Bern – Während der Coronapandemie haben Schweizerinnen und Schweizer beim Bezahlen im Restaurant oder in Läden deutlich mehr zur Karte gegriffen oder Bezahl-Apps benutzt als vor der Pandemie. Bargeld bleibt in der Schweiz aber hoch im Kurs und ein äusserst beliebtes Zahlungsmittel, wie eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zeigt.
In den meisten Portemonnaies der Schweizer hat Bargeld seinen festen Platz: Von den in der SNB-Studie letzten Herbst befragten Personen gaben 97 Prozent an, stets Bargeld für alltägliche Zwecke zu halten. Dabei werde das Bargeld vor allem für kleinere Ausgaben im Betrag von 20 Franken oder weniger verwendet, sagte Dewet Moser, stellvertretendes Mitglied des SNB-Direktoriums, am Mittwoch vor den Medien.
Karten und Bezahl-Apps holen auf
Allerdings hat das bargeldlose Bezahlen seit der ersten SNB-Studie zum Zahlverhalten aus dem Jahr 2017 stark an Gewicht gewonnen. Wurden damals noch 70 Prozent der «unregelmässig getätigten» Zahlungen mit Bargeld beglichen, waren es 2020 nur noch 43 Prozent. Die Anteile der Zahlungen mit Debit- (auf 33% von 22%) und Kreditkarten (auf 13% von 5%) haben sich deutlich erhöht.
Am Transaktionswert der Zahlungen gemessen hat die Debitkarte das Bargeld als wichtigstes Zahlungsmittel sogar abgelöst. Der Wertanteil der Debitkarte kletterte auf ein Drittel (2017: 29%), wogegen der Bargeld-Anteil auf knapp einen Viertel von zuvor 45 Prozent gefallen ist. Mittlerweile besitzen über 90 Prozent der Studienteilnehmer eine Debitkarte und gut drei Viertel sind im Besitz einer Kreditkarte.
Auf dem Vormarsch sind auch die Bezahl-Apps, wenn auch auf einem klar tieferen Niveau. Waren sie 2017 noch eine Randerscheinung, so nutzt nun fast die Hälfte der Befragten eine Bezahl-App. Zugleich hat sich ihr wertmässiger Anteil beim Zahlen laut Studie von praktisch null auf 4 Prozent erhöht. Am stärksten verbreitet in der Schweiz sei Twint, hielt Moser fest.
Corona als Beschleuniger
Karten oder Bezahl-Apps als Zahlungsmittel nehmen an Bedeutung zu. Diesen Trend habe die Coronapandemie noch verstärkt, sagte Moser. Insbesondere an stark frequentierten Orten wie Supermärkten oder Restaurants sei die Karte in Pandemiezeiten vermehrt zum Begleichen der Rechnungen benutzt worden. Entscheidend dürfte da die Sorge vor einer Ansteckung mit dem Virus gewesen sein.
Hinzu kommt laut SNB das raschere und reibungslosere Funktionieren von Kartenzahlungen. Die Karten hätten in der Bevölkerung über die Jahre an Beliebtheit und Akzeptanz gewonnen, hiess es. Wesentliche Faktoren dafür sei die Erhöhung der PIN-Eingabegrenze von 40 auf 80 Franken sowie die Zunahme an kontaktlosen Bezahlfunktionen für Karten gewesen.
Moser geht davon aus, dass sich das kontaktlose Zahlen in Zukunft weiter verbreiten wird. «Bargeld wird aber weiterhin seine wichtige Rolle als Zahlungsmittel behalten», ist Moser überzeugt. Nach wie vor weit verbreitet sind in der Schweiz die 200er- und 1000er-Noten. Sie werden für grosse Anschaffungen wie Autos oder Möbel sowie für die Wertaufbewahrung rege benutzt.
Kaum Einfluss auf Geldpolitik
Für die Geldpolitik der SNB spiele der Trend hin zum kontaktlosen Bezahlen kaum eine Rolle, sagte Moser. Die Geldpolitik orientiere sich an den Zinsen und den Entwicklungen an den Devisenmärkten. Auch die Schaffung eines digitalen Frankens steht aktuell nicht auf der To-do-Liste der SNB. «Wir beobachten aber die Entwicklungen bei digitalen Währungen und die möglichen Einflüsse auf die Stabilität des Finanzsystems genau», erklärte Moser. (awp/mc/pg)