IHAG Kommentar: Volatile Seitwärtsentwicklung wahrscheinlich
Zürich – Die Aktienmärkte tendierten in der letzten Woche schwächer, wobei unter den etablierten Märkten die US-Börsen am meisten verloren. So beendete beispielsweise der S&P500 die Woche mit einem Verlust von 1.7%, während der Dax und der SMI nur 0.3% bzw. 0.2% tiefer notierten.
Dem Dax halfen sicherlich gute Quartalszahlen unter anderem von BASF und Henkel. Auf der Währungsseite kam es zur längst überfälligen Korrektur beim EUR/USD (Wochenverlust: 2.22%), nachdem die EZB am letzten Donnerstag die Zinsen nicht mehr weiter erhöhte. Wir denken, dass der Markt zu viele Zinserhöhungen im EUR eingepreist hat und erachten den Kurs des EUR/USD als zu hoch. Die Unsicherheiten über das weitere Vorgehen bezüglich der Schuldenproblematik in Griechenland führte zu einer Flucht in den Schweizer Franken. Gegenüber dem EUR gewann der CHF ungefähr 1.6%, sodass sich der USD/CHF im Wochenverlauf nur noch geringfügig verteuerte.
Korrektur für Silber gerechtfertigt
Bei den Rohstoffen kam es in der letzten Woche zu grossen Verwerfungen. So korrigierte beispielsweise der Ölpreis um mehr als 7%. Gründe dafür sind der stärkere USD, teilweise schwächere Wirtschaftszahlen aus den USA und eine abnehmende US-Benzinnachfrage. Im Bereich der Edelmetalle fiel die Korrektur beim Gold mit -2.7% milde aus, jedoch knickte der Silberpreis um 30% ein. Die Spekulation in Silber ist in letzter Zeit sehr heiss gelaufen, sodass die jetztige Korrektur wenig überraschend kam. Fundamental erscheint die Korrektur im Silber gerechtfertigt, während diese beim Gold und vor allem beim Öl eher übertrieben erscheint. Die Fundamentaldaten beim Öl bleiben gut: Die Nachfrage in den Emerging Markets (vor allem China, Indien) dürfte hoch bleiben, die Reservekapazität wird sich kurzfristig nicht so rasch erhöhen lassen und die geopolitischen Spannungen halten an.
„Sell in May and go away“
Zu den Aktienmärkten: Nachdem die meisten wichtigen Gesellschaften ihre Geschäftszahlen und die Ausblicke lieferten, fallen Kurstreiber von dieser Seite vorerst weg. Daneben deuten die Makrodaten eher auf ein nachlassendes Momentum als auf eine Beschleunigung hin. Die Geldpolitik der Notenbanken ausserhalb der Emerging Markets wird vor diesem Hintergrund grosszügig bleiben, die Beendigung des „Quantitative Easing 2“ in den USA dürfte aber nicht ohne Auswirkungen auf die Börsen bleiben. Zu guter Letzt sprechen saisonale Faktoren („Sell in May and go away“) für ein schwierigeres Börsenumfeld. Aus den genannten Gründen sehr wir derzeit kaum Raum für eine grössere Börsenbewegung nach oben oder gar einen Start zu einer neuen Hausse ähnlich derjenigen von August 2010 bis Februar 2011. Es muss allerdings auch keine grössere Korrektur eintreten, sodass eine volatile Seitwärtsentwicklung das wahrscheinlichste Szenario ist. Dabei könnten zurückgebliebene defensive Aktien outperformen, während es Zykliker schwieriger haben dürften. (IHAG/mc/hfu)