Im Herzen war er immer ein Händler

Im Herzen war er immer ein Händler

Oswald Grübel geht zum zweiten Mal in Rente.

Zürich – Oswald Grübels Rücktritt vom Chefposten bei der UBS markiert das Ende seiner über 40 Jahre Arbeit in der Schweizer Finanzwelt. Dem knorrigen Top-Banker steht das Verdienst zu, beide Schweizer Grossbanken aus schwersten Krisen geführt zu haben. Doch er hat sich auch zur Zielscheibe von Kritik gemacht.

Sein Abgang ist begleitet vom Riesenknall, den ein Händler in London mit einem Milliardenverlust im Handel ausgelöst hat. Dass die UBS auch nach der Finanzkrise eine an Risiken gewöhnte Investmentbank im grossen Stil führt, geht auch auf den Chef zurück. Grübel, selbst ein ehemaliger Händler, hielt immer an der Sparte fest.

Zurück aus der Pension
Als er im Februar 2009 das Ruder der schlingernden UBS übernahm, war Grübel bereits pensionierter Chef der Credit Suisse (CS). Er habe in einen Abgrund geblickt, sagte Grübel, als er damals die Bücher der UBS anschaute. Diese hatte soeben 21 Mrd CHF Verlust bekannt gegeben und war nur dank Staatshilfe am Leben geblieben.

Tausende Stellen gestrichen
Grübel griff mit harter Hand durch und strich tausende Stellen. Gebetsmühlenartig wiederholte er nach jedem Quartal, dass er den dramatischen Kundengeldabfluss stoppen wolle. Ende 2010, nach zehn Quartalen, gelang dies. Auch die Gewinne sprudelten wieder, aber bald nicht mehr so üppig wie noch vor der Krise.

Grübel, ein Kriegswaise aus Ostdeutschland, der seine Laufbahn mit einer Banklehre begonnen hatte, wurde anfänglich gelobt für seinen Kampf, die UBS wieder auf Kurs zu bringen. Als die Regulatoren das Korsett um die Grossbanken enger zu schnüren begannen, eckte Grübel mit seiner unverblümten Art aber an.

Bundesbern auf Grübel nicht gut zu sprechen
Der Top-Banker träumte davon, dass die UBS pro Jahr bald wieder 15 Mrd CHF Gewinn schreibt, zumindest vor Steuern. Mit einem strengen Regulierungsregime, eine für Banken ungeliebte Folge der Finanzkrise, wird der Spielraum für Banken aber enger. Die Politik «demontiere» den Finanzplatz Schweiz, rief er den Gesetzgebern in Bern zu. Goutiert wurde das nicht, denn noch war die Staatsrettung des UBS im Jahr 2008 in bester Erinnerung.

Grübel, der immer an die Märkte glaubte und wohl im Herzen ein Händler geblieben war, sprach laut und mehrfach vom möglichen Wegzug zumindest von Teilen der UBS, als die neuen und viel strengeren Kapitalvorschriften für die Schweizer Grossbanken Anfang dieses Jahres langsam Gestalt annahmen.

CS wieder auf Erfolgskurs gebracht
Auch wenn die Finanzkrise 2008/2009 ganz neue Herausforderungen geschaffen hatte, für Grübel war das Sanieren nicht neu. Nachdem die CS wegen der Versicherungstochter Winterthur und wegen der Investmentsparte First Boston 2002 einen Milliardenverlust eingefahren hatte, brachte Grübel die Bank wieder auf Erfolgskurs.

Er verkaufte 2006 die Winterthur Versicherungen, die heute profitabel unter französischem Dach arbeitet. Was man Grübel auch zugute halten kann, ist, dass er nicht wie UBS-Chef Marcel Ospel die CS so tief in den US-Hypothekensumpf hineingeritten hatte, dass sie danach beinahe kollabierte.

Brummig-grimmig, ruppig, gnadenlos – aber auch humorvoll
Grübels Aura hat massgeblich seine direkte Art geprägt. Als ihn die Nachrichtenagentur sda am Tag seiner Ernennung zum UBS-Chef nach seinem Lohn fragte, sagte er salopp: «Ich bekomme 3 Mio Franken. Aber das ist nicht der Grund, weswegen ich den Job mache.» Die meisten Top-Manager schweigen dagegen vornehm, wenn es um ihre in der Regel noch üppigere Bezahlung geht.

Die brummig-grimmige Art Grübels kann man kaum als freundlich bezeichnen. Er paarte seine trockenen Sprüche aber häufig mit Humor – der zumindest bei jenen, die bei seinen öffentlichen Auftritte häufiger dabei waren, fast schon legendär ist.

Ruppiger war Grübel wohl zeitlebens zu seinen Mitarbeitern. Nachdem er UBS-Chef geworden war, wechselte er die halbe Chefetage aus und holte ehemalige Gefolgsleute aus der CS. Es gab viele, die mit Grübel nicht zusammenarbeiten wollten oder konnten. Das lag auch an seiner gnadenlosen Art, wie er von seinen Führungskräften Leistung forderte. (awp/mc/pg)

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