Zürich – Die Investoren sind in der letzten Woche jäh auf den Boden der Realität zurückgeholt worden. An den Aktienmärkten setzte eine Korrektur ein, die beispielsweise dem S&P500 mit 3.9% den grössten Wochenverlust seit dem Januar 2016 einbrachte. Damals korrigierte der Markt wegen China-Ängsten. Heute ist es die Furcht vor höheren Zinsen. Die europäischen Börsen schlossen sich der Entwicklung in den USA an und der EuroStoxx50 verlor 3.4%. Der Dax korrigierte mehr als 4% und fiel wieder unter die Marke von 13‘000 Punkten. Der SMI beendete die Woche 3.1% tiefer.
Bei den Währungen setzte sich der Höhenflug des Euro zunächst fort. Er stieg gegenüber dem USD bis auf 1.25, bevor er am Freitag von einem sehr guten US-Arbeitsmarktbericht gestoppt wurde. Nach den recht hohen Verlusten stabilisierte sich der EUR/CHF und schloss über die Woche praktisch unverändert. Ein USD kostete zum Wochenschluss 93 Rappen.
Die Zinsen zogen in der letzten Woche kräftig an. Ausgehend von einem starken Lohnzuwachs im amerikanischen Arbeitsmarkt im Januar stiegen die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen um 19 Basispunkte und stehen nun bei 2.85%. Letztmals wurde vor etwa fünf Jahren ein solch hohes Niveau erreicht. Entsprechend stiegen auch die Zinsen in Deutschland und der Schweiz.
Der Goldpreis profitierte zuerst vom schwächeren Dollar. Mit den immer höheren Zinsen verliert Gold aber an Glanz, womit über die Woche ein Verlust von 1.6% resultierte. Nach dem Anstieg von 60% seit dem Juni letzten Jahres konsolidiert der Ölpreis seine Gewinne. Die Statistiken zeigen, dass die US-Förderer langsam wieder mehr Bohrtürme in Betrieb nehmen und ihre Produktion steigern. Bereits im letzten November erreichte diese erstmals seit 1970 wieder ein Volumen von mehr als 10 Mio. bbl/Tag. Diese Ausweitung der Ölförderung dürfte den Ölpreis gegen oben deckeln.
Guter Start in die Earnings Season
In den USA ist die Earnings Season zum 4. Quartal gut angelaufen. Insgesamt profitieren die Firmen von der guten Konjunktur innerhalb und ausserhalb der USA. Dazu kommen die positiven Effekte der verabschiedeten Steuerreform, die bei vielen US-Firmen die Gewinne auf ein höheres Niveau hebt. Die gute Gewinnentwicklung sollte anhalten, womit Aktien in dieser Hinsicht interessant bleiben.
Höhere Löhne müssen Inflation nicht unbedingt anheizen
Störfeuer könnte von der Zinsfront drohen. Im Januar erhöhten sich die Löhne im US-Arbeitsmarkt gegenüber dem Vorjahr um 2.9%. Das ist der höchste Zuwachs im aktuellen Wirtschaftsaufschwung. Bondinvestoren befürchten eine Lohn-Preis-Spirale mit anziehender Inflation, was wie eingangs geschildert zum Zinsanstieg beitrug und die Börsen korrigieren liess. Aus unserer Sicht müssen diese höheren Löhne nicht unbedingt die Inflation anheizen. Erstens steigern die Firmen durch den Einsatz von Technologien ihre Produktivität und Preisanhebungen sind im heutigen globalen Konkurrenzumfeld schwierig durchzusetzen. Zweitens setzt sich der Teuerungsindex (CPI) auch wesentlich aus Komponenten zusammen, die gar nicht unmittelbar an der Lohnentwicklung hängen. Dazu gehören die Importpreise, aber auch der ganze Bereich des Wohnens (z.B. Miete).
Die aktuelle Korrektur ist eher als eine technische zu betrachten. Vor allem der S&P500 ist sehr heiss gelaufen, der Optimismus war sehr hoch und der Markt entsprechend überkauft. Kurzfristig dürften die Märkte volatil bleiben und weitere Kursverluste sind möglich. Mittelfristig sollten sich aber die Haussefaktoren (globaler Wirtschaftsaufschwung, steigende Gewinne) durchsetzen und die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend damit fortsetzen.
Amazon klarer Favorit bei FANG-Aktien
Bei den Einzeltiteln wiederholen wir unsere Kaufempfehlung für Amazon.com (AMZN). Es ist unser klarer Favorit bei den sogenannten FANG-Aktien. AMZN wächst seit Jahren stark und hat die Macht ganze Branchen zu verändern. Der E-Commerce wird sich weiter durchsetzen und Amazon kann davon profitieren. Bei den Web Services (AWS) glänzt Amazon mit Innovationen wie z.B. Deep Learning und kann so immer mehr Kunden gewinnen. AWS ist mittlerweile USD 20 Mrd. gross und wächst immer noch mit 40%.
Ein weiterer interessanter Wert ist Qualcomm (QCOM), wo Broadcom einen Übernahmekampf lancierte. Gemäss Gerüchten will Broadcom die Offerte auf USD 80 bis USD 82 erhöhen, womit die QCOM-Aktie ein Potential von etwa 20% hat.
In der Schweiz gefallen uns die Aktien von Swatch. Die Firma konnte im 2017 wieder wachsen, wobei sich im 2. Halbjahr sogar eine starke Beschleunigung einstellte. Besonders gut läuft es im Luxussegment (Omega, Blancpain). In diesem Jahr dürften die Umsätze weiter anziehen und der Gewinn dank besserer Auslastung sogar überproportional steigen. (IHAG/mc)