Manu Vandenbulck, Senior Investment Manager bei ING IM.
Frankfurt am Main – Wenn man rein auf die Dividendenrenditen schaut, sollten Anleger aus den westlichen Industrieländern nach Auffassung von ING IM stärker auf Schwellenländer setzen, in denen das Dividendenwachstum durch eine niedrige Unternehmensverschuldung und hohe Rentabilität gestützt wird.
Für die Zukunft geht ING IM davon aus, dass Dividendenerträge einen grösseren Beitrag zu den Gesamtrenditen von Schwellenländeraktien leisten werden, da es schwierig werden dürfte, erneut solche Kapitalzuwächse wie im vergangenen Jahrzehnt zu erzielen
Manu Vandenbulck, Senior Investment Manager bei ING IM, erklärt:
„Anleger aus den westlichen Industrieländern haben bisher auf Erträge in den Schwellenländern gesetzt, indem sie in multinationale Konsumgüterunternehmen investierten, die einen grossen Teil ihrer Gewinne in den Schwellenländern erwirtschaften. Wenn man jedoch rein auf die Dividendenrenditen schaut, sollten die Anleger in Erwägung ziehen, ihr Engagement in Unternehmen aus den Schwellenländern selbst zu erhöhen.“
„Die Dividendenrendite von Schwellenländeraktien liegt derzeit mit 3% höher als in einigen wichtigen Industrieländern, z.B. den USA oder Japan, wo sie 2% bzw. 2,6% beträgt. Dieses Jahr werden Unternehmen aus den Schwellenländern 35% der einbehaltenen Gewinne als Dividenden ausschütten, d.h. ein Drittel mehr als im Jahr 2000.“
Der Investmentmanager weist darauf hin, dass in den Schwellenländern mehr Unternehmen Dividenden ausschütten als in den Industrieländern; die jeweiligen Anteile liegen bei rund 85% bzw. 82%. Derzeit bieten rund 600 Schwellenländeraktien, die hinreichend liquide für institutionelle Anleger sind, Dividendenrenditen von über 2% an. Dementsprechend bieten derzeit über 600 Schwellenländeraktien weltweit eine Dividendenrendite von über 2% und sind hinreichend liquide für institutionelle Anleger.
ING IM führt desweiteren aus, dass ein Fremdwährungsengagement für die Anleger auch vorteilhaft sein kann. Anleger aus den westlichen Industrieländern, die in jüngster Zeit Dividenden in indonesischen Rupiah oder brasilianischen Real erhielten, konnten attraktive Wechselkursgewinne verbuchen.
Nach Auffassung von ING IM sprechen gleich mehrere Argumente für Investitionen in Dividendentitel aus Schwellenländern:
Bessere Kapitaldisziplin und bessere Kenntnis der Aktionäre
Unternehmen aus Schwellenländern sind inzwischen besser für Investitionen geeignet, da ihre Dividendenzusagen das Interesse an und die Rechenschaftspflichten gegenüber den Aktionären erhöhen.
Geringere Verschuldung und steigender Cashflow
Unternehmen aus Schwellenländern sind niedriger verschuldet als Unternehmen aus Industrieländern, und viele von ihnen streichen rascher Liquidität ein als sie Dividenden ausschütten. Dies spricht für die Nachhaltigkeit und mögliche Steigerungen der Dividendenzahlungen.
Politik der Regierungen
Zahlreiche börsennotierte Unternehmen aus Schwellenländern werden zum Teil von den jeweiligen Regierungen gehalten, und es gibt Anzeichen dafür, dass der Staat in manchen Fällen Zugriff auf die Barmittel dieser Unternehmen haben möchte.
Im vergangenen Jahr gab Gazprom, das grösste Unternehmen in Russland, bekannt, dass es die Dividendenzahlungen verdoppeln und die Investitionsausgaben um 40% kürzen würde. In Indien hat die Regierung staatlich geführte Unternehmen wie z.B. ONGC und SAIL zu Dividendenerhöhungen aufgefordert. Dies hat unter anderem den Grund, dass einige dieser Länder Bargeld benötigen, um ihren politischen Aufgaben nachzukommen. Dividenden spielen dabei eine Schlüsselrolle. Vor diesem Hintergrund können Minderheitsaktionäre häufig von hohen Dividendenzusagen profitieren, was auch dazu beigetragen hat, dass die Aktien vieler staatlicher Unternehmen gut abschneiden.
Reife Unternehmen
Die Schwellenländer weisen bessere Fundamentaldaten auf als die westlichen Industrieländer, aber das Dividendenpotenzial von Schwellenländeraktien wird häufig übersehen. Die Gewinne wachsen in den Schwellenländern nahezu doppelt so stark wie in den Industrieländern, und Schwellenländeraktien haben im vergangenen Jahrzehnt deutlich besser abgeschnitten als Industrieländeraktien.
Ausserdem haben sich Dividendentitel in Wachstumsregionen wie den Schwellenländern besonders gut entwickelt. In Asien haben die Aktien mit den höchsten Dividendenrenditen in den vergangenen 15 Jahren sowohl die breiter angelegten Indizes als auch die Unternehmen mit den stärksten Wachstumsraten geschlagen.
Manu Vandenbulck zieht das Fazit: „Es ist kein Geheimnis, dass Schwellenländeraktien bisher wegen ihrer kräftigen potenziellen Kapitalzuwächse als attraktiv angesehen wurden. Investitionen in diese Assetklasse werden jedoch zunehmend auch wegen der Dividendenrenditen interessant. Zahlreiche Schwellenländer haben sich gut entwickelt und bieten Investmentchancen, die zu den besten der Welt gehören – sowohl im Hinblick auf den Kapitalzuwachs als auch im Hinblick auf die Dividendenrenditen.
Allerdings ist Erfahrung ganz wichtig, wenn man hier Gewinne machen will. So basiert die Dividendenpolitik zahlreicher Unternehmen in den Schwellenländern schlicht darauf, dass ein bestimmter Teil der Gewinne ausgeschüttet wird. Dementsprechend sind die Dividenden ebenso volatil wie die Gewinne. In einigen Ländern wie z.B. Brasilien und Taiwan sind die Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet, einen bestimmten Prozentsatz der Gewinne als Dividenden auszuschütten. Dadurch erweitert sich zwar das Spektrum an Unternehmen, in das an Dividenden interessierte Anleger in den Schwellenländern investieren können; die Dividenden sind aber nicht unbedingt langfristig tragbar. Unternehmen mit einer „fortschrittlichen Dividendenpolitik“ sind in den Schwellenländern bisher selten zu finden.“ (ING IM/mc)