Zürich – In der letzten Woche beruhigte sich das Geschehen an den Aktienmärkten. Der VIX-Index, der die Volatilität des S&P500 misst, sank von 19.5 auf 16.5. In der Spitze der jüngsten Korrektur erreichte er Werte von fast 40. Der S&P500 stieg über die verkürzte Handelswoche um 0.6%. Es fiel auf, dass der Markt jeweils stark eröffnete um im Tagesverlauf die Gewinne wieder preiszugeben. Erst am Freitag überzeugte der S&P500 mit einem deutlichen Plus von 1.60%. Der Technologiesektor profitierte von optimistischen Signalen der beiden HP-Firmen, was dem Nasdaq zu einem Wochengewinn von 1.4% verhalf.
In Europa veränderte sich der Stoxx600 kaum. Der Dax stieg leicht um 0.3%. Der Schweizer Markt büsste 0.43% an Wert ein, weil die Kurse der schwergewichtigen Pharmawerte Novartis (-1.7% über die Woche) und Roche (-1.5%) fielen. Gefragt waren dagegen Versicherungswerte wie Swiss Re (+3.2%) und Zurich (1.5%).
Bei den Währungen entwickelte sich der USD gegenüber dem EUR wieder etwas stärker. Da sich der EUR/CHF seitwärts bewegte, konnte sich der USD auch gegenüber dem CHF von den Tiefstständen unter 93 Rappen lösen.
Nach dem starken Zinsanstiegen beruhigte sich die Lage in der letzten Woche. Die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen beendeten die Woche bei 2.87% und blieben damit unter der psychologisch wichtigen Marke von 3%. Wir denken, dass die Zinsen ihren Anstieg nun verdauen werden und rechnen kurz- bis mittelfristig mit einer Pausierung.
Der Ölpreis konnte sein zweites sattes Wochenplus in Folge von mehr als 3% verbuchen. Der Markt profitierte vom Ausfall eines Ölfeldes in Libyen und Aussagen des Energieministers Saudi-Arabiens, wonach sich die Lagerbestände am abbauen seien. Zusammen mit den Russen versucht Saudi-Arabien ein Gleichgewicht im Ölmarkt zu erreichen. Auf der anderen Seite stehen die US-Schiefergasförderer, die bei diesen Preisen ihre Produktion erhöhen.
Kehren die Börsen bald wieder zur Normalität zurück oder droht ein erneuter Rückfall?
Vor dieser Frage dürften viele Investoren stehen. Nach dem starken Sell-Off, der Kursverluste von 10.3% für den S&P500, 10.8% für den Dax und 9.70% für den SMI brachte und vor allem auf technische Faktoren zurückgeführt wurde, besinnen sich die Investoren wieder auf die fundamentalen Daten. Dazu gehören die guten Unternehmensresultate. Im S&P500 ergibt sich nach 400 rapportierten Q4-Gewinnausweisen ein Gewinnwachstum von 15.2%, fast fünf Prozentpunkte mehr als erwartet. Blickt man hinter den Index, erkennt man, dass die Aktien guter und erfolgreicher Gesellschaften bereits wieder neue Höchst generieren oder nahe dran sind.
In abgeschwächter Form gelten diese Trend auch für Europa. Allerdings ist das Gewinnwachstum tiefer, auch weil der stärkere Euro etliche Firmen belastet. Dazu können nicht alle Firmen mit ihren Zahlen gleichermassen überzeugen, so z.B. der französische Autozulieferer Valeo, der am Freitag einen enttäuschenden Ausblick für 2018 gab. Der Aktienkurs brach daraufhin um über 10% ein. Weiter verdichten sich die Anzeichen, dass der Aufschwung an Momentum verliert. So verzeichnete die Erwartungskomponente beim deutschen Ifo-Index im Februar den dritten Rückgang in Folge, wobei sich das Tempo beschleunigte.
Neuerlicher Rückschlag wenig wahrscheinlich
Zusammenfassend könnte die Erholung noch etwas weitergehen. Ein neuerlicher Rückschlag scheint aus heutiger Sicht wenig wahrscheinlich. Eine Rückkehr zur Normalität mit den zuvor sehr tiefen Volatilitäten allerdings auch nicht. Die Zinsgefahr wird die Aktienmärkte immer wieder stören, dies auch vor dem Hintergrund vom Ende des QE’s in Europa und dem Bilanzabbau durch die US-Notenbank.
Investoren sollten sich auf gute Gesellschaften mit intakten Gewinnaussichten konzentrieren. Zu nennen wären etwa die Aktien von Amazon.com, JPMorgan, Xylem, Fiat Chrysler Automobiles, ASML, DSM und Partners Group. (IHAG/mc)