IHAG Kommentar: Volatilität wird hoch bleiben
Zürich – Die meisten Aktienmärkte erholten sich in der letzten Woche von ihren Verlusten und starteten zu einem Rebound. Positive Impulse kamen von der Abstimmung in Deutschland über die Neugestaltung des EFSF und erfreuliche Konjunkturnachrichten aus den USA.
Der DAX gewann 5.9%, der DJ Stoxx 50 5.3% und der SMI 4.4%. Einzig der S&P500 beendete die Woche mit einem leichten Verlust von 0.4%. Trotz den Zugewinnen bleibt die Nervosität unter den Marktteilnehmern hoch. So sorgte am Freitag eine Bloomberg-Prognose wonach die chinesische Wirtschaft bis im Jahre 2016 nur noch 5% wachsen werde für Unruhe. Investoren verkauften umgehend Aktien mit einem hohen China-Exposure, wie z.B. Swatch (-7% am Freitag), BMW (-5.3%) oder Daimler (-3.4%).
Gold nach unten korrigiert
Bei den Rohstoffen korrigierte der Ölpreis (Brent) über die Woche 1.8% und notiert nur noch knapp über der Marke von USD 100/bbl. Gemäss dem saudiarabischen Ölminister sei der Ölmarkt derzeit stabil und ausgeglichen. Angesichts der fragilen wirtschaftlichen Lage ist es wahrscheinlich, dass der Ölpreis noch unter USD 100/bbl fällt. Sollte sogar das Niveau von USD 90/bbl unterschritten werden, können wir uns vorstellen, dass die OPEC das Angebot drosselt. Gold büsste in der letzten Woche 3.5% an Wert ein. Vom August-Höchst hat das Edelmetall mittlerweile fast 15% korrigiert und bietet unseres Erachtens eine Einstiegschance, denn an der fundamentalen Attraktivität von Gold hat sich nichts geändert. Die Schuldenkrise ist noch nicht ausgestanden und die Realzinsen sind in den meisten Ländern negativ.
Europa vor einer Rezession?
Zu den weiteren Aussichten: Neben der Schuldenkrise in Europa, rätseln die Marktteilnehmer immer noch über den Zustand der Konjunktur. Allen voran in Europa droht als Folge der Vertrauenskrise eine Rezession. Zudem ist der Zustand des europäischen Bankensystems alles andere als rosig. Im schlimmsten Fall muss mit einem „Credit Crunch“ gerechnet werden. In den USA sieht es etwas besser aus. Die Phase der grössten Enttäuschungen bei den Konjunkturdaten scheint vorüber zu sein und es erreichten uns in jüngster Vergangenheit die eine oder andere über den Erwartungen liegende Zahl. Mit Spannung erwarten die Investoren heute Nachmittag den US-Einkaufsmanager-Index der Industrie (ISM). Nachdem das Pendant aus der Region Chicago die Erwartungen übertreffen konnte, sind die Chancen für einen ISM über 50 gegeben.
Trend der US-Earning-Season abwarten
Ein wichtiger kursbestimmender Faktor werden die Unternehmensresultate vom 3. Quartal sein. In den USA setzt die „Earnings Season“ in der nächsten Woche ein. Nachdem die Analysten bei den Q2-Zahlen noch optimistisch waren, sind die Erwartungen für die Ergebnisse des 3. Quartals in den letzten Wochen um etwa 8% nach unten revidiert worden. Trotzdem sind Enttäuschungen nicht auszuschliessen und wir würden vor Käufen erste Trends abwarten. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Börse angesichts der grossen Unsicherheiten in den nächsten Wochen volatil bleiben wird. Wir würden vorsichtig agieren und uns auf Aktien konzentrieren, die nicht unbedingt von einem starken Wirtschaftswachstum abhängig sind. Dazu gehören beispielsweise Qualcomm, McDonald’s, SAP und die Pharmawerte Roche und Eli Lilly. (IHAG/mc/hfu)
Europa vor einer Rezession?