Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner.
Buenos Aires – Argentinische Staatsanleihen haben zum Wochenauftakt massive Kursverluste verzeichnet. Im Gegenzug kletterten die Renditen auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren. Grund für das Misstrauen der Anleger ist die jüngste Entwicklung im Rechtsstreit des südamerikanischen Landes mit aggressiven Hedgefonds. Am Freitag hatte die Regierung den internationalen Gläubigern ein Kompromissangebot gemacht, dem Experten jedoch wenig Aussicht auf Erfolg bescheinigen. Einigen sich die Parteien nicht, droht Argentinien die Staatspleite.
Am Montag sprangen die Renditen für argentinische Staatspapiere mit Laufzeit bis 2033 um 33 Basispunkte auf 16,81 Prozent. Damit erreichten sie den höchsten Schlusskurs seit Juni 2009. Der ohnehin schon stark in Mitleidenschaft gezogene Kurswert der Titel fiel um 1,09 Cent auf 52,66 Cent pro US-Dollar Nominalwert. Im Handelsverlauf war der Kurs zuvor sogar bis auf 51,76 Cent gefallen.
Argentinien muss Schulden von 1,3 Mrd Dollar begleichen
Argentinien streitet mit einer Investorengruppe unter Führung der aggressiven US-Hedgefonds NML Capital und Aurelius Capital Partners. Der New Yorker Bezirksrichter Thomas Griesa hatte das südamerikanische Land Ende Oktober verurteilt, Schulden in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar bei den Fonds zu begleichen. So lange dies nicht passiert, verbietet der Richterspruch der Regierung, Anleihen anderer Gläubiger zu bedienen. Am Freitag legte die argentinische Regierung einen Auszahlungsplan vor, nun müssen Berufungsrichter entscheiden.
Zweite Staatspleite?
Doch Experten sehen im neuen Angebot aus Buenos Aires im Wesentlichen eine Neuauflage der Offerten, die von den Hedgefonds bereits in der Vergangenheit abgelehnt worden waren. «Argentinien zeigt dem Gericht die lange Nase», kommentierte Analyst Joshua Rosner von der Investmentfirma Graham Fisher. Wenn das Berufungsgericht das Urteil aus der Vorinstanz bestätigt und die Hedgefonds den Auszahlungsplan nicht akzeptieren, kann Argentinien ausstehende Staatsschulden über 43 Milliarden Dollar nicht begleichen. Dem Land stünde die zweite Staatspleite innerhalb von kaum mehr als zehn Jahren bevor.
Hintergrund
Argentinien hatte sich Ende 2001 für zahlungsunfähig erklärt. Staatsschulden im Gesamtvolumen von fast 100 Milliarden Dollar waren von der Pleite betroffen. Etwa 91 Prozent der Investoren erklärten sich später bereit, ihre Anleihen gegen neue zu tauschen. Sie nahmen massive Verluste in Kauf, um nicht völlig leer auszugehen. Die Hedgefonds beteiligten sich an diesem Schuldenschnitt aber nicht und bestehen auf volle Rückzahlung inklusive aufgelaufener Zinsen. Sie hatten ihre Anleihen zu Schleuderpreisen gekauft, als die Pleite bereits abzusehen war. Die argentinische Regierung bezeichnet die Fonds deshalb als «Aasgeier». Da die Anleihen, um die gestritten wird, in US-Dollar unter amerikanischem Recht ausgegeben wurden, laufen die Verfahren vor New Yorker Gerichten. (awp/mc/pg)