Insideraffäre um Rajaratnam: Alles nur aus Liebe
Raj Rajaratnam, Gründer Hedgefonds Galleon Group.
New York – Die Wall-Street-Insideraffäre rund um den Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam ist um eine Facette reicher geworden: Der Anwalt der mitangeklagten ehemaligen Aktienhändlerin Danielle Chiesi bat das Gericht, Milde walten zu lassen. Seine Mandantin habe bei dem Spiel nur aus Liebe mitgemacht. Er beschrieb sie als anständige Person, die nur ausgenutzt worden sei.
Chiesi drohen bei einer Verurteilung fast vier Jahre Haft. Sie hatte bereits gesagt, dass sie sich schäme. Dani – wie sie ihr Anwalt fast durchgängig in einem Schreiben ans Gericht nennen – sei von ihrem Chef und langjährigen Geliebten Mark Kurland regelrecht abhängig gewesen. Kurland hatte bei dem Insiderhandel mitgemacht und ist genauso wie die zentrale Figur Rajaratnam bereits verurteilt worden. «Drei Dinge haben für Danielle in ihrem Leben eine Rolle gespielt – ihre Familie, ihr Beruf und Mark Kurland», schrieb der Anwalt. «Dani war, ich würde sogar eher sagen, sie ist immer noch in ihn verliebt.»
«Sie wusste, dass es falsch war»
Der Anwalt zitierte in dem Schreiben vom Montag eine ganze Reihe Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die Chiesi als guten Menschen beschrieben. So kam eine ehemalige Nachbarin zu Wort, die sich bei Chiesi dafür bedankte, dass sie ihr während eines Krebsleidens beigestanden habe. Oder ihr Cousin, der die Grosszügigkeit seiner Cousine lobte, wenn es jemandem in der Familie mal finanziell oder menschlich schlecht gegangen sei. Das solle aber keine Entschuldigung für die Verfehlungen sein, schrieb der Anwalt. «Sie wusste, was sie tat.» Chiese soll Kurland sowie Rajaratnam mit Insider-Tipps über grosse Konzerne versorgt haben. «Sie wusste, dass es falsch war.» Deshalb habe sie sich auch bereits schuldig bekannt. Der ebenfalls geständige Kurland hatte 27 Monate Gefängnis bekommen. Das Strafmass für Rajaratnam steht noch nicht fest; er streitet weiterhin jede Schuld ab.
Wall Street in Aufruhr
Das Urteil gegen Chiesi soll noch diesen Monat fallen. Die Ermittler haben etliche Tonbandmitschnitte von Gesprächen gegen sie in der Hand. Die Insideraffäre hatte die gesamte Wall Street in Aufruhr versetzt. Die Informanten sassen den Erkenntnissen zufolge bis in die höchsten Positionen namhafter Konzerne wie IBM oder Intel. Das Handeln mit Aktien auf der Grundlage geheimer Vorab-Informationen (Insiderwissen) ist verboten, weil es andere Anleger benachteiligt. (awp/mc/ps)