Zürich – Die europäischen Börsen starteten die vergangene Woche hoffnungsvoll mit einem Rebound. In den USA kam es aber später zu einem weiteren Einbruch von über 3% intraday. Die USA drohten, nun auf sämtlichen Importen aus China 25% Zoll zu erheben. Allerdings tweetete Trump, dass er einen «great deal» mit China erwarte. Dies versetzte am Freitag die Asiaten in Kauflaune und die übrigen Börsen konnten sich stabilisieren.
Über die Woche gelang dem S&P 500 schliesslich eine Erholung von 2.4%, dem DAX von 2.8% und dem SMI von 3.8%. Der SPI Small & Midcaps legte sogar über 5% zu. Neben erfreulichen Kurserholungen gab es aber auch weitere Kursrückschläge nach Quartalszahlen. Darunter Geberit (-6.6%) oder Apple (-4.1%). Zu den Gewinnern zählten Sika (+9.4%), UBS, (+8.8%) Swatch (+8.7%) und LafargeHolcim (+8.3%).
Mit der Entspannung an den Aktienmärkten kletterten die Renditen für zehnjährige Staatsanleihen den USA wieder von 3.08% auf 3.21%, am Freitag noch beflügelt vom guten Arbeitsmarktbericht. Auch in Deutschland konnte im Bund ein Anstieg der Rendite von 0.35% auf 0.43% beobachtet werden. Die Schweiz folgte moderater, mit einer Bewegung von -0.04% auf knapp über Null Prozent.
Der EUR/USD fand bei 1.13 Boden (dem Tief vom August) und erholte sich auf 1.1380. Der USD/CHF bäumte sich noch bis auf knapp 1.01 auf, dann ging ihm die Luft aus und der Wechselkurs glitt auf die Parität zurück. Der EUR/CHF kletterte unaufgeregt von 1.1360 bis auf 1.1425.
Trotz Entspannung an den Aktienmärkten konnte sich der Goldpreis bei USD 1233 pro Unze halten. Der Ölpreis ging eine Treppenstufe weiter nach unten auf USD 72.80 pro Fass Brent, was einen Wochenverlust von über 5% bedeutet. Dies erstaunt, denn die USA-Sanktionen gegen den Iran dürften das Angebot um über 1 Mio. Barrel pro Tag vermindern. Auch charttechnisch erscheint die Korrektur im Ölpreis langsam übertrieben und eine Gegenbewegung angezeigt.
Ampeln nicht voll auf Grün
Der Ausverkauf an den Börsen im Oktober war zermürbend und oft übertrieben, mit anhaltendem Verkaufsdruck bei Zyklikern oder bei Firmen, welche den Ausblick nur schon etwas vorsichtiger formulierten. Der Rebound und nun Stabilisierung lassen auf eine Bodenbildung schliessen. Dies wäre im klassischen Muster eine Zukaufgelegenheit und wieder wäre ein «schwarzer Oktober» Vergangenheit. Die Ampeln stehen nicht voll auf Grün, die Midterm-Wahlen vom 6. November in den USA könnten Volatilität bewirken. Ganz klar würde aber ein Deal von Trump mit China eine grosse Sorge von den Investoren nehmen und eine weitere Erholungsrally bewirken. Da er sich erst Ende November mit Xi Jinping trifft, aber nach einem langen Telefonat seine Beamten zur Ausarbeitung eines Deals beauftragt hat, könnte es bis zum Treffen der G20-Staaten Ende November in Buenos Aires zu weiteren Kursavancen kommen.
«Climbing the wall of fear»
Mit der Erholung der letzten Woche scheint die Ausverkaufsstimmung gedreht zu haben, denn schwache Daten (z.B. BIP Europa im 3. Quartal) wurden weggesteckt. Bei diversen abgestraften Aktien kam es zu einem Rebound. Die Situation bleibt fragil, aber bei weiterer Entspannung ist ein Klettern der Aktienkurse gegen die Angst möglich („climbing the wall of fear“). Der risikobewusste Investor kann bei soliden zyklischen Small Caps wie Bossard, Komax und Georg Fischer (hat einen schönen Auftrag aus der Aviatik gemeldet) auf eine weitere Erholung setzen, aber mit Stopp-Limit beim letzten Tiefkurs. In Deutschland konnte KION nach guten Zahlen und positivem Ausblick einen ersten Teil des Kursrückgangs aufholen, ist aber immer noch über 30% unter dem Kurs vom April.
Unter den zu Unrecht abgestraften soliden Aktien sehen wir auch Philips. Ein fünfjähriger Kooperationsvertrag mit dem Erasmus University Medical Center für Ultrasound Lösungen zeigt den Bedarf nach neuesten Visualisierungssystemen bei Spitälern um Qualität und Effizienz zu verbessern.
Diese Woche bleibt es mit weiteren Quartalsabschlüssen spannend, darunter Richemont, wobei wir generell nicht vor Quartalszahlen kaufen würden, denn das Risiko-Ertrags-Profil erscheint uns momentan zu negativ. (IHAG/mc)