Zürich – Die politische Agenda diktiert zurzeit die Entwicklungen an den Märkten. Der dramatische Verfall der türkischen Lira beeinflusste vergangene Woche speziell die euopäischen Märkte negativ. Auf mehreren Geleisen sind aktuell die USA aktiv. Einerseits verlangen sie vom NAFTA-Partner Mexiko Lösungen im Autosektor, andererseits wollen sie sich mit China noch vor Inkrafttreten der höheren Zölle am 23. August an einen Tisch setzen.
Unter diesen Vorzeichen gingen meistens auch die letzten Halbjahresberichte der Unternehmungen unter. Erfüllten diese die Erwartungen, setzten in vielen Fällen Gewinnmitnahmen ein. So kann auch nicht Erstaunen, dass die europäischen Märkte EuroStoxx50, Dax und SMI im Wochenvergleich mit 1.5%, 1.7% und 0.3% schwächer tendierten. In den USA überzeugten hingegen Sysco, WalMart und Einzelhandelsunternehmen mit überdurchschnittlich guten Abschlüssen. Der S&P 500 gewann deshalb gegenüber der Vorwoche 0.6%.
Die Unsicherheiten führten nicht zu einer Fluchtbewegung in 10-jährige Staatsanleihen. Sowohl der Bund (zwischen 0.30% – 0.33%) als auch der Eidgenosse (um -0.1% p.a.) notierten fast unverändert. Dies gilt auch für die 10-jährige US-Anleihe, deren Rendite lediglich zwischen 2.86% und 2.91% schwankte. Höhere Renditen wurden hingegen für 10-jährige Anleihen Italiens verlangt. Innerhalb der letzten Woche stieg diese von knapp unter 3% auf 3.12%. Während in der türkischen Lira die 1-monatigen Zinsen von 25% auf 21% fielen, zogen die Renditen 5-jähriger Anleihen von 23% auf 25% an.
Der scharfe Verfall der türkischen Lira brachte den Euro vorerst unter Druck. Dieser schwächte sich sowohl gegenüber dem US-Dollar wie auch gegenüber dem Franken ab, erholte sich aber mit der gegen Wochenschluss wieder. Der EUR/USD schloss bei 1.1490 und der EUR/CHF bei 1.1380 mit 0.5% resp. 0.6% höher. Das CHF/USD-Verhältnis blieb mit 99.70 Rappen praktisch unverändert.
Gold konnte trotz der unsicheren Lage nicht vom Safe-Haven Status profitieren. Der starke Anstieg des USD-Indexes und geringeres Interesse aus dem indischen Raum liess es an Käufern mangeln. Die Unze kostet nur noch USD 1’185, 2.3% weniger als in der Vorwoche. Eine hohe Schwankungsbreite wies der Ölpreis auf. Zuerst stieg dieser bis auf USD 74, sank dann auf USD 70.50 bevor er die Woche wenig verändert bei USD 71.80 schloss. Metalle waren ebenfalls nicht gesucht und verloren auf breiter Front an Boden.
Die Börsen bleiben zurzeit im politischen Machtspiel verschiedener Protagonisten (Trump, Erdogan, Rohani, Putin) gefangen. Das Näherrücken verschiedener handelsrelevanter Fristen dürfte zu erhöhter Volatilität führen. Uns scheint, dass das Negativszenario (weitere Zollerhöhungen, mehr Währungsturbulenzen) aber bereits teilweise in den Märkten verarbeitet sein sollte. Lösungsansätze könnten hingegen für etwas Luft nach oben sorgen. Davon würde auch LafargeHolcim profitieren, die in den vergangenen Wochen wegen des hohen Schwellenländeranteils unter Druck geraten war. (IHAG/mc)