Zürich – Die Investoren blicken auf eine bewegte Woche zurück, die von zwei Fehleinschätzungen geprägt war. Erstens rechnete kaum jemand mit einem Wahlsieg von Donald Trump. Zweitens wurden in einem solchen Falle hohe Kursrückgänge an den Börsen prognostiziert. Auch das erwies sich als falsch und die Aktienmärkte reagierten auf die Trump-Wahl mit hohen Zugewinnen. So stiegen der S&P500 3.8% und der Dow Jones sogar 5.4%. Die gute Stimmung schwappte auch auf Europa über. Der Dax verbuchte einen Wochengewinn von 4% und der SMI von 3.8%.
Bei den Währungen verlor der EUR gegenüber dem USD täglich an Wert und über die Woche summierten sich die Verluste zu 2.4%. Der CHF blieb gefragt und die SNB konnte die Marke von 1.08 knapp nicht verteidigen. Ein USD kostete per Wochenschluss 99 Rappen.
Anleger erwarten vom neuen US-Präsidenten unter anderem eine grosszügige Fiskalpolitik. Deshalb schnellten die Zinsen massiv in die Höhe. Allen voran natürlich die 10-Jährigen Renditen für US-Staatsanleihen mit einem Plus von 37 Basispunkten auf 2.15%. Damit sind die Zinsen so hoch wie seit dem Januar dieses Jahres nicht mehr.
Goldpreis im Sinkflug
Auch bei den Rohstoffen kam es teilweise zu irrational anmutenden Bewegungen. Während der Ölpreis eher zurückging, verzeichnete Kupfer mit +10.7% den grössten Wochengewinn seit dem Oktober 2011. Hier antizipieren Anleger eine höhere Nachfrage aufgrund möglicher neuer Infrastrukturprojekte durch die Trump-Administration. Wir denken, dass dieser Spike übertrieben ist, und rechnen kurzfristig mit Rückschlägen. Gold war im Vorfeld der Wahlen gefragt. Nach dem Entscheid fiel es indes wie ein Stein und durchbrach auch die wichtige charttechnische Unterstützung bei USD 1‘240/Unze. Der Wochenverlust belief sich auf fast 6%.
Nach dem Wahlsieg von D. Trump stellt sich die Frage, wie seine Politik aussehen könnte. Über allem steht die Tatsache, dass Trump ein Nationalist ist mit dem Motto „America First“. Betrachtet man sein Wirtschaftsprogramm, versprach er den komplizierten Tax Code der USA zu vereinfachen und die Steuern für mittlere und tiefe Einkommen zu senken, was dem Privatkonsum helfen sollte. Die Unternehmenssteuern sollen von 35% auf 15% gesenkt werden. Dies ist positiv für die Gewinne der US-Unternehmen, wobei die S&P500-Firmen aufgrund von Optimierungen bereits jetzt schon 28% erreichen. Weiter dürfte endlich auch eine Lösung für die Repatriierung von Ausland-Cash ausgearbeitet werden, was den Investitionen förderlich sein könnte.
Während seiner Kampagne kritisierte D. Trump den Freihandel stark. Neuverhandlungen mit den wichtigen Handelspartnern Mexiko und China sind zu erwarten mit dem Ziel höherer Zölle. Hier besteht natürlich das Risiko eines Handelskrieges, womit letztlich niemandem gedient wäre.
Inflationäre Politik in USA erwartet
Im Wahlkampf versprach D. Trump die Investitionen in die Infrastruktur massiv zu erhöhen. Dem neuen Präsidenten trauen wir hier einiges zu, kommt er doch aus dem Bausektor. Ob mit all den angekündigten Massnahmen sein Ziel eines Wirtschaftswachstums von 3% bis 4% erreicht werden kann, bleibt abzuwarten. Es sind sehr ambitiöse Wachstumsraten, vor allem auch vor dem Hintergrund gegenläufiger Faktoren, wie der Demographie. Weiter dürften die Defizite und die Verschuldung ansteigen. Trump’s Politik dürfte eher inflationär sein, was letztlich zu höheren Zinsen führen dürfte.
An der Börse setzte bereits eine massive Branchenrotation ein. Branchen, wie Pharma, Biotech, US-Inlandaktien, Finanzaktien (Banken, Versicherungen) und nicht zuletzt Rohstoffaktien, die von der neuen Politik profitieren könnten, haben sich in der letzten Woche bereits massiv verteuert. Dies ging auf Kosten von defensiven Aktien, Technologiewerten und den Emergings Markets, die zuvor in einem längeren Aufwärtstrend waren. Wir denken, dass sich diese Trends noch eine Weile fortsetzen könnten. Hals über Kopf stark gestiegenen Aktien hinterherrennen würden wir aber nicht, sondern schwächere Tage abwarten.
Wir sehen in folgenden Aktien Investitionsmöglichkeiten: Kroger, Home Depot, Whole Foods Market und American Express für einen stärkeren US-Konsum. Profiteure von höheren Infrastrukturausgaben sind: Xylem (Wasser-Infrastruktur), Caterpillar, ITW, HeidelbergCement, LafargeHolcim, Sika und Voestalpine. Wenn die Regulierungen im Finanzsektor gelockert werden, sind beispielsweise JPMorgan oder AIG Profiteure. Da Trump im Gegensatz zu Hillary den Pharmasektor in Ruhe lassen dürfte, sollten Titel wie Eli Lilly, Roche und Novartis einen Relief erfahren, was letztlich auch dem stark gebeutelten SMI helfen wird. (IHAG/wum/mc/ps)