Immer mehr US-Notenbanker signalisieren schnelle Zinserhöhung
Frankfurt / Harvard – Immer mehr US-Notenbanker geben deutliche Hinweise auf eine schnelle Zinserhöhung in den USA. In der Nacht zum Donnerstag hat auch Direktoriumsmitglied Lael Brainard Signale für eine erneute Anhebung des Leitzinses in den USA bei der nächsten Zinssitzung Mitte des Monats geliefert. Bei dem zu erwartenden Aufschwung sei eine «frühe» Gegenbewegung zur zuletzt lockeren Geldpolitik angemessen, sagte Brainard in einer Rede an der Harvard Universität. Als Gründe nannte sie gute Konjunkturdaten, eine steigende Inflation und die robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt.
Kurz zuvor hatte sich bereits der US-Notenbanker Robert Kaplan für eine baldige Leitzinsanhebung ausgesprochen. «Wir sollten den Prozess schrittweiser Zinsanhebungen beginnen», sagte der Präsident der regionalen Notenbank von Dallas am Mittwochabend bei einer Diskussionsrunde. Im Verlauf der Woche hatte es bereits ähnliche Äusserungen von anderen US-Währungshütern gegeben.
Geldpolitische «Taube»
Die Stimme von Brainard sticht dabei etwas aus dem Chor der übrigen Währungshüter heraus. Sie ist Mitglied des Fed-Direktoriums und wird als geldpolitische «Taube» eingeschätzt. Sie steht also für eine eher lockere Geldpolitik. Nach den Brainard-Aussagen «sieht der Devisenmarkt einen Zinsschritt der Fed bereits auf der März-Sitzung als immer wahrscheinlicher an», kommentierte Expertin Esther Reichelt von der Commerzbank.
Aktuell wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im März an den Finanzmärkten mit 86 Prozent eingeschätzt. Zum Vergleich: Ende der vergangenen Woche lag die Wahrscheinlichkeit noch bei etwa 30 Prozent. Zuletzt hatte die Fed den Leitzins im Dezember angehoben und in die Spanne zwischen 0,50 Prozent und 0,75 Prozent gesetzt.
Während die Finanzmärkte nach den ersten deutlichen Hinweisen auf eine schnelle Zinserhöhung zur Wochenmitte noch mit deutlichen Kursbewegungen reagiert hatten, hielten sich die Marktreaktionen nach den jüngsten Aussagen eher in Grenzen. Der US-Dollar erhielt nur noch leichten Auftrieb und die Renditen für US-Staatsanleihen sind zuletzt kaum noch gestiegen.
Neue Hinweise erhoffen sich die Anleger nun von Reden weiterer wichtiger US-Notenbanker, die am Freitagabend auf dem Programm stehen. Die Auftritte der US-Notenbankchefin Janet Yellen und ihres Stellvertreters Stanley Fischer dürften daher stark beachtet werden. Die nächste Zinsentscheidung der Fed wird am 15. März veröffentlicht. (awp/mc/ps)