Zürich – Die US-Aktien-Indices strotzen in der vergangenen Woche bis am Donnerstag weiterhin vor Kraft und der S&P 500 kletterte über das Höchst vom April bei 2010 Punkten. Anders in Europa, wo der schwache USD für den exportorientierten DAX negativ aufgenommen wurde und die Kurse abbröckelten, mit einem Tagesverlust von 2.5% am Freitag.
Die Performance über die Woche betrug im Dow Jones +0.3%, im S&P 500 -0.2%, im DAX -2.7% und im Euro Stoxx 50 -2.9%, wo die Banken die Talfahrt markant fortsetzten. Auch der SMI gab 2.8% nach, mit CS (-7.3%) am Schluss. Die diversen positiven News vom ASCO-Meeting konnten weder bei Roche
(-2.9%) noch bei Novartis (-3.5%) Käufer anlocken.
Bonds erhielten Zuflüsse und die Renditen sanken für zehnjährige Staatsanleihen in den USA auf 1.64% und in Deutschland mit noch mickerigen 0.02% in Richtung negativer Vorzeichen. In der Schweiz fiel die Benchmarkrendite für 10-jährige auf ein Rekordtief bei -0.45%.
Der USD gab nach dem Sell-off vom Freitag der Vorwoche bis Mitte der Woche Terrain preis, konnte sich dann aber gegen Ende Woche stabilisieren. USD/CHF sank bis am Donnerstag unter 96 Rappen, konnte sich dann aber etwas darüber festsetzen. EUR/USD sprang von 1.11 anfangs Juni auf 1.14 und ging Ende Woche bei 1.13 aus dem Rennen. Der CHF erstarkte in diesen Turbulenzen und der EUR/CHF gab bis auf 1.09 nach. Der Ausweis der SNB mit nun mehr als CHF 600 Mrd. Devisenreserven gab Hinweise auf weitere Stützungskäufe.
Gold als sicherer Hafen in volatilen Zeiten
Spiegelbildlich zum schwachen USD kletterte Gold vom Support bei USD 1200 in der Vorwoche weiter von USD 1240 auf USD 1273 pro Unze. Gold wird als sicherer Hafen in volatilen Zeiten vermehrt angefahren. Der Ölpreis kletterte jeden Tag unbeirrt, teils auch wegen dem sinkenden USD, bis auf fast USD 53 pro Fass Brent. Am Freitag kam es allerdings zu einer ersten Korrektur auf USD 51 und der Future auf WTI in den USA sank unter die USD 50er Marke.
Konsum stützt Wachstum in Europa
Die dritte Berechnung der Statistikbehörde Eurostat zeigt, dass die Eurozone im 1. Quartal 2016 um 0.6% gegenüber dem Vorquartal gewachsen ist. Gleichzeitig wurde das BIP-Wachstum im 4. Quartal 2015 von 0.3% auf 0.4% hoch korrigiert. Der tragende Beitrag kam vom Privatkonsum mit einem Plus von 0.6% gegenüber Vorquartal. Die Bruttoanlageinvestitionen legten 0.8% zu. Insgesamt eine moderate, aber positive Entwicklung in Europa, trotz zögerlichen Strukturreformen.
In China entsprachen die Exporte im Mai mit einem Minus gegenüber dem Vorjahr von 4.1% in etwa den Erwartungen. Die Importe verzeichneten dagegen lediglich einen Rückgang von 0.4% anstelle des erwarteten Minus von 6.8%. Die besser als befürchtete Importstatistik half kurz den Rohstoffaktien, bevor es dann auch dort zu Kursrückgängen kam.
Nervenaufreibend
Das Hin und Her an den Börsen zehrt an den Neven. Nach einer schönen Erholung von den Tiefstkursen Mitte Februar kletterten die Aktienindices in den USA in Richtung Allzeithoch vom letzten Juli. Ein Teil der Börsenprofis sah sogar die Möglichkeit eines Ausbruchs nach oben. In Europa ging den Börsen vorher der Schnauf aus. Der plötzlich erstarkte EUR erstickte eine weitere Erholung und die Unsicherheit wegen dem Brexit in brachte keine neuen Zuflüsse, sondern es setzten in den letzten beiden Tagen Gewinnmitnahmen ein, mit einer Korrektur von fast 4% in zwei Tagen bei den meisten europäischen Indices. Der Dax sackte am Freitag erstmals seit zweieinhalb Wochen unter die viel beachtete Marke von 10‘000 Punkten. Gleichzeitig sank die Benchmarkrendite für den zehnjährigen Bund auf Null. Das Dilemma der Anleger ist damit gross: Zu negativen Zinsen Vermögen parkieren oder in volatile Aktien investieren.
Wir waren seit ein paar Wochen vorsichtig, haben aber das länger anhaltend positive Momentum bei den Aktien (v.a. in den USA) unterschätzt. Wie immer sind die Korrekturen heftiger als die meist schrittweisen Erholungen. Wichtige Events sind in den nächsten Tagen der Zinsentscheid des FED am nächsten Mittwoch (es wird hier keine Aktion erwartet), der grosse Quartalsverfall der Derivate am Freitag und die Abstimmung der Briten am 23. Juni mit Reaktionen der Märkte am Freitag 24. Juni. Zudem stehen am kommenden Wochenende noch die Wahlen in Spanien an, wo die bisherige Regierung Stimmen verlieren dürfte und dann eine Hängepartie droht. Allzu negativ sind wir aber nicht eingestellt und es konnten sich demnächst Einstiegsmöglichkeiten bieten. Vorerst dürfte es noch ein paar Tage „ruppig“ und volatil bleiben. (IHAG/mc)