die Börsen schwach sind und diverse Voten ein Abwarten nahelegten, oder sieht sie Risiken in der globalen Konjunktur? Die nächste Chance bietet sich den Notenbankern im Oktober, wahrscheinlicher scheint aber ein erster Zinsschritt im Dezember. „They kicked the can further down the road“ ist ein oft zitierter Spruch von Amerikanern, was heisst, dass sich nichts ändert, sondern nur aufgeschoben wurde.
Fokus auf China
Nach dem Zinsentscheid wird der Fokus noch stärker auf das globale Wirtschaftswachstum und vor allem auf China gerichtet sein. In ein paar Wochen werden die Unternehmenszahlen zum 3. Quartal sowie deren Ausblick mehr Aufschluss zur aktuellen Lage der Weltwirtschaft geben. Bis dahin dürften sich die Börsen seitwärts bewegen. Die Korrektur von über 3% im DAX scheint uns übertrieben, aber der erstarkte Euro hat wohl Abgaben ausgelöst. Zudem war am Freitag noch der Optionenverfall. Immerhin ist die Bewertung nach der Korrektur moderater oder relativ zu den tiefen Zinsen sogar interessant. Gemäss Bloomberg notiert der DAX für 2015 mit einem P/E von lediglich 12.3x und der Stoxx50 bei 13.5x. Der SMI mit den Pharmawerten und Nestlé ist bei 17x und der S&P 500 bei 16.6x, was nicht günstig aber in einem Umfeld von tiefen Zinsen und moderater Konjunkturentwicklung fair ist. Weniger beachtet, aber eher positiv für die Börsen ist die Wiederwahl von Ministerpräsident Tsipras in Griechenland.
Konsolidierung dürfte anhalten
Die Konsolidierung mit hoher Volatilität dürfte noch ein paar Tage oder Wochen anhalten. Viele Titel notieren am unteren einmonatigen Seitwärtsband, welches halten muss, sonst droht ein weiterer Abstieg, zumindest kurzfristig mit der Auslösung von Stoppaufträgen. Allerdings sind die meisten Titel auf überverkauften Niveaus und bergen bei einer Beruhigung der Stimmung Rebound-Potential. Der mutige Investor kann sich bei Credit Suisse einen Zukauf überlegen, welche letzte Woche mehr als der SMI verlor. Ähnlich Bayer in Deutschland, welche zwar meist parallel zum DAX läuft, aber mit dem IPO von Covestro den Konzern weiter in Richtung Life Science umbaut, was mittelfristig eine höhere Bewertung rechtfertigt. (IHAG/mc)