ING will europäisches Versicherungsgeschäft an Börse bringen

Ralph Hamers

Ralph Hamers, CEO ING Group. (Foto: ING)

Ralph Hamers, CEO ING Group. (Foto: ING)

Amsterdam – Die Pläne des niederländischen Finanzkonzerns ING für einen Börsengang seines europäischen Versicherungsgeschäfts nehmen Gestalt an. Noch im laufenden Jahr wollen die Niederländer die Sparte aufs Parkett bringen. Bis Ende 2015 sollen mehr als 50 Prozent veräussert werden und bis Ende 2016 sollen alle Anteile verkauft und die Auflagen der Europäischen Kommission damit erfüllt sein. Diese hatte die ING gezwungen, sich von der Versicherungssparte zu trennen. Das ist der Preis, den der Finanzkonzern für die Rettung durch den Staat nach der Lehman-Pleite zahlen muss. Die Aktie reagierte mit einem kleinen Plus zum Handelsstart auf die Nachrichten.

«Wir wollen das Geschäft noch im Laufe des Jahres an die Börse bringen», sagte Unternehmenschef Ralph Hamers am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Die Sparte, die seit ein paar Monaten unter dem Namen «NN Group» firmiert, soll an der Börse Euronext in Amsterdam notiert werden, wie das im EuroStoxx 50 gelistete Unternehmen weiter in Amsterdam mitteilte.

Möglicherweise grösster IPO in Europa 2014
Der Gang aufs Parkett könnte der grösste in Europa in diesem Jahr sein. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg von vergangener Woche wollen die Niederländer bei dem Börsengang bis zu zwei Milliarden Euro erlösen. Das Versicherungsgeschäft würde dabei mit rund acht Milliarden Euro bewertet.

Mit RRJ Capital, Temasek und Seatown hatte sich der niederländische Finanzkonzern Ende April bereits drei Anker-Investoren an Bord geholt. Die drei Finanzinvestoren pumpen insgesamt 1,275 Milliarden Euro in die Sparte. Zudem haben sie zugesagt, beim Börsengang der Sparte Papiere für 150 Millionen Euro zu zeichnen.

Konzern im Zuge der Finanzkrise aufgespaltet
ING war nach der Lehman-Pleite vom niederländischen Staat gestützt worden. Wegen der erhaltenen Hilfe muss der Konzern seine Versicherungsbereiche losschlagen. Vom einst einzigen bedeutenden Allfinanzkonzern Europas soll nur noch ein streng auf das Bankgeschäft zugeschnittenes Unternehmen übrig bleiben.

Den Grossteil der erzwungenen Abspaltung hat ING inzwischen abgeschlossen. So fand sich 2013 auch ein Käufer für die südkoreanische Lebensversicherungstochter. Das Geschäft in den USA hat der Konzern bereits an die Börse gebracht. Mittlerweile halten die Niederländer nur noch etwas mehr als 40 Prozent an dem dortigen Versicherer, der inzwischen den Namen Voya trägt. Ähnliche Pläne gibt es für die Sparte in Japan, die sich bislang als unverkäuflich erwies.

Glänzendes Geschäft für niederländische Steuerzahler
Die milliardenschwere Rettung der ING hat sich für die niederländischen Steuerzahler zunehmend zu einem glänzenden Geschäft entwickelt. Ende März hatte das Institut weitere 1,23 Milliarden Euro an den Staat zurückgezahlt, davon waren etwa ein Drittel Zinsen. Damit summieren sich die Rückzahlungen inzwischen auf 12,5 Milliarden Euro. In der Finanzkrise war der Konzern mit 10 Milliarden Euro Staatshilfe vor dem Zusammenbruch gerettet worden. Noch hat die ING allerdings nicht die kompletten Schulden getilgt. Offen sind gut eine Milliarde Euro, die spätestens im Mai 2015 beglichen sein sollen. (awp/mc/upd/ps)

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