IHAG Kommentar: Warten auf Besserung in der Euro-Krise

Zürich Trotz neuer Übergangsregierung in Italien blieben die Aktienmärkte nervös und kamen am Donnerstag unter Druck. Der SMI wurde durch Nestlé und die Pharmawerte gestützt und gab nur 0.6% nach, der S&P 500 und der Euro Stoxx 50 jeweils 3.8%, wobei die Banken gegen 10% zurück kamen.

In der Schweiz bleib es an der Zinsfront ruhig. Dagegen kletterten die Renditen für zehnjährige italienische Staatsanleihen nochmals über 7%, bevor sie dann am Freitag wieder auf 6.6% zurück kamen. Der neuen technischen Übergangsregierung in Italien um Mario Monti wird mehr zugetraut, als dem Regime von Berlusconi, allerdings ist offen, ob zuletzt wirklich Einsparungen durchgesetzt werden können. Daher kam auch der EUR/USD-Kurs etwas unter Druck und verlor 1.5% auf 1.35. Umgekehrt erstarkte der USD/CHF-Kurs 2% auf 0.92. Der EUR/CHF-Kurs blieb stabil bei 1.24. Bei den Edelmetallen gab es am Donnerstag plötzlich eine Korrektur ohne klaren Grund. Genannt wurden Konjunktursorgen. Die Unze Gold sank 4% auf USD 1724 und auch der Ölpreis gab in Europa um 3% auf USD 109 pro Barrel Brent nach.

Intransparenzen in den Bankbilanzen
Die US-Investoren reagierten noch immer nervös und verunsichert auf schlechte Nachrichten zur Europa-Krise. Die Rating-Agentur Fitch hatte am Mittwoch vor den Auswirkungen der EU-Schuldenkrise auf US-Banken gewarnt. Daraufhin gab es Abgaben bei US-Banken. Morgan Stanley zum Beispiel verlor über 10% in der Woche. Bei genauerer Analyse sind deren Engagements aber mit 5% bis 14% vom Kern-Eigenkapital verkraftbar und nicht etwa existenzgefährdend. Die Kurse stabilisierten sich dann wieder. Dennoch, die Anleger bleiben wegen Intransparenzen in den Bankbilanzen verunsichert. In Europa musste Unicredit nach massiven Abschreibungen auf früheren Akquisitionen eine substantielle Kapitalerhöhung ankündigen, um die Bilanz zu stärken. Der nun definitif zum CEO von UBS ernannte Sergio Ermotti gab am Investorentag eine Schrumpfung im Investment Banking mit einer Reduktion der Risikopositionen bekannt. Die Konzentration auf die Vermögensverwaltung und die Abschwächung der sowieso nicht mehr glaubwürdigen Ziele vom Vorgänger Grübel brachten aber auch keine neuen Käufer in UBS. Insgesamt war der Newsflow vergangene Woche gemischt bis leicht negativ.

Noch keine Lösung der Euro-Krise in Sicht
In der Euro-Krise ist eine Lösung noch nicht in Sicht. Immerhin gibt es etwas Hoffnung auf Stabilisierung mit der technokratischen Übergangsregierung in Italien um Mario Monti, dass nun doch etwas bewegt werden kann. In den USA sollte das Superkomitee des Kongresses bis Mittwoch Sparvorschläge von USD 1500 Mrd. unterbreiten. Falls die Pattsituation anhält, sollte ein automatischer Mechanismus zur Budgetkürzung in Kraft treten. Dies dürfte die Märkte aber eher verunsichern. Die Aktienmärkte suchen die Richtung. Charttechnisch sind die meisten Indices wieder auf ein kritisches Niveau zurückgekommen, welches nun halten muss, sonst könnte es nochmals ein paar Prozente tiefer gehen. Anderseits ist die Stimmung trübe, weshalb Good News durchaus Umschichtungen aus der Liquidität in Aktien auslösen könnten. Nicht nur relative, sondern auch absolute Stärke zeigen die Marktstützen im SMI. Nestlé startet einen Angriff auf die Resistance bei CHF 52. Auch Novartis und Roche kriechen langsam hoch. Gut möglich, dass die Kurse bei diesen Werten Ende Jahr höher liegen. Ansonsten würden wir abwarten. (IHAG/mc/hfu)



Die US-Investoren reagieren noch immer nervös auf Europa-Krise.

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