Investitionsstudie: China wird F&E-Labor globaler Unternehmen

Investitionsstudie: China wird F&E-Labor globaler Unternehmen

China-Studie von Arthur D. Little (Foto: Arthur D. Little)

Düsseldorf – In China spielen Investitionen ausländischer Unternehmen seit Beginn der wirtschaftlichen Öffnung des Landes eine zentrale Rolle, haben sie doch das außergewöhnliche Wirtschaftswachstum ermöglicht. Mit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2009 haben sich allerdings die Direktinvestitionen deutscher und ausländischer Unternehmen in China stark verändert. Eine neue Studie der Strategieberatung Arthur D. Little untersucht daher, wie weit China bei Investitionsentscheidungen noch oben auf der Agenda großer Unternehmen steht.

Darüber hinaus gingen die Autoren der Frage nach, was die Erfolgsfaktoren für Investitionen in China sind und warum Innovationen eine so hohe Bedeutung für den chinesischen Markt haben. Die Mehrheit (60%) der teilnehmenden Unternehmen haben seit 2009 in China investiert, doch nun planen über 90% dieser Unternehmen ihre dortigen Investitionen in den kommenden drei Jahren zu steigern. Dafür avancierte ein Treiber zum ausschlaggebenden Faktor: 18% der Unternehmen investieren in China, weil sie dort wettbewerbsfähige Produkte für andere Märkte entwickeln wollen. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2009 und 2011 waren dies noch 6%.

Mit den steigenden Investitionen verändern sich jedoch auch die Investitionsstrategien: Standen bei stark investierenden Unternehmen bisher vor allem Großstädte wie Beijing, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen im Fokus der Investitionsentscheidung, werden künftig kleinere Städte von den Investitionen profitieren. Damit verschieben sich die Gelder von den Städten an der chinesischen Ostküste zunehmend in die westlicheren inländischen Regionen von China. Dies liegt vor allem an den niedrigeren Löhnen im Landesinneren, der dort steigenden Nachfrage und der verbesserten Infrastruktur.

Verschiebung der Investitionen von Verkaufskanälen zu Produkt- und Service-Innovationen
Der Studie zufolge wird sich aber nicht nur die Geographie der Investitionsentscheidungen verschieben, sondern auch die Unternehmensbereiche, in die investiert wird: So wollen die befragten Unternehmen in den kommenden Jahren 40 % weniger in die Entwicklung von Verkaufskanälen investieren. Stattdessen verschieben sich diese Budgets in Richtung Produkt- und Service-Innovationen, für die bis 2014 ein Investitions-Plus von 54% prognostiziert wird. Auch die Investitionen für unternehmenseigene Forschungs- und Entwicklungsabteilungen („F&E“) werden künftig an den chinesischen Standorten mit 79% stark hochgefahren. Diese Umfrageergebnisse decken sich mit einer Arthur D. Little-Studie zum Innovationsmanagement im Jahr 2020 aus dem Jahr 2011. Die Studie kam zu dem Schluss, dass – entgegen allen Mantras des europäischen Selbstbewusstseins – die Globalisierung der Arbeit auch vor Forschung und Entwicklung nicht mehr Halt macht. Traditionelle Investitionsbereiche wie Aufstockung von Kapazitäten und Produktion bleiben von diesen Trends unberührt. Hier steigen nach Einschätzung die Studienteilnehmer ihre Investitionen nur leicht um 1%.

Steigende Arbeitskosten als grösste Herausforderung
Zu den größten Herausforderungen für die Unternehmen bei ihren Investitionsentscheidungen gehören die steigenden Arbeitskosten. 2009-2011 waren diese für 18% der investierenden Unternehmen ein Thema, dieser Anteil steigt bis 2014 auf 25%. Weniger problematisch hingegen ist zusehends die Überwindung kultureller Schwierigkeiten: Der Wert sinkt hier von 18% auf 7%. Zudem rechnen 23 % aller Studienteilnehmer in den kommenden Jahren mit Schwierigkeiten bei der Suche nach passenden Fachkräften für ihr Unternehmen. Die Entwicklungen verdeutlichen, dass Investitionen immer auch direkt oder indirekt mit Innovationen an den betroffenen Standorten verbunden sind. Als wichtigsten Grund für entsprechende Innovationen nannten 34% der Teilnehmer, dass ihre Produkte oder Dienstleistungen an die Bedürfnisse der chinesischen Kunden angepasst werden müssten, denn: Chinesische Käufer favorisieren beispielsweise größere Autos und einen hohen Standard an technischen Entertainmentsystemen. Solche unterschiedliche Vorstellungen der chinesischen Käuferschaft sind auch in anderen Branchen zu beobachten.

Wilhelm Lerner, Partner bei Arthur D. Little in Frankfurt, über die Studienergebnisse: „Die Ergebnisse zeigen die ungebrochen hohe Bedeutung des Investitionsstandortes China für deutsche und globale Unternehmen. China entwickelt sich mit den zunehmenden Investitionen von der Werkbank des Westens zu einem progressiv-innovativem Land. Deshalb müssen ausländische Unternehmen ihre Strategien daran nun dringend anpassen.“

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