Zürich – Die internationalen Aktienmärkte mussten in der letzten Woche markante Verluste hinnehmen. Ein wichtiger Auslöser dafür war sicherlich der abermals tiefere Ölpreis. Investoren interpretieren diesen immer mehr als Zeichen für ein schwächeres weltweites Wachstum. In Europa sorgten zusätzlich die angekündigten Wahlen in Griechenland für Verunsicherung. Der S&P500 korrigierte über die Woche 3.5%, der Dax fast 5% und der SMI 3.5%. Die Börse in Griechenland kollabierte um 20%.
Bei den Währungen wurde der Euro gegenüber dem USD wieder etwas stärker (+1.3%). Die Flucht in den Schweizer Franken ging jedoch unvermindert weiter. Der EUR/CHF beendete die Woche mit 1.201 nur noch sehr knapp über der Marke von 1.20, was mit der zunehmenden Risikoaversion zusammenhängen dürfte. Dasselbe passierte bei den Staatsanleihen, wo die Renditen zurückgingen. So reduzierten sich beispielsweise die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen um 21 Basispunkte auf ein Niveau von 2.1%.
Ölpreis weiterhin im freien Fall
Der Ölpreis verbilligte sich über die Woche nochmals um 7.5% und handelt momentan bei ungefähr USD 64/bbl Brent. Langsam aber sicher nimmt der Absturz des Öls dramatische Formen an. Seit dem Jahreshöchst im Juni halbierte sich der Preis beinahe und befindet sich damit wieder etwa auf dem Level wie in der Finanzkrise. Es ist vor allem auch die Geschwindigkeit des Zerfalls, die überrascht. Früher oder später wird dies Auswirkungen bei den Produzenten zeigen. Wir rechnen in naher Zukunft mit Meldungen über Konkurse von Ölfirmen, z.B. im Bereich des US-Schieferöls oder auch Staatspleiten sind nicht auszuschliessen (z.B. Venezuela). Wenn dies eintritt, dürfte es zu einem Rebound beim Ölpreis kommen. Gold stieg innert Wochenfrist um 2.3% auf USD 1‘222.9 pro Unze. Ausnahmsweise konnten bei den ETP’s bis jetzt im Dezember Zuflüsse von 5.3 Tonnen registriert werden. Seit dem Jahresbeginn belaufen sich die Verkäufe aus ETP’s auf immer noch 146.8 Tonnen.
Erwartungen auf ein Jahresend-Rally dürften enttäuscht werden
Schlagartig hat die Risikoaversion unter den Investoren wieder zugenommen, womit die Erwartungen auf ein Jahresend-Rally wohl enttäuscht werden. Verschiedene Faktoren sind dafür verantwortlich. Die beschriebenen Ängste rund um den Ölpreis gehören dazu. Hier dürfte es so sein, dass zuerst die negativen Folgen eintreten, und die positiven (z.B. mehr Privatkonsum) erst später. Dazu kommen Risiken aus Griechenland, wo die Wahl des Staatspräsidenten überraschend nach vorne geschoben wurde. Die Wahlgänge entfallen auf den 17./22. und 29. Dezember und somit mitten in die Weihnachtspause, in der viele Investoren nicht am Markt sind. In Deutschland wird am Donnerstag der Ifo-Index vom Dezember publiziert. Kann sich der Index weiter verbessern, würde dies die zyklische Erholung der Deutschen Wirtschaft bestätigen.
Warten auf Fed
In den USA tagt die Notenbank am Mittwoch und entscheidet über die Zinspolitik. Entscheidend dürfte die Wortwahl im Hinblick auf die erste Zinserhöhung sein, die viele Ökonomen zur Jahresmitte erwarten. Angesichts der robusten Wirtschaftsentwicklung der letzten Monate erscheint eine Zinserhöhung immer wahrscheinlicher. Auf der anderen Seite ist die Inflation aufgrund des tieferen Ölpreises und billigeren Importen eher wieder rückläufig. Da die US-Notenbank ein Dualmandat hat, besteht kein dringender Handlungsbedarf. Im Zweifelsfall dürfte das Fed die Zinsen eher später als früher erhöhen.
Kurzfristig würden wir noch abwarten. Sollten die Börsen diese Woche aber nochmals unter Druck geraten, würden wir beginnen Qualitätsaktien zu kaufen. Dazu gehören beispielsweise Continental oder Daimler in Europa oder Walt Disney und Western Digital in den USA. Trotz den viel tieferen Kursen empfehlen wir noch keinen Einstieg bei Ölaktien. Wir würden dort warten bis sich der Ölpreis stabilisiert. (IHAG/wum/mc/ps)