IHAG-Kommentar: Gute US-Unternehmenszahlen – Börsenmotor stottert trotzdem

Symbolbild IHAG Privatbank

Zürich – Es läuft weiterhin harzig an den Börsen. Der S&P500 verlor in der letzten Woche fast jeden Tag etwas an Wert. Am Freitag belastete Amazon.com den Nasdaq, weil der Internet-Retailer die Gewinnerwartungen nicht erfüllte. In Europa entwickelten sich die Aktienmärkte mehrheitlich seitwärts. Eine Ausnahme war der SMI, der 1.5% korrigierte. Der Schweizer Markt leidet nach wie vor unter der Schwäche der Pharmawerte Roche und Novartis. Daneben lieferten die zuvor heissgelaufene ABB ein enttäuschendes Quartalsergebnis, worauf der Aktienkurs 7.8% einbrach. In Japan fällt der Nikkei auf, der die Bodenbildung abgeschlossen hat und im Oktober 6% zulegen konnte. Der Markt profitiert sicherlich vom etwas schwächeren Yen.

Bei den Währungen erstarkte der USD gegenüber dem EUR zu Wochenbeginn weiter in Richtung 1.08. Ab Mittwoche setzte eine Gegenbewegung ein, die den EUR/USD fast auf 1.10 zurückbrachte. Der CHF schwächte sich zum EUR etwas ab und ein USD kostet wieder deutlich weniger als einen Franken.

In den Zinsmärkten kam es teilweise zu massiven Verwerfungen. Unterstützt von einem starken BIP-Wachstum der USA im 3. Quartal stiegen die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen um ungefähr zehn Basispunkte auf 1.85%, was dem höchsten Wert seit dem Mai entspricht. In Deutschland stiegen die Renditen von 0.0% auf 0.16%. Wir denken, dass diese Bewegung durchaus noch weiter gehen kann, ähnlich wie im Frühling 2015. Damals erhöhten sich die Zinsen innert zwei Monaten um ca. 100 Basispunkte.

Bei den Rohstoffen korrigierte der Ölpreis, weil sich die Opec noch nicht einigen konnte. Die Preisentwicklung dürfte volatil bleiben, wobei ein signifikanter Kurssturz nicht bevorsteht. Das Gold arbeitet sich in kleinen Schritten nach oben. Wir bleiben positiv für dieses Edelmetall und glauben, dass es als sicherer Hafen gesucht bleiben wird. Ausserdem nähern wir uns saisonal einer guten Zeit fürs Gold.

Earnings Season überrascht positiv
In den USA ist die Earnings Season in vollem Gange. Bis jetzt haben knapp 40% der Firmen aus dem S&P500, die der Hälfte der Marktkapitalisierung entsprechen, ihre Zahlen auf den Tisch gelegt. 83% haben die Erwartungen übertroffen, was über dem historischen Schnitt liegt. Die rapporierten Firmen zeigten ein Umsatz- und Gewinnwachstum gegenüber dem Vorjahr von 4.1% bzw. 10.3%. Diese Werte dürften allerdings noch zurückkommen, wenn alle Firmen rapportiert haben. Trotzdem dürfte sich mit grosser Wahrscheinlichkeit die Erkenntnis durchsetzen, dass das Tiefst im Gewinnzyklus überwunden ist, was mittelfristig den S&P500 stützen sollte. Dazu kommen die Übernahmeaktivtäten, die sich nochmals beschleunigt haben. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine Übernahme verkündet wird. Beispiele aus der letzten Woche sind Qualcomm, die NXP Semiconductors kaufen wollen, und GE verkündete einen Deal mit Baker Hughes.

In Europa bleiben die Wirtschaftszahlen durchzogen und die Inflation bleibt tief. Da sind keine guten Voraussetzungen für eine erbauliche Börsenentwicklung. Abgeschwächt hat sich der Euro, was positiv wäre. Aber auch davon vermochten die Börsen nicht richtig zu profitieren. So scheitert beispielsweise der Dax immer wieder an der Marke von 10‘700 Punkten. Die Musik spielt eher auf der Sektorebene. In Szene setzen konnten sich in letzter Zeit die Finanzwerte. Wie nachhaltig dieser Rebound ist bleibt allerdings abzuwarten.

Wir würden weiterhin vorsichtig agieren. Bei den Sektoren sind Pharmawerte vor dem Wahlausgang in den USA zu meiden. Interessant erscheinen dagegen Technologiewerte. Dazu gehören die Aktien von Alphabet (Google), die erneut ein Umsatzwachstum von mehr als 20% in Lokalwährungen ausweisen konnten. Die mobile Suche wächst rasant und YouTube zieht immer mehr Zuschauer an, was die dortige Werbung begünstigt. Google bleibt nach unserem Dafürhalten eine Kernanlage im Internetsektor.

Nestlé im Fokus
In der Schweiz gefallen uns die Aktien von Nestlé. Technisch sind die Aktien nach der Korrektur um 10% überverkauft. Fundamental macht Nestlé im Sektorvergleich indes immer noch eine gute Figur. Nestlé gewinnt Marktanteile, ist optimistisch für die Emerging Markets und steigert die Dividende (Rendite: 3.1%) stetig. (IHAG/wum/mc/ps)

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