Zürich – In der letzten Woche verbuchten vor allem die europäischen Aktienmärkte ansehnliche Kursgewinne. So stiegen der EuroStoxx50, der Dax und der SMI um 2.8%, 2.2% und 2.3%. In den USA verlief die Entwicklung gemächlicher und der S&P500 notiert innert Wochenfrist lediglich 0.6% höher. Dennoch schaffte der S&P500 knapp ein neues Allzeithöchst. Der technologielastige Nasdaq schaffte ein Plus von 0.9%.
Bei den Währungen setzte sich der Schwächetrend des Dollars fort. Der EUR verteuerte sich gegenüber dem USD um etwa ein Prozent und notierte zum Wochenschluss bei 1.10. Mit dem wieder gefragteren Euro nahm der Aufwertungsdruck auf den Franken sichtlich ab. Über die Woche stieg der EUR/CHF leicht um 0.2%. Ein USD kostet nun wieder 99 Rappen. Der EUR/USD hat unser Kursziel erreicht und eine Konsolidierung erscheint nun wahrscheinlich. Der Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich stellt keine Überraschung mehr dar und ist bereits in den Kursen eskomptiert.
Die Zinsen bewegten sich in der Berichtswoche leicht nach oben. In den USA mit sechs Basispunkten weniger, in Europa war die Aufwärtstendenz mit beispielsweise plus zehn Basispunkten für zehnjährigen deutsche Staatsanleihen grösser.
Trotz des schwachen Dollars verloren Rohstoffe in der letzten Woche teilweise massiv an Terrain. Der Ölpreis war während der ganzen Woche schwächer und zeigte erst am Freitag einen kleinen Rebound. Bei den Industriemetallen korrigierte Eisenerz mehr als 10%, weil der Markt Angst vor einer kreditbedingten Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft hat. Auch Gold konnte sich dem Abwärtstrend bei den Rohstoffen nicht entziehen und korrigierte in der letzten Woche um 3.7%.
Wie geht es an den Börsen weiter?
Die Wirtschaftsindikatoren zeigen ein gemischtes Bild. Die Einkaufsmanager-Indizes der Industrie sind im April sowohl in den USA als auch in China gefallen. Einzig in Europa konnten sie nochmals leicht zulegen. Europa lag auch mit dem BIP-Wachstum im 1. Quartal von annualisiert 2% vor den USA, deren Wirtschaft lediglich um 0.7% expandierte. Ähnlich sieht es beim Gewinnwachstum aus. Nachdem die Zahlen in Europa jahrelang enttäuschten, zeigten die europäischen Aktien im 1. Quartal ein Gewinnwachstum von sehr hohen 22.9%.
In den USA liegt dieser Wert bei etwa 12%, was angesichts des fortgeschrittenen Standes im Wachstumszyklus ebenfalls ein sehr gutes Resultat ist und letztmals vor vier Jahren so hoch lag. Der sich beschleunigende Gewinntrend in Europa und den USA sollte dazu führen, dass das freundliche Umfeld an den Börsen anhält.
Gefahren sehen wir in einem zu starken Fall des Ölpreises gegen 40 Dollar pro Barrel. Dies wäre möglich, wenn die Opec ihre Förderbeschränkungen nicht weiterführt. Eine weitere Gefahr ist eine zu aggressive US-Notenbank. Nachdem das Fed in der letzten Woche auf eine Zinserhöhung verzichtete, wird die nächste anlässlich der Sitzung vom 14. Juni erwartet.
Bei den Einzeltiteln bleiben wir optimistisch für den Industriekonzern Siemens. Die Gesellschaft hat erneut gute und über den Erwartungen liegende Zahlen ausgewiesen. Die meisten der acht Bereiche laufen gut. Allen voran das kurzzyklische Geschäft in der Digital Factory. Weiter kann Siemens von staatlichen Infrastrukturprojekten profitieren. Dazu gehören Investitionen in Energieprojekte (z.B. in Ägypten oder Argentinien) aber auch der Transportinfrastruktur, wo diverse Länder neue Zugsysteme kaufen. (IHAG/mc)