Zürich – Die Wall Street blieb im Korrektur-Modus. Der weiter erstarkende USD sowie die Schuldenkrise in Griechenland wurden als Gründe genannt. Der S&P 500 verlor über die Woche 0.9%. Anders die Börsen in Europa, wo eine Euphorie v.a. im DAX regelrechte Kursorgien auslöste. Der Deutsche Index stieg 3.0% und befindet sich nur noch 100 Punkte unter der 12‘000er Marke. Da konnten der Euro Stoxx 50 mit +0.1% und der SMI mit +0.8% nicht mithalten. Wochengewinner war im SMI mit +7.5% Credit Suisse, gefolgt von Adecco mit +6.7%.
Die EZB startete am Montag mit dem Kauf von Bonds, was die Bondkurse steigen und die Renditen weiter sinken liess. Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen fiel über die Woche von 0.4% auf 0.25%. Nach dem Anspringen der Zinsen in den USA am Freitag der Vorwoche mit dem starken Arbeitsmarktbericht sanken diese wieder auf den Ausgangspunkt bei 2.11% zurück. Das FED ist nun im Dilemma, dass die unaufhörliche Erstarkung des USD bald der Wirtschaft schaden könnte, aber die gute Konjunktur im Inland eigentlich den gefürchteten ersten Zinsschritt bald erforderlich machen müsste.
Euro sackt zum Dollar ab
Der EUR schwächte zum USD in den letzten Tagen wie ein fallendes Messer von 1.09 auf 1.05 ab, worauf sich eine kurze Konsolidierung einstellte. Die Marktteilnehmer scheinen zu über 90% davon auszugehen, dass bald die Parität erreicht werde. Aus einer Contrarian-Perspektive wäre daher kurzfristig eine Gegenbewegung möglich. Auch könnte das FED am 18. März beim FOMC-Meeting den sicher scheinenden Zinsanstieg hinausschieben, um nicht vollends ins Hintertreffen zu geraten. Der CHF/USD kletterte am Mittwoch auf die Parität und hat innert 2 Monaten den Absturz von 15% im „SwExit“ praktisch ausgebügelt. In der Mitte zwischen diesen beiden Währungspaaren steht der EUR/CHF, welcher wie von Zauberhand (SNB?) konstant bei 1.06 gehalten wird.
Der starke USD drückte das Gold und alle übrigen Edelmetalle auf die Nähe der November Tiefkurse. Das Gold schloss im London Fixing bei USD 1‘154 die Unze. Hier müsste es demnächst halten, sonst droht ein weiteres Absacken. Die Seitwärtsbewegung der letzten Tage deutet auf eine Stabilisierung hin. Der Ölpreis war wieder unter Druck, v.a. WTI in den USA. Das Barrel Brent in Europa hielt sich etwas besser, verlor aber dennoch 5% innert einer Woche und fiel auf USD 57.
Bevölkerung den Politikern «betrogen»
Die Bundrendite in Deutschland dürfte weiter unter Null auf bis -0.2% sinken, was Mario Draghi vorerst als Limite erwähnt hat. Vor einem Jahr lag sie bei 2%. Es ist klar, dass die immensen Pensionskassengelder in Europa nun keine Renditen mehr abwerfen und somit die gesamte Bevölkerung von den Politikern „betrogen“ wird. Anstatt endlich schmerzhafte Reformen und Sanierungen anzupacken, wursteln sie sich durch und hoffen auf Besserung irgendwann in weiter Ferne, jedenfalls nicht mehr in ihrer Amtszeit, wo sie sich im gemütlichen Sessel halten können. Der Anlagenotstand zwingt zu Umschichtungen in Aktien und höhere Risiken.
Obwohl dies zu erwarten war, erstaunte der heftige Anstieg in Europa und v.a. beim DAX schon, zumal in den USA die Indices zu einer Korrektur ansetzten. Am Mittwoch sprang der DAX 2.7% in die Höhe, angeführt von Autowerten. Es schien als ob USA-Aktien in europäische umgeschichtet würden, welche wiederum von fallenden EUR profitieren sollten.
Die Stimmung bleibt positiv und der nächste Woche anstehende grosse Derivate-Verfall könnte die Kurse nochmals beflügeln. Auch Äusserungen vom FED werden in diesem Umfeld sehr kursbewegend wirken. Seit anfangs Jahr hat der DAX 21% und seit dem Oktobertiefst fast 40% zugelegt. Vermutlich wird diese Woche im Dax noch die 12‘000er Marke übersprungen. Dieser Trend kann so nicht mehr lange gehalten werden. Die Aktivitäten der privaten Investoren scheinen sich bereits abzukühlen. Aber bei Umschichtungen können Kapitalflüsse länger dauern bis die Luft draussen ist.
Adecco mit Potential
Falls man auf den Zug der Konjunkturerholung und von Momentum aufspringen will, hat Adecco mit der vom Management erwarteten Erholung in Europa weiteres Potential. Unser neues Kursziel liegt bei CHF 90.
Eine Event Driven Story sehen wir in Credit Suisse mit der Ernennung eines Outsiders zum CEO, welcher zu Beginn sicher mit ambitionierten Zielen starten und einen weiteren Umbau vornehmen wird. Ohne interne Seilschaften kann er bei den Kosten ansetzen. Dies wird die Kursfantasie am Laufen halten und auch kurzfristige Restrukturierungsbelastungen werden den Aktienkurs kaum belasten. Dem risikobewussten und emotionslosen Investor eröffnet sich mittelfristig ein gutes Kurspotential, zumal Banken generell und Credit Suisse im Speziellen in den Portfolios untergewichtet sein dürften und dies bei weiteren Kursavancen Handlungsbedarf auslöst.
Ein noch nicht zu hoch bewerteter Titel findet sich in der Deutschen Post. Der CEO Appel bringt seit mehreren Jahren einen stetigen Gewinnanstieg, welcher im laufenden Jahr nur gut 5% betragen soll, aber sich 2016 dann wieder auf 11% beschleunigen könnte. Die Bewertung ist bei einem P/E 2015 von 16x moderat, v.a. im Vergleich zu Konkurrenten in derselben Branche sowie mit anderen stabilen Wachstumswerten. Die Dividendenrendite beträgt immerhin 3.2%. (IHAG/frp/mc/ps)