IHAG-Kommentar: Wenig positive Impulse
Zürich – In der verkürzten Handelswoche ging der S&P500 leicht um 0.6% zurück. Der Nasdaq verlor mit 1.2% rund doppelt so viel. Die Investoren sorgten sich immer noch um den Nord Korea Konflikt und der auf Florida zukommende Wirbelsturm Irma trübte die Stimmung ein.
Auch in Europa schlossen die meisten Aktienmärkte über die Woche leicht schwächer. Eine Ausnahme bildete der Dax, der 1.3% avancierte. Hier kam es zu einem Rerating in den Autotiteln, nachdem einige Broker den Sektor heraufstuften. Die Aktien von Daimler, Volkswagen, Continental und BMW verteuerten sich alle um jeweils mehr als 4%. Der SMI (-0.3% über die Woche) litt unter der schwachen Performance der Versicherungswerte Swiss Re, Swiss Life und Zurich.
Die EZB-Sitzung vom letzten Donnerstag brachte wider Erwarten keine Neuigkeiten. Damit konnte auch der Aufwärtstrend des Euros nicht gestoppt werden und der EUR/USD beendete die Woche über 1.20. Der EUR/CHF konnte dagegen nicht mehr weiter nach oben ziehen, sodass ein USD wieder weniger als 95 Rappen kostet.
Die Zinsen kamen in den USA weiter unter Druck und nähern sich bei den zehnjährigen Staatsanleihen der Marke von 2%. Die Schuldenobergrenze wird dank einer Zwischenfinanzierung um drei Monate ausgesetzt, womit sich diese Problematik vorerst in den Hintergrund verschiebt. Auch die deutschen Zinsen blieben im Abwärtstrend. Die Zinsen für zehnjährige Staatspapiere haben sich seit Mitte Juli auf etwa 0.3% halbiert.
Korrekturbedarf bei Gold
Das Gold kann weiter von den geopolitischen Unsicherheiten profitieren. Zudem hilft die Dollarschwäche. Kurzfristig ist Gold aber zu weit nach oben gelaufen und es besteht ein Korrekturbedarf. Der Ölpreis der Sorte Brent kletterte in der letzten Woche bis auf fast USD 55/bbl. Das WTI fiel dagegen unter USD 50/bbl, weil in den USA infolge Raffinerieausfällen die Lagerbestände wieder gestiegen sind.
Betrachtet man die globale Wirtschaftsentwicklung, bleiben die wichtigen Volkswirtschaften USA, Europa und China auf dem Wachstumspfad. In den USA werden zwar die Auswirkungen der schweren Wirbelstürme das Wachstum im laufenden Quartal etwas bremsen, was aber im drauffolgenden 4. Quartal wieder gutgemacht werden dürfte. Während sich aus unserer Sicht die makroökonomischen Risiken in Grenzen halten, sind sie aber bei den Notenbanken nicht zu vernachlässigen. Dies gilt allen voran für die EZB, der die Zeit langsam davonläuft. Mario Draghi hat am 7. September nichts zum Tapering gesagt und den Entscheid auf den Oktober vertagt. Die Statistik über das QE der EZB zeigt indes, dass seit dem April das Volumen der Obligationenkäufe zurückgefahren wurde. Im August wurden mit unter EUR 40 Mrd. sogar so wenig Anleihen wie noch nie gekauft. Unseres Erachtens eine Folge der Knappheit deutscher Papiere. Davon wurden nur noch ca. EUR 9 Mrd. gekauft, statt den EUR 15 Mrd, die sich gemäss dem Capital Key ergeben. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass ein Tapering bereits im Gange ist, es offiziell nur noch nicht verkündet ist. Das bedeutet mittelfristig wahrscheinlich weiteren Rückenwind für den Euro.
Aktienmärkte dürften im Seitwärtstrend verharren
Wie geht es an den Börsen weiter? Chancen sind die steigenden Unternehmensgewinne aufgrund der robusten Konjunktur und die nach wie vor nicht zu hohen Bewertungen mit den im Vergleich zu Bonds interessanten Dividendenrenditen. Den US-Börsen dürfte die nachlassende Zinserhöhungsphantasie durch das Fed geholfen haben. Zurzeit wird keine Zinserhöhung in diesem Jahr mehr erwartet. Ob dies so bleibt, muss abgewartet werden. Grösstes Risiko ist die unklare Politik der Notenbanken, insbesondere jene der EZB. Insgesamt erwarten wir kurzfristig eine etwas freundlichere Börse. Mittelfristig dürften die Börsen aber im Seitwärtstrend verharren. Ein Trigger für ein klares Ausbrechen ist momentan nicht ersichtlich, zumal die Monate September und Oktober eher schwierig sind. (IHAG/wum/mc/ps)